Sechs Patienten sind betroffen, erkrankt ist den Angaben zufolge noch keiner. In Absprache mit dem Gesundheitsamt wurden umfangreiche Schutzmaßnahmen getroffen – fortlaufenden Untersuchungen
(ty) In den vergangenen Tagen kam es auf der Frührehabilitations-Station des Klinikums Ingolstadt zu einer Häufung von Besiedlungen mit multiresistenten Keimen, konkret geht es um „Klebsiella pneumoniae“-Bakterien (KPC). Das teilte Klinikum-Geschäftsführer Heribert Fastenmeister mit. „Glücklicherweise ist bisher noch kein einziger Patient durch diesen Keim erkrankt“, heißt es in einer am Abend veröffentlichten Mitteilung. Betroffen von der Besiedelung mit den Keimen seien sechs Patienten, das habe eine systematische Untersuchung ergeben.
Zur Sicherheit der Patienten erfolgten nach Angaben des Klinikums bereits umfangreiche Schutzmaßnahmen, um die Verbreitung der Bakterien zu unterbinden. Diese Maßnahmen erfolgten in Absprache mit dem Gesundheitsamt. Wie es heißt, wurden nicht betroffene Patienten auf eine andere Station verlegt – sie werden nun fortlaufend darauf untersucht, ob eine Ansteckung nicht vielleicht doch stattgefunden hat.
Zudem sei ein interdisziplinäres Team mit festen Ansprechpartnern gebildet worden, das in engem und täglichem Kontakt mit dem Gesundheitsamt stehe. Alle Patienten auf der betroffenen Station und deren Angehörige seien über das Geschehen informiert worden. „Zudem erfolgen Umgebungs- und Wasseruntersuchungen, die bisher aber keinen Nachweis der Bakterien erbrachten“, teilt das Klinikum mit. Bakterien derselben Spezies haben auch in anderen Kliniken im In- und Ausland Ausbrüche verursacht. In Deutschland waren unter anderem das Klinikum Bremen, die Charité und die Uniklinik Leipzig betroffen, wird erklärt.
Im Klinikum Ingolstadt ist die Frührehabilitations-Station betroffen. Die Aufgabe der Frührehabilitation ist es, „schwerstkranke Patienten direkt nach Ihrer Behandlung auf Intensiv- oder Überwachungsstationen frührehabilitativ zu therapieren, um damit bleibende Behinderungen zu vermeiden und eine Rückkehr in die gewohnte Umgebung zu ermöglichen“, wie erklärt wird.
Das im aktuellen Fall festgestellte Bakterium „Klebsiella pneumoniae“ gehöre zur physiologischen Flora des Menschen und komme bei vielen Menschen im Darmtrakt vor, ohne Infektionen hervorzurufen. In bestimmten Situationen seien die Bakterien aber in der Lage, Infektionen zu verursachen – zum Beispiel Wundinfektionen im Bauchraum, Blasenentzündungen und gelegentlich auch Lungenentzündungen.
„Prinzipiell können solche Infektionen effektiv mit Antibiotika behandelt werden“, wird erklärt. Im aktuellen Fall liege aber eine Resistenz gegen viele sehr effektive und gut verträgliche Antibiotika vor – die Bakterien seien zwar noch auf einige Antibiotika sensibel, diese seien aber nicht so effektiv und verträglich wie gewünscht.
Vor wenigen Tagen wurden die Bakterien bei Patienten des Klinikums Ingolstadt im Rahmen von mikrobiologischen Untersuchungen nachgewiesen, wie es heißt. Daraufhin seien alle Patienten der Station systematisch untersucht worden. „Insgesamt wurden sechs Patienten identifiziert, die mit den Bakterien besiedelt sind. Bei den anderen Patienten der Station konnten die Bakterien auch in mehrfachen Kontrolluntersuchungen nicht nachgewiesen werden, so dass eine Besiedlung bei diesen Patienten sehr unwahrscheinlich ist.“ Eine Infektion mit den Bakterien liege derzeit bei keinem Patienten vor.
In Zusammenhang mit dem aktuellen Fall beantwortet das Klinikum Ingolstadt folgende Fragen:
Wann liegt ein Ausbruch vor?
Nach dem Infektionsschutzgesetz nimmt man einen Ausbruch an, wenn mehr als zwei Patienten eine Infektion haben und die Patienten in räumlichem und zeitlichem Zusammenhang standen (zum Beispiel in derselben Woche auf einer Intensivstation).
Was sind Klebsiella-Bakterien?
„Klebsiella pneumoniae“ (KP) ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium der Gattung Klebsiella. Beim Menschen gehört diese Art zu den normalen Bewohnern des Magen-Darm-Trakts. Im Normalfall ist das Bakterium ungefährlich, bei Personen mit geschwächtem Immunsystem kann es jedoch auch als Krankheitserreger auftreten.
Was unterscheidet KP von KPC Bakterien?
Das Kürzel KPC steht für KP-Bakterien, die besondere Enzyme bilden, die so genannten Carbapenemasen (C). Diese Enzyme bewirken, dass einige Antibiotika (aus der Gruppe der Carbapeneme) unwirksam sind, das heißt: Die KPC-Bakterien besitzen eine Resistenz gegenüber diesen bestimmten Antibiotika. Es sind verschiedene Varianten der Klebsiellen-Carbapenemasen bekannt, wie etwa KPC-1, KPC-2 und KPC-3. Bei dem derzeitigen Ausbruch in der Charité handelt es sich um den am häufigsten auftretenden Carbapenemase bildenden Klebsiella-pneumoniae-Stamm in Deutschland (KPC-3). Das bisher in Nordeuropa wenig verbreitete KPC-Bakterium ist tendenziell seit den vergangenen Jahren auf dem Vormarsch. Bakterien mit dieser oder ähnlichen Resistenzen wurden in den 1990er Jahren in den USA erstmalig nachgewiesen. Seitdem wird weltweit eine Zunahme der Häufigkeit beobachtet. Auch in anderen deutschen Kliniken werden Bakterien mit dieser oder ähnlichen Resistenzen in steigender Anzahl nachgewiesen.
Wie gefährlich ist KPC?
Für gesunde Menschen sind KPC-Bakterien ungefährlich. Für abwehrgeschwächte Patienten stellt ein KPC-Bakterium ein Risiko dar. Bei einer Infektion mit KPC treten die typischen Infektionssymptome wie Fieber, schweres Krankheitsgefühl oder Atemnot auf. Eine Infektion mit KPC ist nur mit wenigen Reserve-Antibiotika behandelbar.
Welche Maßnahmen werden getroffen?
Patienten, bei denen KPC bereits nachgewiesen wurde beziehungsweise vermutet wird, werden sofort isoliert und engmaschig in Einzelpflege betreut und versorgt. Zusätzlich werden umgehend erweiterte Hygienemaßnahmen eingeleitet. Das Tragen von Schutzkleidung (Handschuhe, Kittel, Mundschutz, Haube) ist neben der obligatorischen Desinfektion der Hände für das gesamte Personal und alle Besucher bei jedem Kontakt vorgeschrieben. Darüber hinaus wurden im aktuellen Fall die nicht besiedelten Patienten auf eine andere Station verlegt.