Der Gastronomie-Großhändler Kröswang hat heute seinen neuen Standort vor den Toren Pfaffenhofens offiziell eröffnet – in vier Jahren soll auch noch ein großes Zentrallager folgen
Von Tobias Zell
Der Österreicher an sich hat halt einfach einen besonderen Schmäh. „Alle, die wichtig sind im Umkreis, sind heute hier“, befand Firmenchef Manfred Kröswang heute bei der offiziellen Einweihung des neuen Unternehmens-Standorts im Gewerbegebiet Kuglhof vor den Toren von Pfaffenhofen. Der österreichische Gastronomie-Großhändler von Frisch- und Tiefkühlprodukten will hier auf einer Fläche von insgesamt 22 000 Quadratmetern mittelfristig 100 Arbeitsplätze schaffen. Die erste Baustufe ist nun vollendet, seit 6. Oktober läuft der Betrieb, zehn Mitarbeiter sind bereits vor Ort beschäftigt. Für 2,7 Millionen Euro wurden ein imposantes Verwaltungsgebäude mit 900 Quadratmetern Bürofläche auf drei Etagen sowie ein 1000 Quadratmeter umfassendes Frisch- und Tiefkühllager errichtet.
Heute also Einweihung. Mit Schmäh, Kaplan, Umtrunk und Essen. Gelegenheit für Manfred Kröswang, ein bisschen zurückzuschauen, wie das damals so war, als man sich für Pfaffenhofen als Standort entschieden hat. Die Firma unterhielt bereits zwölf Standorte in Österreich und Süddeutschland. Für den 13. Standort sei man „durch Deutschland gefahren“ und habe gesucht. Und da habe man dann irgendwann den Pfaffenhofener Standort-Entwickler und Grundstücksvermittler Hans Baierl getroffen, der berichtete, „er hätt a bisserl einen Grund zu verkaufen“. Von Max Knorr. Und was man dann erlebt habe, erzählte Kröswang, „war einzigartig“. Sein Kompliment ging an die Adresse von Bürgermeister Thomas Herker (SPD) und der Stadtverwaltung: Man habe umgehend alle nötigen Informationen bekommen sowie alle Hinweise in Bezug das, was man beachten müsse. „So gut wie hier sind wir noch nie aufgenommen worden“, schwärmte der Firmenchef, „das ist perfekt für jedes Unternehmen, das sich hier ansiedeln will.“
Das Verwaltungsgebäude ist imposant und auffällig.
Das hörte Herker freilich gern. Er war ebenso eingeladen wie zum Beispiel Vorstandschef Norbert Lienhardt von der hiesigen Sparkasse. Weil, so Kröswang, man habe ja in einem zweiten Bauabschnitt die Errichtung eines Zentrallagers hier geplant. Und dazu brauche man Geld zu günstigen Zinsen. Schmäh eben. Ebenfalls begrüßte der Firmenchef unter anderem die Außenvertreter der österreichischen Wirtschaftskammer sowie den Chef der Lebensmittelprüfer.
In Pfaffenhofen soll in der zweiten Bauphase das größte von dann drei Kröswang-Zentrallagern für Deutschland entstehen, das unterm Strich 5000 Quadratmeter umfassen wird. Diese zweite Baustufe soll in etwa vier Jahren realisiert sein, sagte der Firmenchef heute im Gespräch mit unserer Zeitung. Letztlich sollen am Standort Pfaffenhofen mindestens 100 Jobs entstanden sein. Die Baugenehmigung für den zweiten Abschnitt liegt bereits vor, hieß es von Kröswang bereits beim Spatenstich zur ersten Bauphase im April.
Mit Beendigung der ersten Baustufe werden jetzt rund 7000 Quadratmeter des mehr als drei Mal so großen Areals genutzt. Angesichts der Topographie des Geländes, das nur einen Steinwurf von der „Eismann“-Halle entfernt liegt, mussten zur Schaffung einer ebenen Fläche rund 35 000 Kubikmeter Erde bewegt werden. Nach Abschluss der zweiten Baustufe werden sogar 110 000 Kubikmeter bewegt worden sein.
Kröswang hat Großes vor in Pfaffenhofen. Das Unternehmen ist im Wachstum. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz nach Angaben des Chefs bei 140 Millionen Euro, heuer werden es um die 155 Millionen Euro sein. Im April berichtete Kröswang noch von 100 Lkw und 300 Mitarbeitern, Stand heute sind es schon 110 Lastwagen und knapp 320 Mitarbeiter.
"Kurz und schmerzlos": Kaplan Kinzl bei der Arbeit.
Pro Jahr werden von Kröswang gut 240 000 Bestellungen an insgesamt rund 10 000 Kunden in Österreich und Süddeutschland ausliefert. „Alles, was der Küchenchef braucht“, so Manfred Kröswang. Im Sortiment hat die Firma 2000 Produkte. Wie es heißt, werden jedes Jahr in Gastronomie, Hotellerie und Großküchen 150 Millionen Menüs mit Produkten von Kröswang zubereitet. Die Lieferzeit bei allen Bestellungen betrage höchstens 24 Stunden. Viele Produkte werden erst produziert, wenn der Kunde sie ordert. Zum Beispiel werde ein Fisch erst dann geschlachtet, wenn die Bestellung eingegangen sei.
Zwar hat Kröswang rund 2000 Produkte im Sortiment, doch bei der Erweiterung agiert man mit Bedacht. Jeder Artikel müsse bei der Verkostung durch drei Instanzen, ehe er aufgenommen werde. Und von 100 dem Betrieb vorgestellten Artikeln schaffen es letztlich laut Manfred Kröswang nur zirka zehn ins Sortiment der Firma. Stolz ist man bei dem Unternehmen auch auf eine Auslieferquote von 99,7 Prozent. „Das ist der höchste Wert in der Branche“, betont er. Praktisch heißt das: Von 1000 bestellten Produkten werden 997 auch tatsächlich geliefert.
Im Rahmen seiner Firmenvorstellung verriet Manfred Kröswang auch Details zur Personalpolitik. Die Mitarbeiter kommen demnach in den Genuss von vier bis fünf Weiterbildungen pro Jahr. Jeder bekommt einen Tag bezahlten Sonderurlaub im Jahr, damit er zum Gesundheits-Check gehen kann. Mit je 70 Euro im Jahr werden die sportlichen Aktivitäten eines jeden Arbeitnehmers gefördert. Die Kosten für die Lkw-Lenker-Ausbildung übernimmt die Firma. Wer Geld auf einem Sparkonto anlegen will, dem garantiert das Unternehmen zwei Prozent Zinsen extra. Und jedes Jahr gibt es eine Weihnachtsfeier, die über mehrere Tage geht.
„Heute ist der Startschuss für unsere Zukunft in Deutschland“, sagte Firmenchef Manfred Kröswang bei der Einweihung des Areals am Kuglhof. Er ist sich sicher: „Wir werden hier noch sehr erfolgreich sein.“
Bürgermeister Herker zeigte sich „sehr stolz“ auf die Ansiedlung des Unternehmens im Stadtgebiet. Kröswang sei nicht irgendein Lebensmittel-Lieferant, betonte er und überreichte dem Firmenchef eine Pfaffenhofener Schmankerl-Kiste. Und nachdem ja – wie wir nun wissen – jeder zehnte Artikel es ins Sortiment der Firma schafft, ging der Rathauschef augenzwinkernd davon aus, dass nun auch mindestens ein Produkt aus dem Präsent-Ensemble aufgenommen werde.
„Willkommen im Landkreis Pfaffenhofen“, sagte auch Landrat Martin Wolf (CSU) dem österreichischen Unternehmen. Der Landkreis zähle 120 000 Einwohner, davon 47 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer, aber nur 34 000 Arbeitsplätze. Insgesamt pendeln sogar 28 000 Euro zum Geldverdienen aus dem Landkreis. Doch diese Differenz wolle man egalisieren, so Wolf sinngemäß. Und da kommen 100 vor Ort entstehende Jobs freilich gerade recht.
Auch Wolf ließ keinen Zweifel daran, wie sehr er sich über die Ansiedlung der Firma freut „Dem Landrat und dem Bürgermeister sagt man mindestens eine gesunde Rivalität nach“, meinte Wolf – „aber wenn es drauf ankommt...“ So manchem Insider stockte angesichts dieser entwaffnenden Ehrlichkeit dann doch kurz der Atem. Und während sich einige noch verwundert anschauten und sich fragten, ob dieses Bekenntnis bei der Einweihung einer neuen Firma geschickt platziert ist, ging fast unter, dass der Landrat auch kein Geschenk für Kröswang dabei hatte. Aber das kann er ja dann vielleicht mitbringen, wenn in vier Jahren das große Zentrallager eröffnet wird.
Der junge Kaplan Michael Kinzl, in Turnschuhen angetreten, verpasste dann noch „kurz und schmerzlos“ – wie er selbst sagte – der Einweihung das Weihwasser und sprach ein paar kurze, andächtige Worte. Dann widmete man sich den leckeren Häppchen und den Getränken, die von emsigen Helfern laufend gereicht wurden. Manfred Kröswang erzählte unserer Zeitung noch, dass sein Unternehmen immer Mitarbeiter sucht, aktuell vor allem Lkw-Fahrer. Und er hielt mit seiner Begeisterung über das hier bereits Geschaffene nicht hinterm Berg. „Das ist unser bislang coolstes Verwaltungsgebäude“, sagte er. Schmäh halt.
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