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200 Beschäftigte beendeten in Reichertshofen vier Stunden früher ihre Arbeit – IG Metall und Betriebsrat weisen Arbeitnehmer-Angebot als unzureichend zurück

(ty) „Wir für mehr!“ Unter diesem Motto rief die IG Metall die Beschäftigten der Firma Wacker-Neuson in Reichertshofen zum Warnstreik auf. Bei komplettem Produktions-Stillstand beendeten rund 200 Beschäftigte vier Stunden früher ihre Arbeit. Auf der Kundgebung vor dem Werkstor hat der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, das Arbeitgeber-Angebot als unzureichend zurückgewiesen. „Was oberflächlich betrachtet ein Entgegenkommen andeutet, ist bei näherer Betrachtung nicht einmal ein halber Scheinriese.“ Die Bildungsteilzeit werde komplett abgelehnt, Altersteilzeit solle halbiert werden und 2,2 Prozent Entgelterhöhung treffe nicht die Erwartungen der Belegschaften, so Stiedl. 

In seiner Rede betonte der Betriebsratsvorsitzende von Wacker-Neuson, Elvis Schwarzmair, dass eine anständige tarifvertragliche Entgelterhöhung zwingen notwendig sei. „Der Druck auf die betrieblichen Regelungen und Entgeltgestaltungen steigt stetig. Wir Betriebsräte und die Standorte werden gegeneinander ausgespielt und unter Druck gesetzt“, sagte er. „Nur das, was die Kollegen durch die tarifliche Erhöhung erhalten, ist nachhaltig und außerhalb jeglicher betrieblicher Auseinandersetzungen. Wir als Wacker-Neuson stehen hinter der Forderung der IG Metall und die Kollegen vor dem Tor bringen dies deutlich zum Ausdruck.“

Noch immer seien die Betriebe gut ausgelastet. Das sei nicht nur Auslastung, sondern das sei auch Höchstlast und Höchstbelastung für die Beschäftigten. „Das geht auf die Knochen und das verdiene endlich Anerkennung, auch bei der Altersteilzeit“, betonte Schwarzmair.

Der bisherige Tarifvertrag zur Altersteilzeit läuft aufgrund der Einführung der abschlagsfreien Rente für langjährige Beitragszahler zum Ende März aus und muss daher neu abgeschlossen werden, wie die IG Metall zum Hintergrund mitteilt. Dabei sind aus Sicht der Gewerkschaft spürbare Verbesserungen dringend nötig. „Verbesserungen sind bei den individuellen Anspruchs- und Zugangsmöglichkeiten, der finanziellen Ausstattung und der Anzahl der Anspruchsberechtigten unverzichtbar“, heißt es dazu.

„Die Beschäftigten haben ein Anrecht auf eine ordentliche Entgelterhöhung. Auch die ökonomische Vernunft ist auf Seite der IG Metall“, sagte Wolfgang Strasser , der IG Metall-Vertrauenskörperleiter von Wacker-Neuson. Nach wie vor sei die deutsche Wirtschaft extrem stark auf den Export ausgerichtet. Es fehle an Binnennachfrage, es fehle an kaufkräftigen Löhnen. Wenn der Konjunktur wirklich eine Gefahr drohe, dann von der schwachen Inlandsnachfrage. Deshalb fordert die IG Metall über den Inflationsausgleich und den Produktivitätsanstieg hinaus „einen Stabilisierungs- und Gerechtigkeitsbeitrag“. Strasser: „Damit wollen wir die Binnenkaufkraft und damit die Konjunktur stabilisieren. Dazu reicht das Angebot der Arbeitgeber bei Weitem nicht aus.“ 

Die Vorschläge der Arbeitgeber zu Alters- und Bildungsteilzeit bezeichnete Stiedl als indiskutabel: „Auch in Zukunft brauchen wir einen allgemeinen Anspruch auf Altersteilzeit, damit Beschäftigte nicht darum betteln müssen. Genau das will die Arbeitgeberseite. Das werden wir uns auf keinen Fall bieten lassen“, rief er. Das Gleiche gelte für die „anhaltende Verweigerungshaltung“ gegenüber einer geförderten Bildungsteilzeit. „Damit bestätigen die Arbeitgeber ihre Herr-im-Haus-Haltung und haben ihre Bekenntnisse zur Sicherung des Fachkräftebedarfs einmal mehr als leere Sonntagsreden entlarvt“, schimpfte Stiedl. 

Die aktuellen Aufwendungen für Weiterbildung in der Metall- und Elektroindustrie liegen laut IG Metall bundesweit bei nicht einmal einem halben Prozent des Umsatzes der Branche. Aber auch bei den Unternehmen, die Weiterbildung anbieten, sähe es nicht besser aus. Weniger als die Hälfte der Beschäftigten nehme an einer Weiterbildung teil. „Das ist insgesamt völlig unzureichend für die Bewältigung von Herausforderungen wie beispielsweise der Digitalisierung beziehungsweise Industrie 4.0. Deshalb brauchen wir einen tariflichen Anspruch auf Freistellung und einen Entgeltausgleich“, forderte Stiedl.

Neben einer Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 5,5 Prozent fordert die IG Metall eine Verbesserung des Tarifvertrags zur Altersteilzeit und einen Neuabschluss des Tarifvertrags zur Qualifizierung mit Regelung einer Bildungsteilzeit.


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