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Der studentische Gestaltungsbeirat übt ebenso harsche wie umfassende Kritik an dem modernen viergeschossigen Gebäude, das auf der Pfaffenhofener Insel entstehen soll, und wirft den Planern sogar "Irreführung der Bevölkerung" vor

(zel/ty) Die Kritikpunkte sind an Deutlichkeit kaum zu überbieten. Der studentische Gestaltungsbeirat von Pfaffenhofen lässt kein gutes Haar an den vorgelegten Plänen für ein modernes, viergeschossiges Gebäude, das auf der Ilminsel entstehen soll. In einer unserer Zeitung übermittelten Stellungnahme bescheinigt die Gruppe dem Vorhaben „identitätslose Architektur“ und den Charme eines „Industriebaus“. Das geplante Gebäude sei „uninspiriert, viel zu groß und proportional fragwürdig“. Nicht zuletzt wird den Planern eine „fahrige Vorgehensweise im Entwurf“ und sogar „Irreführung der Bevölkerung“ vorgeworfen. Fazit des Gremiums: „Der Entwurf wird dem prägnanten Ort nicht gerecht“. Aber der Reihe nach.

Auf der Pfaffenhofener Insel an der Münchener Straße soll ein modernes Gebäude mit vier Stockwerken entstehen. Der Stadtrat hat, wie berichtet, am vergangenen Donnerstag sein Einvernehmen erteilt; zu genehmigen ist das Vorhaben letztlich vom Landratsamt. Allerdings dürfte die Zustimmung der Kreisbehörde reine Formsache sein. Im Erdgeschoss sind nach den vorliegenden Unterlagen eine Gaststätte und zwei Läden geplant, im ersten und zweiten Obergeschoss Büros und ein Atelier, das mit einer Wohnung im dritten Stock (Dachgeschoss) verbunden ist.

„Nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, fügt sich das Gebäude in die Eigenart der näheren Umgebung, bei der es sich um ein Mischgebiet handelt, ein“, lautete das Urteil der Stadtverwaltung. Und dieser Sichtweise folgte bekanntlich die Mehrheit des Stadtrats. Bei fünf Gegenstimmen wurde das städtische Einvernehmen erteilt, denn es gab auch sehr kritische Stimmen. Reinhard Haiplik (ÖDP) widersprach zum Beispiel der Sichtweise der Verwaltung vehement. Für ihn sei das geplante Gebäude das „beste Beispiel einer Nicht-Einfügung“. Seiner Meinung handelt es sich hier um ein Projekt, das „eher Angst als Freude schürt“.

Nun hat sich der Studentische Gestaltungsbeirat von Pfaffenhofen zu dem Vorhaben zu Wort gemeldet. Hier das Statement im Wortlaut:

„Das Studium und der bevorstehende Abschluss hatte im letzten Jahr unsere komplette Aufmerksamkeit gefordert. Doch die Bitte aus der Bevölkerung via Facebook mittels mehrerer Aufrufe und direkte Aufforderungen zeigt uns, dass es notwendig ist ganz unabhängig und unverblümt unsere Meinung zu einem, vielleicht sogar dem, entscheidenden Projekt diesen Jahres zu veröffentlichen. Das Stadtbild und dessen Entwicklung liegen uns am Herzen und wir sehen uns in der Pflicht, das Wort zu ergreifen.

Zuallererst sei gesagt, dass die Realisierung der Nutzung im Erdgeschoss an diesem Ort in Bezug auf die Landesgartenschau durchaus Sinn macht. Die Gastronomie und der Bezug zum „Inselpark“ mit der kommenden Terrassierung lassen das Projekt schlüssig wirken. Städtebaulich jedoch, präsentiert sich das Gebäude mit seiner abweisenden Haltung, welche durch die identitätslose Architektur verstärkt wird. Eine einladende Geste ist nicht gegeben. Als Nicht-Pfaffenhofener wird man, über die Moosburger Straße kommend, mit einem Industriebau willkommen geheißen, der den direkten Bezug zum Umfeld nicht sucht.

Ein Einfügen, wie man es vielleicht erwarten würde, als Bindeglied zwischen der Sparkasse und der umliegenden Bebauungen beziehungsweise der Ilminsel, fehlt uns komplett. (Eine Architektur mit Torcharakter mit einer kleinteiligeren Architekturlandschaft, die mehrere Bezüge aus der Umgebung aufnimmt, vielleicht sogar zeitlich gesehen auf frühere Nutzungen, hätten schöne Grundlagen für Entwürfe sein können.) Auch die moderne Bandfassade findet sich in der Pfaffenhofener Innenstadt nicht wieder und nimmt ebenfalls keinen Bezug zum direkten Umfeld auf.

Hier soll das Gebäude (dunkelgrau markiert) entstehen.

Dazu sei noch gesagt, dass gute moderne Architektur keinesfalls als grundsätzlicher Widerspruch zur bestehenden Bebauung gesehen werden darf. Die Materialwahl der Fassade wirkt uninspiriert und zeigt nicht im Geringsten den „Grünen Gedanken“ der Stadt und dient keineswegs zur Aufwertung dieses prägnanten Ortes. Konzeptionell ist die Kubatur und deren Abmessung viel zu groß und proportional fragwürdig. Eine maximale Ausnutzung des Grundstücks ist logisch, jedoch wäre es wünschenswert gewesen, sich mehr Gedanken über das Stadtbild zu machen. Für ein solch ein prägnantes Grundstück wäre ein Architektur-Wettbewerb nötig gewesen.

Auch möchten wir den Leuten, aus unserer Sicht verdeutlichen, dass unehrliche Visualisierungen das Bauvorhaben in ein rechtes Licht rücken. Die Umgebung wurde komplett beschönigt beziehungsweise weggelassen. Dadurch spiegelt sich sehr deutlich die fahrige Vorgehensweise im Entwurf wider. Falsche Tatsachen und eine Irreführung der Bevölkerung können und dürfen nicht das Ziel einer Stadtbildsanierung sein – jeder Architekt, Bauingenieur, Baugewerbstreibende oder Bauträger hat die Verantwortung gegenüber den Mitbürgern, den Zeitgeist der Architektur zu treffen und ehrlich mit den Gegebenheiten umzugehen.

Die architektonische Kulturlandschaft in Pfaffenhofen leidet wieder einmal darunter und es wäre wünschenswert sich den Gedanken, auch als privater Bauherr, eines unabhängigen Rates ins Leben zu rufen – sei es durch die Hilfe des Studentischen Gestaltungsbeirates oder durch ein externes Gremium.

Gerne würden wir – als Studentischer Gestaltungsbeirat – von den Bürgern Pfaffenhofens mehr erfahren, wie sie das Projekt sehen. Via Facebook oder persönlich. Wir freuen uns auf interessante Diskussionen und einen Anstoß in die richtige Richtung, um einen weiteren baulichen Schandfleck zu vermeiden. Ein Landratsamt 2.0 brauchen wir nicht!“

Bisheriger Bericht zum Thema:

Reif für die Insel


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