Klare Ansage von BLSV-Vizepräsident Otto Marchner bei der Herbsttagung des Sportkreises Pfaffenhofen – er sieht aber dennoch keine Alternative zum Ehrenamt
(rry) „Holen Sie sich Professionalität in Ihren Sportverein.“ Diese Aufforderung an die Funktionäre wollte Otto Marchner, Vizepräsident des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), bei der Herbsttagung des BLSV-Kreises Pfaffenhofen jedoch nicht als Alternative zum Ehrenamt missverstanden wissen. Doch angesichts immer weiter steigender Anforderungen an die ehrenamtlich Tätigen sei es wichtig, sich professionell beraten zu lassen.
Gut 30 Sportfunktionäre aus mehr als 20 Vereinen im Landkreis hatten sich auf den Weg zum Vereinsheim der Naturfreunde Pfaffenhofen gemacht, wo der BLSV-Kreis zu seiner alljährlichen Herbsttagung lud. Nach Jörg Ammon im Vorjahr konnte Kreischef Florian Weiß mit Otto Marchner auch heuer einen der BSLV-Vizepräsidenten willkommenheißen. Gilt der Wirtschaftsprüfer Ammon im BSLV-Präsidium als Experte für Steuerfragen, beackert Marchner die Felder Breitensport, Sportentwicklung und vor allem Bildung – ein Bereich, der ihm nach eigenen Worten besonders am Herzen liegt.
Gleich zu Beginn seines rund einstündigen Vortrags bombardierte Marchner seine Zuhörer mit jeder Menge statistischem Material. So ist nach jüngsten Erhebungen praktisch jeder dritte Bayer Mitglied in einem der rund 12 200 dem Landessportverband angeschlossenen Vereinen. Die Quote der organisierten Sportler im Kreis Pfaffenhofen liegt mit 38 Prozent sogar ein wenig über dem Landeswert. Etwa 100 000 Trainer und Übungsleiter bringen rund 4,4 Millionen Mitglieder im Freistaat in Bewegung. Und schließlich sorgen um die 300 000 ehrenamtliche Mitarbeiter dafür, dass in den Sportvereinen der Laden läuft.
Kreischef Florian Weiß (links) bedankte sich bei BLSV-Vizepräsident Otto Marchner, der sich bei der Herbsttagung im BLSV-Kreis Pfaffenhofen mit dem Thema "Chancen für Sportvereine" auseinandersetzte.
Doch ist das Ehrenamt längst kein Zuckerschlecken mehr, wenn man den Wortbeiträgen der zum großen Teil sehr erfahrenen Funktionäre an diesem Abend glauben darf. Steuer, Versicherung, Haftungsfragen – wer in einem Sportverein Verantwortung übernimmt, der weiß, auf was er sich einlässt. Wo Behörden vor einigen Jahren vielleicht noch ein Auge zugedrückt haben, gibt es heute kein Pardon mehr. „Und da wundert man sich, dass niemand mehr einen Posten übernehmen will“, schimpfte einer der versammelten Vereinsmitarbeiter, der sich fast nicht erklären kann, „dass sich überhaupt noch Leute finden, die so was machen“.
Solche und ähnliche Klagen wie auf der Herbsttagung des BLSV-Kreises Pfaffenhofen hörte Otto Marchner natürlich nicht zum ersten Mal. Er weiß um die Krise des Ehrenamtes, auch wenn er glaubt, mit frischen Ideen und maßgeschneiderten Konzepten gegensteuern zu können. Daher sein dringender Rat, sich nicht davor zu scheuen, Profis einzuschalten, wenn einmal guter Rat teuer sein sollte. „Das müssen auch die Mitglieder verstehen, wenn es am Ende um die Frage geht, deshalb meinetwegen den Beitrag zu erhöhen“, so der BLSV-Vize aus Altötting, der selbst viele Jahre in seinem Heimatverein tätig war.
Dass es um die Altersstruktur der Ehrenamtlichen nicht zum Besten steht, räumte der BLSV-Vize ein. Laut Statistik sind die Führungsebenen in den Vereinen mit Fünfzigjährigen besetzt. Nach einschlägigen Erhebungen sind die Vorsitzenden im Durchschnitt neun Jahre im Amt, ihre Stellvertreter drei Jahre weniger. Otto Marchner wird daher nicht müde, die Werbetrommel für freiwilliges Engagement in der Freizeit zu rühren. „Wir müssen das Ehrenamt in der Öffentlichkeit positiv darstellen“, betonte der BLSV-Vize, der aus eigener Erfahrung weiß, „dass eine solche Tätigkeit auch sehr viel Spaß machen kann.“
Aufgabe eines Sportfunktionärs mit Visionen ist es nach den Worten Marchners, das Angebot im Verein möglichst attraktiv auszubauen und auf die Bedürfnisse der Interessenten zuzuschneiden. Zwar kennt auch er keinen Königsweg, aber genügend erfolgversprechende Ansätze, neue Mitglieder zu werben. Unter anderem nannte der BLSV-Vize die Einrichtung einer Kindersportschule (KiSS) oder eines Fitness-Studios, was freilich nur in größeren Vereinen möglich sein dürfte. Kleinere Vereine könnten die Zusammenarbeit mit Schule und Kindergarten am Ort intensivieren oder auf dem Gebiet des Gesundheitssports gerade für die wachsende ältere Generation Angebote machen. Nur so könne man dem großen Problem einer zunehmenden Kommerzialisierung des Sports in einer modernen Konsumgesellschaft entgegenwirken. „Sport wird zwar gerne angeschaut, aber wird er denn noch selbst betrieben?“, fragt sich Otto Marchner. Gerade deshalb sei es auch so wichtig, den sportbegeisterten Mitgliedern mit gut ausgebildeten Trainern und Übungsleitern ein professionelles Angebot zu machen.