Ein Projekt-Workshop im Rahmen der Leader-Bewerbung des Landkreises befasste sich mit Freizeit-Potenzialen, der Entwicklung als Radlregion und dem landkreisübergreifenden Tourismus-Management
(ty) Innovative Ansätze und eine koordinierte Vorgehensweise als Antworten auf die Frage, wie die unterschiedlichen Nutzungsinteressen der „Seenplatte Feilenmoos“ im Norden des Landkreises Pfaffenhofen für die Freizeitnutzung, den Naturschutz und die Rohstoffgewinnung gemeinsam weiter entwickelt werden können, wurden gestern Abend im Rathaus der Stadt Geisenfeld erarbeitet. Gut 40 Bürger setzten sich in einem Workshop mit den Freizeit- und Tourismuspotenzialen der Baggerseen sowie der Entwicklung des Landkreises als Radlregion und dem zukünftigen Tourismu-Management der landkreisübergreifenden Hallertau-Region auseinander.
Alle drei Themen wurden gestern als mögliche Startprojekte identifiziert, die im nächsten und übernächsten Jahr mit Hilfe des europäischen Leader-Förderprogramms umgesetzt werden könnten, für das sich der Landkreis bekanntlich bewerben will. „Vieles ist heute schon sehr konkret geworden“, freute sich Landrat Martin Wolf, und der Geisenfelder Bürgermeister Christian Staudter ergänzte: „Im Feilenmoos-Projekt müssen Unternehmer, Politik und Bürgerschaft mithelfen, dass es gelingt.“
Der Hausherr, Bürgermeister Christian Staudter, begrüßte zum Projekt-Workhop im Vorfeld der Leader-Bewerbung des Landkreises und seiner Gemeinden im Sitzungssaal des Geisenfelder neben Landrat Martin Wolf gut 40 Teilnehmer.
Zunächst gilt es aber, die Gründung des Regionalentwicklungsvereins „Lokale Aktionsgruppe Landkreis Pfaffenhofen (LAG)“ am Mittwoch, 5. November, ab 19.30 Uhr im Mehrzweckraum der Georg-Hipp-Realschule in der Kreisstadt erfolgreich auf den Weg zu bringen. Der Verein soll dafür Sorge tragen, dass die Ziele der lokalen Entwicklungsstrategie (LES), die gerade mit den Bürgerveranstaltungen erarbeitet wird, erreicht werden. Neben den Kommunen können und sollen deshalb auch Einzelpersonen, Vereine und Verbände sowie Wirtschaftsunternehmen Mitglied der LAG werden, wie betont wird.
Feilenmoos: Arbeitsgemeinschaft und „Seen-Manager“
Weil erste Kiesweiher im Feilenmoos nicht nur verpachtet, sondern bereits verkauft, teilweise abgesperrt und dadurch nicht mehr öffentlich nutzbar sind, müsse jetzt gemeinschaftlich gehandelt werden. Konkret soll eine Arbeitsgemeinschaft „Seenplatte Feilenmoos“ gegründet werden, die aus Vertretern von Kiesunternehmen, Kommunen, Landkreis, interessierten Bürgern und Interessenvertreter von Landwirtschaft, Jagd, Fischerei, Naturschutz, Wasserwirtschaft besteht. Auch die zur Zeit laufende Stadt- Umland-Kooperation zwischen Ingolstadt, Manching, Gaimersheim, Großmehring und Neuburg sowie die „Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt“ (Irma) sollen mit eingebunden werden. Träger könnte die Stadt Geisenfeld sein, Bürgermeister Staudter will dazu die Zustimmung des Stadtrats einholen.
In der Weiterentwicklung könne eine Art Zweckverband oder auch eine GmbH gebildet werden, damit auch die Refinanzierung ermöglicht werden kann. Als sinnvoll wurde gestern die Einrichtung eines „Seen-Managers“ erachtet, der als ständiger Ansprechpartner zur Verfügung steht und dafür sorgt, dass erste konkrete Maßnahmen zu einer nachhaltigen Entwicklung des Gebietes umgesetzt werden können. Wie solche Maßnahmen aussehen, soll in einem nachhaltigen Konzept dargestellt werden. Beim Kieswerk Reisinger hat man dazu schon erste Überlegungen vorgestellt. Der Vorschlag sieht eine räumliche Trennung in Freizeitaktivitäten westlich des Moosgrabens, in einen Naturschutz- und Rückzugsbereich für seltene Tiere östlich des Moosgrabens und daran angrenzend eine räumlich und zeitlich begrenzte Rohstoffgewinnung vor.
Für den Freizeitbereich wurden beispielsweise Wander- und Lehrpfade, ein Bewegungspark, Natur-Camping, schwimmende Plattformen, ein Seehafen, Surfmöglichkeiten, Informationspunkte und eine Ausstellung zur Geschichte der ehemaligen Mooraue – von der Landwirtschaft über den Kiesabbau zur Freizeitnutzung) – vor. Auch die Nutzung erneuerbarer Energie über Photovoltaik und E- Tankstellen wurde thematisiert. Eine solche räumliche Trennung entspricht auch den Vorstellungen des Kiesunternehmers Braun, der sich ebenfalls einbringen will.
Als weitere Ideen wurden ein ökologisches Bildungs- und Freizeitzentrum, „Plätze für die Jugend“ und verstärkte Bemühungen um touristische Gäste aufgenommen. Denn in erster Linie sollte die weitere Entwicklung des Feilenmoos aber der Landkreis-Bevölkerung dienen. Den großen Arbeitgebern im Umkreis von Ingolstadt komme dies zu Gute und helfe, ein attraktives Lebens- und Freizeitumfeld zu schaffen, hieß es.
Radl-Region Landkreis Pfaffenhofen
Für das nächste mögliche Startprojekt, die Entwicklung als Radl-Region, konnte eine Vertreterin des Kommunalunternehmens für Strukturentwicklung im Landkreis (KUS) Grundlagen vorstellen. Notwendig sei die Quervernetzung der bestehenden Nord-Südachsen, damit die Kommunen noch besser angebunden werden. Auch die Ausschilderung der Wege und der Unterwegsziele (Attraktionen, Gastronomie) sowie die Erlebbarkeit entlang der Strecken müsse verbessert werden. Themenwege zu Hopfen und Spargel könnten eingerichtet beziehungsweise ausgebaut werden. Das KUS würde als Träger für das Projekt zur Verfügung stehen und eine Digitalisierung der Routen in Angriff nehmen, wurde betont.
Wichtig sei vorab eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Wege mit Untersuchung der Qualitätsniveaus, die mit Unterstützung des ADFC vorgenommen werden solle. Parallel dazu könnte ein Mängelmelder installiert werden. Auch sollen Erkundungen zu Fahrradwegen mit fehlendem Lückenschluss, etwa beim S-Bahn-Anschluss Petershausen. Dort ließen sich noch mehr Ausflügler von München in die Region locken und das Mobilitätsangebot für die Pendler verbessern, lauteten weitere Ideen.
Touristische Infrastruktur im Hopfenland Hallertau
Um eine Professionalisierung der touristischen Infrastruktur im Hopfenland Hallertau und eine Vernetzung der zersplitterten Tourismusstruktur durch den Aufbau einer professionellen Organisationsstruktur für die vier Landkreise Freising, Landshut, Kelheim und Pfaffenhofen geht es dem dritten möglichen Startprojekt, das Alica Köstler-Hösl vom Landratsamt vorstellte. Aufgrund der räumlichen Ausdehnung sei es als Kooperations-Projekt geplant und solle federführend von der „Lokalen Aktionsgruppe Kelheim“ betreut werden. Neben der Einrichtung einer Kooperationsstelle ist auch die Konzeption, Koordination und Realisierung von touristischen Projekten vorgesehen.
Vor der LAG-Gründungsversammlung für den Landkreis Pfaffenhofen sind noch zwei weitere Projekt-Workshops geplant. Sie finden nächsten Montag, 27. Oktober, zeitgleich um 19.30 Uhr im Landratsamt statt – zu den Themenbereichen „Landwirtschaft, Naturschutz, Umwelt und Flächenmanagement“ sowie „Wirtschaft“.