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"Er hat alles, was auf uns wartet, schon durchschritten und überschritten", betonte der Augsburger Oberhirte Bertram Meier in einer Oster-Predigt. 

(ty/pba) Im Rahmen zweier Gottesdienste ist im Augsburger Dom die Auferstehung Christi gefeiert worden. In seinen Predigten äußerte Bischof Bertram Meier dabei seine Überzeugung, dass eine echte Transformation von Kirche und Gesellschaft nur mit einer "Osterwende im Herzen" möglich sein könne. Aus dem nicht mehr auffindbaren Leichnam Jesu sei dann die Kirche als "Leib Christi" erwachsen, erklärte das Oberhaupt der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören.

Beim jüdischen Pascha-Fest, das dem christlichen Osterfest zugrunde liege, sei es in vielen Familien der Brauch, dass der jüngste Sohn den Vater frage, was "diese Nacht von allen anderen" unterscheide. Als Antwort werde vom "Vorübergang des Herrn" erzählt, von Abraham und Ägypten, und der Rückkehr Israels in das Heilige Land.

Die Frage des jüngsten Sohnes sei indes nicht nur eine rein jüdische Sitte, sondern müsse auch Christinnen und Christen umtreiben, so Bischof Meier in seiner Predigt – denn an dieser Frage "entscheidet es sich, ob wir uns nicht nur Christen nennen, sondern es auch wirklich sind".

Im Christentum komme zu den Erzählungen des Pascha-Festes noch eine weitere dazu, nämlich die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu: "Frauen gehen zum Grab, um einem Toten die Ehre zu erweisen: Nichts Außergewöhnliches, aber was sie dort erfahren, sprengt alle Vorstellungskraft: Jesus ist nicht hier, er ist auferstanden."

Am Anfang hätten Ratlosigkeit, Kopfschütteln, Erstaunen den ersten Ostermorgen geprägt, doch bald habe die Erkenntnis der Auferstehung die Menschen von Grund auf umgekrempelt: "Sie glauben das Unglaubliche", nämlich, dass das christliche Osterfest in gewisser Weise auch eine Umkehr des Pascha-Festes bedeute: "Einst ging der Herr an den mit Blut bestrichenen Häusern vorbei, seit Ostern kommt der Auferstandene auf uns zu."

Mit Blick auf aktuelle Debatten in Kirche und Gesellschaft betonte Bischof Meier, dass diese Osterwende, vorgelebt von den ersten Jüngerinnen und Jüngern Jesu, auch ein Modell für die heutige Zeit sein könne und müsse: "Transformation ja, unter der Voraussetzung: Der eigentliche Wendepunkt der Geschichte ist Ostern. Ich plädiere für eine Osterwende." Diese sei eine echte Wende im Herzen und unabdingbar für einen Neuanfang, der wiederum nicht daraus bestehe, in einer radikalen Umkehr alles Bestehende abzureißen.

Zu Beginn der Osternacht zog der liturgische Dienst mit der Osterkerze in den dunklen Dom ein.

Genauso wie der Auferstandene unser Leben "durchkreuze", belebe er auch jene Kreuze, die wir als Menschen sichtbar und unsichtbar mit uns herumtrügen, betonte der Bischof: "Der Auferstandene ist kein Angstmacher. Ostern bringt frische Luft: den Duft der Freiheit. Das hat Folgen, auch für die Kirche. Gottes Revolution fängt an, neues Leben ohne Angst, eine Kirche ohne Angst."

Im Pontifikalamt am Ostermorgen begab sich der Augsburger Bischof auf Spurensuche nach dem Leichnam Jesu. Über dessen Verschwinden seien die Frauen im Evangelium zunächst völlig entsetzt gewesen. "Das Erschütternde dieses Verlustes können wir uns am besten vorstellen, wenn wir uns in Angehörige versetzen, die einen lieben Menschen verlieren, ohne zu erfahren, was wirklich geschah." Ostern sei schlichtweg unfassbar, mit den Händen nicht zu greifen, mit dem Hirn nicht zu begreifen. "Der Auferstandene ist nicht zu fassen", so Bischof Meier.

Die Frauen würden nicht dazu eingeladen, am Grab eine "Jesus-Gedenkstätte" einzurichten. Vielmehr hätte sie der Engel zurück nach Hause geschickt, nach Galiläa, den Mittelpunkt ihres Lebens. So hätten sie gelernt, dass es seit Ostern nicht mehr um den irdischen Körper Jesu gehe: "Der Leichnam Jesu ist weg, aber der Leib Christi ist da", schlussfolgerte Bischof Meier daher.

Jesus lebe also weiter, aber nicht nur in seinem Wort, seiner Idee vom Himmelreich. Vielmehr "schafft sich der Auferstandene einen Leib, die Eucharistie, was etwa bei den Emmausjüngern eindrucksvoll gezeigt wird". Der Leib Christi sei mehr als ein Stück Brot – "Leib Christi sind wir selbst".

Tröstlich sei aber auch, dass Jesus die "Abschluss-Prüfung des Sterbens mit Bravour bestanden" habe. "Er hat alles, was auf uns wartet, schon durchschritten und überschritten", betonte der Augsburger Bischof zum Ende seiner Predigt. Auch der junge Mann im Grab habe darauf hingewiesen: "Er geht euch voraus." Wo immer wir also hingehen würden, der Auferstandene sei immer schon da.

Die Osternacht wurde im von zahlreichen Kerzen erleuchteten Hohen Dom feierlich begangen. Musikalisch wurde der Festgottesdienst von einer Schola der Augsburger Domsingknaben mit deutschen Messgesängen begleitet. Der Gottesdienst wurde zudem live im Fernsehen auf augsburg.tv und allgäu.tv übertragen. Der Kammerchor der Augsburger Domsingknaben sang am Ostersonntag die "Missa Fratres ego enim accepi" von Giovanni Pierluigi da Palestrina. Das Bläser-Ensemble begleitete den Gottesdienst musikalisch.


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