Warum Irene Friesen nach zehn Jahren in der Gastronomie jetzt auf einmal Dirndl entwirft – Und sie beim Ingolstädter Milchstraßenfest am kommenden Freitag vorstellt
(ty) Wer an Dirndl denkt, dem fällt dazu sicherlich nicht zuerst Russland ein. An diesen Gedanken indes wird man sich gewöhnen müssen, seit Irene Friesen ihre alte Liebe wiederentdeckt hat. Die Tochter russischer Spätaussiedler, die mit 17 Jahren nach Ingolstadt kam, hat nämlich gerade rechtzeitig zum Oktoberfest ihre erste Dirndl-Kollektion fertig. Und die stellt sie erstmals am kommenden Freitag beim Milchstraßenfest auf dem Laufsteg vor.
Irene Friesen? Ist das nicht die Dame aus dem Byblos? Genau. Und deswegen weiß in Ingolstadt auch kaum jemand, dass die taffe Gastrolady eigentlich aus der Modebranche kommt. Denn in Ingolstadt fand sie zwei Lieben. Die zur Mode ebenso wie die zu Manfred Lamm, dessen Lebensgefährtin sie seit Langem ist.
So kam es auch, dass sie zehn Jahre lang in der Gastronomie tätig war. Als die Diskothek „byblos“ dann aber im vergangenen Jahr ihre Pforten für immer geschlossen hatte, da erinnerte sich Irene Friesen wieder an ihren Traumberuf, von dem ihr ein Jahrzehnt nicht viel mehr geblieben war als die Sehnsucht nach Schnitten und Stoffen.
Sie war 15 Jahre alt und konnte kaum ein Wort Deutsch, als sie mit ihren Eltern nach Bayern kam, genauer gesagt nach Königsmoos. Dort allerdings hielt sie es gerade einmal zwei Jahre aus, bevor sie mit 17 den Entschluss fasste, alleine nach Ingolstadt zu ziehen und die Meisterschule für Modedesign in München zu absolvieren. Drei Jahre lang. Und ein Jahr zusätzlich, um auch als Mode- und Schnittdirectise das notwendige Know how zu sammeln. 2003 machte sie dann ihre Abschlussprüfung als Modedesignerin. Und gewann mit ihrer Abschlusskollektion gleich den ersten Preis beim internen Wettbewerb.
Aus ihrer Leidenschaft sollte aber so schnell nichts werden. Denn mit Manfred Lamm hielt erst einmal die Gastronomie Einzug in ihr Leben. Mit der Disco in Ingolstadt und dem Biegarten bei Glonn im Landkreis Ebersberg war die junge Modeschöpferin mehr als ausgelastet. „Ich habe zwischendurch schon mal ein paar kleine Sachen gemacht“, meint Irene Friesen, „aber viel mehr als Fingerübungen waren das nicht. Dabei hatte ich schon die ganze Zeit über Sehnsucht nach meinem eigentlichen Beruf, der ja auch Berufung war. Auf die Mode zu verzichten, das war für mich schon schwer.“
Im vergangenen Jahr hatte sie dann endlich die Chance, ihrer Sehrsucht nachzugeben. Die Disco war zu und Irene Friesen hatte plötzlich Zeit. Und so dauerte es auch nur ein paar Monate, bis sie ihre eigene Firma „7dresses“ (www.7dresses.net) hatte. „Die meisten Leute dachten, der Name kommt von den sieben Wochentagen“, lacht sie, „aber der bezieht sich auf die sieben Teile, die man als Frau braucht, um komplett angezogen zu sein.“
Wiederum nur wenige Monate später stand ihre erste Kollektion: 33 Abendkleider. Alle selbst entworfen, alle selbst vertrieben. Denn im Augenblick ist sie noch alleine in ihrer Firma. „Ich mache alles selbst, vom Entwurf über die Suche nach Stoffen und Accessoires bis hin zum Marketing und zum Vertrieb.“ Und der funktioniert im Augenblick ausschließlich über das Internet. Werbung macht Irene Friesen ebenso nur online, wie sie auch den Verkauf ausschließlich über das Internet erledigt. „Die Resonanz ist sehr groß“, sagt sie. Und bei den Stückzahlen, die sie derzeit absetze, sei es logistisch auch noch machbar, alles alleine zu tun. Bis auf das Nähen der Kleider. Das erledigt eine deutsche Firma mit Sitz in Rumänien.
So ist denn ihre neuste urbayrische Kollektion ein internationales Unternehmen. Mit russischen Emotionen in Ingolstadt entworfen, in Rumänien genäht, mit Spitze aus Österreich und Knöpfen aus Hongkong verziert, hat Irene Friesen gerade rechtzeitig zum Oktoberfest ihre erste Dirndlkollektion auf den Markt gebracht. Fünf Dirndl und einen Miederrock, auf den sie sogar ein Patent angemeldet hat. „So etwas gibt es bis heute nicht“, erklärt sie. Mieder und Rock schon. Als ein Teil und aus einem Guss nicht. Und die Idee dafür, die beansprucht Irene Friesen für sich.
Und da es mit dem Verkauf ihrer Mode über das Internet so gut funktioniert, denkt sie auch nicht an einen eigenen Laden. „Die Kunden kommen von überall her, da hilft ein stationärer Laden wenig.“ Natürlich hat sie auch zahlreiche Kunden aus der Region. Aber die holt sie dann schon mal zu Besichtigung der Kleider in ihr Büro in der Bauhofstraße. Wenn die dann mal mehr werden, wird Irene Friesen sicherlich neu darüber nachdenken, ob und wie das mit einem eigenen Laden aussieht. Jetzt aber will sie sich erst einmal auf ihre beiden Kollektionen konzentrieren, auf Dirndl und Abendkleider. Keine neuen Linien, keine Männermode, kein Ladengeschäft.
Wie ihre Dirndl auf dem Laufsteg wirken, das lässt sich am kommenden Freitag, 19. September, beurteilen. Denn dann wird sie auf dem Laufsteg von Eva Stich ihre Modelle präsentieren. Ab 19.30 Uhr und zusammen mit den passenden Frisuren aus der Hair&Beauty-Galerie. Und einen kleinen Stand wird sie auch haben beim Milchstraßenfest. Immerhin ist es für sie eine kleine Premiere, ihre Kollektionen auf dem Laufsteg zu sehen.
