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Nachdem die Ingolstädter Grünen sich von Stadtrat Henry Okorafor als Fraktionsmitglied getrennt haben, nimmt er nun einseitig diese Vereinbarung zurück – Und sorgt für neuen Wirbel 

Ein Kommentar von Michael Schmatloch 

Selten hat ein Stadtrat in Ingolstadt für so viel Wirbel in der Kommunalpolitik gesorgt wie Henry Okorafor, der inzwischen aus der Fraktion ausgeschlossene schwarze Stadtrat der Grünen. Und ein Ende dieser Provinzposse scheint kaum absehbar.

Denn wer geglaubt haben sollte, nach der Trennung der Stadtratsfraktion der Grünen von Henry Okorafor würde nun langsam wieder Ruhe einkehren an der kommunalpolitischen Front, der hat die Rechnung ohne Henry Okorafor gemacht. Denn der hat jetzt einseitig die Trennung von der Fraktion widerrufen. Ob die Partei diesen einseitigen Widerruf annimmt, steht in den Sternen. Denn dazu will man erst einmal die Mitglieder befragen. Eine offizielle Stellungnahme der Grünen gibt es deswegen derzeit noch nicht.

Plötzlich ist Henry Okorafor, dessen Äußerungen erfahrungsgemäß eine Halbwertszeit haben, die selten mehr als eine Viertelstunde beträgt, nach der angeblich einvernehmlichen Verabschiedung aus der Fraktion jetzt wieder der Meinung, nicht politische, sondern persönliche Gründe seinen ausschlaggebend gewesen für seine Verbannung aus der Fraktion. Deswegen hat er sich auch entschlossen, diese Verbannung einseitig aufzukündigen.

Mit der nötigen Portion Wirbel versteht sich. Denn nicht nur die Grünen müssen sich nun erneut beraten, wie sie mit der neuen Situation umgehen. Auch der Stadtrat insgesamt hat ein Problem. Denn die aufgrund der Veränderungen in der Fraktion der Grünen notwendig gewordene Umbesetzung diverser Ausschüsse steht bereits auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung am 24. Februar. Ob der Tagesordnungspunkt unter den neuen Vorzeichen überhaupt verhandelbar ist, das bleibt abzuwarten.

Denn die Fraktion der Grünen muss jetzt erst einmal Stellung beziehen zu den neuen Fakten, der einseitigen Aufkündigung der Vereinbarung. Was in gewisser Weise eine Zwickmühle ist. Denn zum einen ist Okorafor, der sich bei nahezu allen Parteien wie Sauerbier angeboten hat, der seinen politischen Wert ohne jede Absprache mit den Parteikollegen nach oben zu pokern sucht, der seine Integrierbarkeit in die Fraktion und wohl auch in die Partei nicht nur damit schon arg strapaziert, schon eine ungeahnte Herausforderung. Und das ist im Gegensatz zu Okorafors eigener Meinung in der Tat eine politische Herausforderung.

Zum anderen gilt er ob seiner Herkunft vielen in der Partei halt als Symbolfigur für Migration, als eine Figur, die den Grünen gut zu Gesicht steht und an der man festhalten sollte.

Es ist schon keck, was Henry Okorafor da so treibt. Und das mit einer Durchsichtigkeit, die Staunen macht. Da will er zurück in die Fraktion der Grünen, will andererseits gleichzeitig einen Freibrief von der Partei, mit anderen Fraktionen und Ausschussgemeinschaften verhandeln zu dürfen. Und wiederum andererseits wäre er gerne der nächste Landtagskandidat der Grünen, denn, wie er selbst auf seiner Facebook-Seite schreibt: „I have a dream“. Den Traum vom Rednerpult am Maximilianeum.

Bei seinen blitzartigen Meinungsumschwüngen wäre Henry Okorafor zwar in der Tat so etwas wie ein zu Ende gedachter Horst Seehofer. An ein paar anderen politischen Tugenden indes müsste er noch arbeiten. Zuverlässigkeit und Loyalität zum Beispiel.

Und an der Erkenntnis vielleicht, dass gewisse Widrigkeiten, die einem widerfahren, vielleicht auch Gründe haben, die in einem selbst verborgen liegen. Sich als Opfer zu fühlen und geschmerzt aufzuschreien ist die eine, wenngleich weniger intelligente Möglichkeit.  Die andere wäre, zu überlegen, warum einem dies oder das widerfährt. Warum die Grünen auf den Ausschluss aus der Fraktion gedrängt haben. Warum Audi als Arbeitgeber sich von Henry Okorafor getrennt hat. Gegen den Konzern geht er übrigens tatsächlich gerichtlich vor. Für den 15. April steht die Verhandlung am Arbeitsgericht an, wie er selbst via Facebook verkündet.

Warum er alleine schon deswegen nie in den Genuss kommen wird, beispielsweise bei der CSU eine neue Heimat zu finden, diese Frage könnte ihm Oberbürgermeister Christian Lösel sicher ganz spontan beantworten. Und vielleicht sogar den Unterschied zwischen den Worten Martin Luther Kings – „I have a dream“ – und denen aus dem Musical „Der Mann von la Mancha“, die da lauten: „To dream the impossible dream“.

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