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Diese Prognose gab der neue Geschäftsführer Marcel John heute bekannt – mittelfristig hält er bei günstigen Rahmenbedingungen eine deutliche Reduzierung des Verlusts und sogar eine schwarze Null für möglich. Welche weiteren Schritte er plant.

Audio-Podcast: "Patient Ilmtalklinik liegt noch auf der Intensivstation" – Interview mit Marcel John

Von Tobias Zell

Die Ilmtalklinik GmbH mit ihren beiden Standorten in Pfaffenhofen und Mainburg wird das laufende Geschäftsjahr nach den aktuellen Prognosen mit einem Verlust von 3,75 Millionen Euro abschließen. Das teilte heute der neue Geschäftsführer Marcel John mit, der seit Mai die Geschickte lenkt und die Klinik-GmbH in ruhiges Fahrwasser führen und das Defizit begrenzen soll. Im Wirtschaftsplan für dieses Jahr sei noch von einem Verlust von 3,9 Millionen Euro ausgegangen worden – doch die Prognose zeigen bereits einen positiven Trend, so John.

Konkret angesprochen auf eine Reduzierung des Defizits auf eine Größenordnung um zwei Millionen Euro per anno, erklärte John bei der heutigen Pressekonferenz, das sei in zwei, drei Jahren möglich, falls sich die Rahmenbedingungen nicht weiter verschärfen würden. Selbst eine schwarze Null schließt John mittelfristig nicht aus. „Man sollte sich auch gute Ziele stecken“, sagte er – verwies aber ausdrücklich darauf, dass das wirklich nur mit perfekt passenden Rahmenbedingungen denkbar sei. Sollte ihm das wirklich gelingen, würde er wohl von Seiten der Kreispolitik ­kurz vor der Heiligsprechung stehen. Denn der Landkreis als Gesellschafter hat bekanntlich die von der Klinik gemachten Verluste auszugleichen. 

Aber das ist Zukunftsmusik. Erst einmal gilt das öffentliche und politische Interesse der aktuellen Entwicklung. Und die dürfte – nicht nur wegen des etwas geringer als erwartet ausfallenden Defizits – für erste Anerkennung bei den maßgeblichen Entscheidungsträgern und Gremien sorgen. Denn seit Mai haben sich nach Worten von John die entscheidenden Zahlen gut entwickelt, praktisch jeder Monat sei seither besser gelaufen als der jeweilige Vorjahresmonat. Insgesamt steht heuer bei den Fallzahlen von Januar bis September ein Plus von 482 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu Buche.

Fallzahlen Ilmtalklinik GmbH im Vergleich zum vergangenen Jahr (Quelle: Klinik)

Das „erschütterte Vertrauen“ der einweisenden Ärzte wachse wieder, berichtete John. Eine Befragung an beiden Standorten habe „eine durchschnittliche bis teilweise gute Zufriedenheit“ mit der ärztlichen und pflegerischen Versorgung ergeben. Verbesserungswürdig erscheinen demnach indes noch die Prozesse der Kooperation sowie die Kommunikation zu den niedergelassenen Ärzten. Erste Maßnahmen diesbezüglich seien aber bereits ergriffen, so der Klinik-Geschäftsführer, der von einer Initiative „Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten“ berichtete. Sowohl die Chefärzte als auch das Klinik-Direktorium suchten derzeit Einzelgespräche, „um Vertrauen zu schaffen, Vorurteile abzubauen und um Verbesserungspotenzial hieraus abzuleiten“. 

Seitdem Marcel John nach dem Rauswurf von Marco Woedl das Ruder von Interims-Geschäftsführer Hans Huber übernommen hat, ist einiges passiert. Mit Andrea Riemenschneider-Müller und Michael Burzin, die zum 1. Oktober verantwortlich ihr Amt übernommen haben, wurde die Innere Medizin an beiden Klinik-Standorten unter eine gemeinsame Leitung gestellt. Das war, wie berichtet, eine der ersten Maßnahmen. 

Außerdem konnte die Auslastung der OP-Bereiche inzwischen auf rund 50 Prozent gesteigert werden, sodass laut John auch hier ein positiver Trend spürbar sei. Der Posten eines OP-Managers sei ausgeschrieben; durch diese Besetzung verspricht man sich weitere Verbesserungen. Wobei man zur Einordnung wissen muss, dass eine OP-Auslastung von 60 Prozent schon nahe am Optimum wäre. Denn bei der Erfassung der Auslastung wird, vereinfacht gesagt, nur die Zeit zwischen dem ersten Schnitt und dem Zunähen als Operationszeit gewertet. Weil aber im OP vor und nach dem Eingriff weitere Schritte nötig sind, in denen der Raum blockiert ist, auch wenn gerade nicht operiert wird, könne die Auslastung kaum über 60 Prozent steigen.

Ein weiterer Schritt, der unter der Regie von John eingeleitet wurde, ist die Umstrukturierung der Notfallambulanz – fraglos zuletzt eines der Sorgenkinder. Hier wurde bekanntlich Ende August mit Dirk Lieber ein organisatorischer Leiter installiert, der unter anderem die Abläufe koordiniert. Zudem ist ein so genanntes Triage-System im Aufbau, das Wartezeiten verkürzen und die Zufriedenheit der Patienten steigern soll. „Die Unzufriedenheit hat sich bereits deutlich reduziert“, berichtete John, der zugleich darauf verwies, dass dieses neue System erst noch im Aufbau sei und frühestens Ende des Jahres voll greifen könne. 

Auch auf der Intensivstation kam es bereits zu Umstrukturierungsmaßnahmen, wie heute vermeldet wurde. Eine Geschäftsordnung wurde erarbeitet und in Kraft gesetzt. Eine neue Leiterin für die interdisziplinäre Intensivstation wurde eingesetzt und habe die Verantwortung für die chirurgischen und internistischen Intensivpatienten übernommen. Zudem wurde eine 24-Stunden-Präsenz eingerichtet, um die Versorgung der Patienten nachhaltig zu verbessern.

„Auch auf den Unmut mancher Patienten im Umgang mit eingereichten Beschwerden haben wir reagiert“, erklärte John. So seien nun verbindliche Reaktionszeiten vereinbart worden, konkret zum Beispiel 48 Stunden interne ärztliche Reaktionszeit auf eine Beschwerde, falls sie die Behandlung betrifft. So solle die Bearbeitungszeit drastisch reduziert werden. Sämtliche Beschwerden sollen in einer Arbeitsgruppe anonym beleuchtet und konkrete Verbesserungsmaßnahmen daraus entwickelt werden, die dann im Qualitätsmanagement weiter bearbeitet und letztendlich in den Kliniken etabliert werden sollen, so John. „Wichtig ist, dass wir aus Beschwerden lernen und strukturelle Maßnahmen daraus ableiten.“

Einer der ersten Schritte unter der Führung des neuen Klinik-Chefs „war und ist die Entwicklung eines medizinischen Konzepts“, wie er selbst darlegte. Nach einer ersten Analyse-Phase fanden Workshops mit den leitenden medizinischen und pflegerischen Mitarbeitern statt. Auch Vertreter aus dem niedergelassenen Bereich und aus dem Rettungsdienst seien eingebunden gewesen. Derzeit stehen Einzelgespräche mit den jeweiligen Abteilungen auf der Agenda, um fachabteilungsbezogen die strategische Ausrichtung zu erarbeiten.

John geht davon aus, dass die Ergebnisse bezüglich des künftigen Konzepts, sprich: der Ausrichtung der Klinik, Anfang November bei der Klausur der Kreistags-Fraktionssprecher besprochen werden können. Damit kommt John auch einer politischen Forderung nach. Denn Landrat Martin Wolf (CSU), zugleich Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats, hatte mehrfach betont, dass man im Herbst vom neuen Klinik-Geschäftsführer ein Konzept vorgelegt haben will, aus dem hervorgehen soll, wie er die beiden Klinik-Standorte für die Zukunft aufstellen will. 

John stellte heute bereits heraus, dass es bei der Ausrichtung der Klinik für die Zukunft nicht zuletzt um eine breite Basis-Versorgung für die Region gehe. Zudem müsse man sich mit der Frage befassen, wie und in welchen Bereichen die Klinik auch überregionale Bedeutung gewinnen könne. Er denkt dabei zum Beispiel an die demographische Entwicklung und sich daraus ergebende Möglichkeiten.

Konkret ging John auch auf die in den kommenden Monaten weiter geplanten Schritte ein. Aufgrund der steigenden Bedeutung von Medizin-Controlling im Krankenhaus-Management werde dieser Bereich ausgebaut. Im Fokus stünden dabei die systematische Analyse und Verbesserung medizinisch organisatorischer Prozesse, die medizin-ökonomische Unternehmensentwicklung, die Qualitätssicherung der Leistungsdokumentation sowie das Erlös-Management. Für diese wichtige Position sei ein Spezialist engagiert worden, der zum 1. Januar 2015 diese Aufgabe übernehme, verkündete John, der selbst früher im Medizin-Controlling tätig war. 

Aktuell wird auch der Wirtschaftsplan für 2015 mit allen Abteilungen erarbeitet. Laut John soll schließlich ein Plan für das Geschäftsjahr entstehen, der als echtes Steuerungs- und Führungsinstrument dient.  

Der im August neu geschaffene Bereich „Öffentlichkeitsarbeit und Marketing“ zeigt nach Einschätzung von John bereits erste Erfolge. Zum Ende des Jahres sei auch die Veröffentlichung eines Patientenjournals geplant. Zudem ist noch für November die Herausgabe eines Ärztedialogs geplant – eine Informationsschrift von Arzt zu Arzt, die nicht nur informellen Charakter hat, sondern auch den Dialog zu den niedergelassenen Medizinern unterstützen soll. 

Ab Mitte Dezember präsentieren sich die Kliniken aus Pfaffenhofen, Mainburg, Kösching und Eichstätt unter der Dachmarke Klinik-Allianz Mittelbayern gemeinsam mit einer neuen Internet-Seite. Diese Allianz trägt nach Worten von Klinik-Sprecherin Sigrid Jürgensmann dazu bei, die medizinische Leistungsfähigkeit in der Region sicherzustellen und bedient die in der Landkreisordnung vorgegebene flächendeckende Krankenhausversorgung.

Zudem wollen sich die Kliniken gemeinschaftlich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, da auch hier sämtliche Synergien genutzt werden sollen, die durch die Holdingstruktur entstanden seien.

Es ist also einiges in Bewegung in der Ilmtalklinik-GmbH und an ihren beiden Standorten. „Die Ausgangslage im Mai war schwierig, aber stabil“, blickte John heute auf die bei Dienstantritt vorgefundene Situation zurück: „Es herrschten große wirtschaftliche Probleme, die natürlich heute auch noch nicht überwunden sind.“ Trotz allem sehe er viel Potenzial, nicht zuletzt bei den motivierten Mitarbeitern. Doktor John gibt sich fest entschlossen: Er will den Patienten Ilmtalklinik heilen. Auf dem Wege der Besserung scheint der schon.

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