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Spezialisten aus drei medizinischen Fachbereichen haben sich im Ingolstädter Klinikum zum Shunt-Zentrum zusammengeschlossen

(ty) Viele tausend Menschen in Deutschland brauchen jede Woche mehrmals eine Blutwäsche. Ihre Nieren funktionieren nicht mehr richtig, oft als Folge von Diabetes, der Zuckerkrankheit. Wenn das Blut durch die Nieren nicht entsprechend gereinigt wird, vergiftet sich der Körper selbst. Die Betroffenen brauchen daher eine Blutwäsche, eine Dialyse. Oft ist dafür ein so genannter Shunt nötig, ein künstliches Blutgefäß, aus dem das Blut entnommen und gereinigt wieder zugeführt wird. Durch die häufigen Dialysen aber können die Shunts Probleme machen. In solchen Fällen ist professionelle Hilfe gefragt – so wie sie das neue Shunt-Zentrum im Klinikum Ingolstadt bietet. Spezialisten aus drei medizinischen Fachbereichen haben sich darin zusammengeschlossen, um den Patienten und Ärzten noch mehr Qualität und Sicherheit sowie einen noch besseren Service zu bieten. 

Längst ist die Zuckerkrankheit zu einer Volkskrankheit geworden. Diabetes. Die Folge ist oft eine Schädigung der Nieren – nur einer von verschiedenen möglichen Gründen für ein Nierenversagen. Wenn sie nicht mehr richtig funktionieren, ist die Dialyse oder Nierenersatztherapie gefragt. Bei rund 70 000 Menschen in Deutschland ist die Nierenfunktion zu schwach. Sie brauchen eine solche Blutwäsche. Die wird meist über einen so genannten Shunt durchgeführt, ein künstlich angelegtes Blutgefäß im Körper des Patienten. Aus dem Shunt wird das Blut des Patienten über eine Nadel entnommen, dann mit Hilfe moderner Hightech-Dialysegeräte gereinigt und schließlich über eine zweite Nadel im Shunt dem Körper wieder zugeführt. Ein Shunt wird entweder aus körpereigenen Gefäßen (Arterien und Venen) angelegt oder durch Einsatz spezieller Kunststoffröhren zwischen den körpereigenen Blutgefäßen, meistens am Unterarm oder in der Ellenbeuge.

Durch die häufigen Dialysen aber können die Shunts, die künstlich angelegten Blutgefäße für die Blutreinigung, Probleme verursachen. Denn bei jeder Blutwäsche werden die Shunts sozusagen gereizt. Durch die Einstiche der Nadeln entsteht zum Beispiel Narbengewebe. Dadurch kann es auf Dauer zu Engstellen oder gar Verschlüssen durch Thrombosen in den Blutgefäßen kommen. Die Dialyse wird dadurch unmöglich, sofortige medizinische Hilfe durch Spezialisten ist gefragt. 

Im Klinikum Ingolstadt sind drei verschiedene medizinische Fachbereiche gemeinsam dafür zuständig. Um den einweisenden und weiterbehandelnden Ärzten und vor allem den Patienten in Zukunft eine noch bessere Qualität und Sicherheit in der Versorgung sowie eine bessere Kommunikation zu bieten, haben sie sich nun im so genannten Shunt-Zentrum zusammengetan. „Während die medizinischen Möglichkeiten in der Shunt-Versorgung seit Langem zur Verfügung stehen und ständig verbessert werden, sind sie unter dem Dach des Zentrums nun enger zusammengerückt und gebündelt und sollen reibungslose Abläufe und einen besseren Service für die Patienten bringen“, so Klinikum-Sprecher Joschi Haunsperger.

„Wir haben gut ein Jahr lang alle Prozesse analysiert und optimiert, Standards definiert und versucht, alles im Sinne der Patienten zu organisieren und so die Behandlung gemeinsam optimiert“, sagt Dr. Friedrich Lazarus, der Direktor der Medizinischen Klinik III im Klinikum. Sein Fachbereich ist für die Behandlung von nephrologischen Erkrankungen und damit auch die Dialyse zuständig. Neben ihm gehören Prof. Dr. Dierk Vorwerk und sein Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie sowie Priv.-Doz. Dr. Volker Ruppert und seine Chirurgische Klinik III für Gefäßchirurgie zu dem Zentrum. 

Patienten und Zuweiser können sich nach wie vor an alle drei Fachbereiche wenden, finden aber nun eine noch klarer strukturierte Versorgung vor, wie es heißt: Lazarus und sein Team stellen fest, ob es zum Beispiel Probleme mit dem Elektrolythaushalt des Patienten gibt und korrigieren diesen gegebenenfalls. Der Patient wird zudem von Vorwerk und seinem Team radiologisch untersucht. Dabei wird festgestellt, ob der Shunt in seiner Funktion eingeschränkt ist oder ob Engstellen oder Verschlüsse vorhanden sind, die behoben werden müssen. Rund 150 solcher radiologischen Shunt-Darstellungen führen die Spezialisten des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie jedes Jahr durch, heißt es aus dem Klinikum.

„Wenn Engstellen oder Verschlüsse vorhanden sind, werden sie durch eine radiologische Intervention von Spezialisten des Instituts per Ballonkatheter aufgedehnt, der Thrombus wird entfernt und das künstliche Blutgefäß gegebenenfalls durch einen Stent, eine Art filigranes Metallgitter, das im Blutgefäß aufgespannt wird und es von innen stützt, in Form gehalten“, erklärt Klinikum-Sprecher Haunsperger. Der Shunt wird so „saniert“ und funktioniert anschließend wieder – und damit auch die Dialyse. Rund 150 solcher Aufdehnungen einschließlich des Einsatzes von Stents und Stentgrafts, einer Kombination aus Stent und einem künstlichen Blutgefäß aus Kunststoff, sowie 50 „Thrombektomien“, also Entfernungen eines Blutgerinnsels, führen die Spezialisten im Shunt-Zentrum jedes Jahr durch. 

Wenn es größere Probleme gibt oder ein Shunt neu gesetzt werden muss, kommen Ruppert und sein Team von Gefäßchirurgen ins Spiel und sorgen dafür, dass die Dialyse in Zukunft wieder reibungslos funktionieren kann. Jedes Jahr führen sie über 200 Eingriffe für „Dialysegefäßzugänge“ durch, also Neuanlagen oder Revisionen von Shunts, Thrombektomien oder die Anlage von Dialysekathetern als Alternative.

„Alleine die Zahlen zeigen einerseits, wie häufig solche Shunt-Probleme sind, aber auch über wie viel Erfahrung das Team des Shunt-Zentrums in diesem Bereich verfügt“, so Haunsperger. Für die Patienten werde zusätzlich eine interdisziplinäre Shunt-Sprechstunde angeboten, in der Voruntersuchungen vor einer Shunt-Anlage durchgeführt werden, gemeinsam mit dem Patienten die Planung erfolgt und das Zusammenspiel zwischen ambulanter und stationärer Versorgung organisiert wird. 

Die Behandlung in dem neuen Zentrum läuft nach genau definierten Standards ab, wie berichtet wird. „Jeder weiß, was er zu tun hat, und hohe Qualitätsmaßstäbe müssen jederzeit eingehalten werden“, sagt Lazarus. Zusammen mit seinen Kollegen bespricht der Nephrologe das Vorgehen bei jedem Patienten in „Shunt-Konferenzen“, sodass gemeinsam der beste Weg gesucht und gefunden wird. Die zuweisenden Ärzte bekommen zudem die Protokolle dieser Besprechungen zugesandt. Wo ein Shunt nicht mehr ausreicht, werden zusätzlich auch andere Verfahren wie getunnelte Dialyse-Vorhofkatheter oder die Bauchfelldialyse angeboten und durchgeführt, sodass alle Patienten im Klinikum richtig aufgehoben sind.

„Wir freuen uns, dass wir den Patienten nun noch besser und schneller helfen können“, sagen Lazarus, Ruppert und Vorwerk einhellig. „Im Mittelpunkt des Zentrums steht der Patient. Um ihn und seine Bedürfnisse herum haben wir im Shunt-Zentrum alles arrangiert und organisiert.“ Das Zentrum verkürze Wege und Wartezeiten, verbessere die Qualität und erhöhe die Sicherheit für die Patienten. Auf der Homepage des Klinikums www.klinikum-ingolstadt.de findet man das Shunt-Zentrum unter der Rubrik „Zentren“ oder direkt unter www.klinikum-ingolstadt.de/zentren/shuntzentrum-ingolstadt/.


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