Logo
Anzeige
Anzeige

Alfred Artner, passionierter Funker aus Wolnzach, berichtet von der Kommunikation zwischen Schülern und  US-Astronautin Sunita Williams.

(ty) Dass ihnen ihr Hobby selbst zu fernsten Welten Zugang verschaffen kann, haben jetzt auch Amateur-Funker aus der hiesigen Region erleben dürfen, besser gesagt: miterleben. Denn sie konnten vor einigen Tagen an ihren Geräten mitverfolgen, wie Gymnasiasten aus Meschede (Nordrhein-Westfalen) mit der US-amerikanischen Astronautin Sunita Lyn Williams, die sich zur Zeit auf der internationalen Raumstation ISS befindet, über deren Arbeit im Weltall sprachen. Alfred Artner aus Wolnzach war einer der Zuhörer. "Das war schon eine spektakuläre Sache", berichtet der 71-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. "Es hat sich angehört wie am Telefon, laut und deutlich, als würde sich die Astronautin um die Ecke befinden."

Wie Artner erklärt, haben Schulen regelmäßig die Möglichkeit, sich für eine Funkverbindung mit der ISS zu bewerben. Vor etlichen Jahren seien auch Gymnasien aus München und Dachau ausgewählt worden. Damals sei ein Gespräch mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst zustande gekommen. Diesmal erhielten 17 Schülerinnen und Schüler aus Meschede die Gelegenheit, per Funk den Kontakt mit Sunita Lyon Williams unter ihrem offiziellen Rufzeichen KD5PLB aufzunehmen und ihr Fragen zu stellen.

"Aufgrund der enormen Geschwindigkeit der ISS, die die Erde in etwa 90 Minuten in einer Höhe von rund 400 Kilometern einmal umrundet, war das Kommunikations-Fenster auf etwa sechs bis sieben Minuten begrenzt", erläutert Artner, der beim Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) für die Öffentlichkeits-Arbeit im Distrikt Oberbayern verantwortlich ist. Auch etlichen Funk-Amateuren aus Oberbayern sei es gelungen, die Antworten der Astronautin klar und deutlich zu empfangen, erzählt er von der spektakulären Aktion.

"Sogar mit einem kleinen Hand-Funkgerät war es mir möglich, die Stimme von Sunita Williams einwandfrei zu verstehen", so Artner gegenüber unserer Zeitung. Besonders für Jugendliche sei es aber immer ein eindrucksvolles Erlebnis, mit solch besonderen Stationen zu funken – sei es auf der ISS im Weltall oder auch mit der deutschen Antarktis-Station "Neumayer III" im ewigen Eis. Nach Artners Angaben besitzen Astronauten Amateurfunk-Rufzeichen, um unabhängig von kommerziellen Kommunikations-Systemen in ihrer Freizeit den direkten Kontakt zur Erde aufnehmen zu können.

Das "Ariss"-Programm – die Abkürzung steht für "Amateur Radio on the International Space Station" – biete Schülern weltweit die einmalige Gelegenheit, direkt mit Astronautinnen und Astronauten auf der internationalen Raumstation in Kontakt zu treten. Ziel dieser Initiative sei es, junge Menschen für eine Karriere in den so genannten Mint-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – zu begeistern sowie gleichzeitig ihr Interesse am Amateur-Funk zu wecken. Nach einer langen Bewerbungs-Phase habe das Gymnasium in Meschede die Zusage für das Projekt erhalten, als einzige deutsche Schule in diesem Jahr.

Alfred Artner aus Wolnzach.

"Die Schule hatte die Aktion auf ihrem Instagram-Kanal live übertragen. Zudem waren rund 300 Kinder in der Aula des Gymnasiums mit dabei", ist in einem Bericht von "Radio Sauerland" nachzulesen. Die Fragen seien vorab formuliert und Williams auf Englisch gestellt worden. "Unter anderem wollten die Schülerinnen und Schüler wissen, wie sich Schwerelosigkeit anfühlt, wie der Alltag auf der ISS aussieht und was man dort gegen Langeweile tut", heißt es weiter. Mit einer eigens vor Ort installierten Sende- und Empfangs-Anlage seien die Fragen per Funk direkt zur ISS übertragen worden.

Interessanter Neben-Aspekt der Geschichte: Die Mission der interviewte Astronautin ist mit nicht unerheblichen Problemen behaftet. Zusammen mit ihrem Kollegen Barry Wilmore war Sunita Williams Anfang Juni mit dem ersten bemannten Testflug der "Starliner" von "Boeing" an der ISS angekommen. Eigentlich war diese Mission nur für gut eine Woche geplant gewesen, allerdings traten Medien-Berichten zufolge technische Probleme am "Starliner" auf.

Daraufhin hatte die "Nasa" offenbar lange überlegt, ob es besser sei, die beiden Astronauten dennoch mit dem "Starliner" oder doch lieber erst später zur Erde zurückzuholen. Nach neuesten Informationen will man die beiden US-Astronauten aus Sicherheits-Gründen nun erst im Februar abholen – und zwar mit einem Raumschiff von "SpaceX", einem Unternehmen von Elon Musk.

Zurück zu den Amateur-Funkern. Das jüngste Erlebnis mit dem Kontakt zur internationalen Raumstation habe ihm wieder einmal vor Augen geführt, wie faszinierend sein Hobby ist, berichtet Alfred Artner. Seine Erfahrung nach über 40 Jahren Amateur-Funk: "Das ist die größte technische Spielwiese, die man sich nur vorstellen kann." Ihn begeistere vor allem die technische Seite seines Steckenpferds. Deswegen experimentiere er viel. Mit anderen Menschen per Funk in Kontakt zu treten, das sei für ihn auch eine Art von Völker-Verständigung, sagt der Wolnzacher. Ihm und seinen Kollegen ist daher daran gelegen, auch junge Menschen für die Materie zu begeistern.

Mit der Schaffung einer so genannten Basis-Klasse sei es seit vergangenem Juni möglich, mit überschaubarem Aufwand eine Genehmigung für den Einstieg in die faszinierende Welt des Amateur-Funks zu erhalten, erklärt Artner. Das Wissen für die staatliche Prüfung bei der Bundes-Netzagentur sei über Lehrgänge oder auch im Selbst-Studium zu erlangen. Dafür habe der Deutsche Amateur-Radio-Club (DARC), ein eingetragener Verein, eine Lernplattform im Internet unter der diesem Link geschaffen. Weitere Fragen zum Amateur-Funk im Allgemeinen und zu den Ausbildungs-Möglichkeiten im Speziellen beantwortet Alfred Artner; er ist telefonisch unter 01 76 - 46 08 01 24 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Als größter Verband von Funk-Amateuren in Deutschland zählt der DARC nach eigenen Angaben rund 32 000 Mitglieder. Damit seien über die Hälfte der deutschen Funk-Amateure in dem Verein organisiert. Der DARC vertritt nach eigenem Bekunden die Interessen der Funk-Amateure bundesweit und engagiert sich bei der Förderung des Amateur-Funks auf allen Ebenen – auch international als Mitglied der "Internationalen Amateur Radio Union" (IARU). Im DARC-Distrikt Oberbayern werden rund 2200 Mitglieder in 37 Ortsverbänden betreut. Weitere Infos dazu gibt es auf www.darc.de .


Anzeige
RSS feed