Trotz klarer Überlegenheit kam der Zweitliga-Tabellenführer FC Ingolstadt im bayerischen Derby gegen die abstiegsbedrohten Löwen heute nicht über ein 1:1 hinaus
(zel) Steuert der bislang unangefochtene Zweitliga-Tabellenführer FC Ingolstadt auf eine Krise zu? Es sieht, das muss man leider sagen, ein wenig danach aus. Denn im Kalenderjahr 2015 läuft es noch gar nicht rund für die Schanzer. Nach dem 1:0-Sieg bei der SpVgg Greuther Fürth, der einen noch glauben machte, diesen FCI kann keiner in dieser Liga schlagen, folgt nun häppchenweise die eiskalte Ernüchterung: Der peinlichen 1:3-Heimpleite gegen den SV Sandhausen folgten ein mühsames 1:1 beim VfR Aalen – und heute nun ein peinliches 1:1 vor heimischer Kulisse im bayerischen Derby gegen den TSV 1860 München, das sich anfühlt, wie eine Niederlage. Weil die Schanzer haushoch überlegen waren, aber beste Chancen ausließen, während die Löwen aus gerade mal zwei Gelegenheiten ein Tor machten.
Im ausverkauftem Audi-Sportpark hatte der FC Ingolstadt das Heft von Beginn an in der Hand, verbuchte nicht nur die besseren Chancen, sondern verhinderte lange Zeit auch nur den Hauch einer Torgelegenheit der Gäste. Die Schanzer gingen folgerichtig in Führung, völlig verdient und längst überfällig. Als Danilo Soares mit einem 20-Meter-Linksschuss in der 41. Minute die Schanzer – mit seinem ersten Tor im FC-Trikot – in Führung schoss, war das nicht mehr, als die unvermeidliche Dokumentation der Ingolstädter Überlegenheit.
Schon mindestens zwei Mal hatten die Schanzer nämlich zuvor die Möglichkeit, in Führung zu gehen. In der 13. Minute zog Thomas Pledl ab und zwang den Löwen-Keeper zu einer Glanzparade. Und in der 30. Minute ging ein Kopfball von Benjamin Hübner knapp am rechten Pfosten vorbei – der Schiri hatte aber ein Foul gesehen. Als Soares dann zum 1:0 für den FCI traf, war wohl keiner der rund 15 000 Zuschauer wirklich überrascht.
Nach der Pause war es erneut dem Torwart der 1860er zu verdanken, dass es nicht einschlug, nachdem FC-Stürmer Mathew Leckie zum Kopfball gekommen war. Verdient wäre das 2:0 allemal gewesen, keine Frage. Erst in der 67. Minute kamen die Münchner zu ihrer ersten echten Torgelegenheit – das sagt alles über die Verhältnisse, die auf dem Platz herrschten. Das einzige, was die Löwen bis dahin überhaupt gegen die dominanten Ingolstädter im Spiel hielt, war die Tatsache, dass sie nur 0:1 zurücklagen.
Doch die Schanzer verpassten es, den Deckel draufzumachen und das zweite Tor zu erzielen. Und so kam es in der 83. Minute tatsächlich, wie es eigentlich niemals hätte kommen dürfen: Mit ihrer überhaupt erst zweiten Chance in dieser Partie gelang den Löwen der Ausgleich. Valdet Rama ließ Roger am rechten Strafraum-Eck aussehen wie einen Schulbuben und schlug eine lehrbuchmäßige Flanke, die Jannik Bandowski eiskalt in die Maschen zimmerte.
Die Schanzer intensivierten nun noch einmal ihre Bemühungen und hätten drei Minuten vor dem offiziellen Ende auch fast noch einmal getroffen. Das Tor war leer, weil sich der Löwen-Keeper einen Faux-pas leistete, doch mit vereinten Kräften klärten die Münchner auf der Linie und brachten letztlich dieses Remis über die Zeit.
Was sich für die Schanzer anfühlen muss wie eine Niederlage und für die Löwen wie ein Sieg, ist in Wirklichkeit ein keinesfalls leistungsgerechtes 1:1 in einem nicht sonderlich guten Zweitliga-Spiel, in dem es der Tabellenführer aus Ingolstadt nicht verstanden hat, seine klare Überlegenheit vor heimischer Kulisse gegen einen im Abstiegskampf steckenden TSV 1860 in Tore umzumünzen.
Durch dieses völlig unnötige Remis ist der Vorsprung der Schanzer, die mit jetzt 45 Zählern weiterhin Tabellenführer sind, von sechs auf vier Punkte zusammengeschmolzen. Denn sowohl der SV Darmstadt als auch der 1. FC Kaiserlautern haben an diesem Spieltag ihre Partien gewonnen und verzeichnen jeweils 41 Punkte auf ihrem Konto.
Für den FC Ingolstadt geht es nun am Freitagabend (18.30 Uhr) beim ebenfalls akut abstiegsbedrohten Team von Erzgebirge Aue weiter. Und man kann nur hoffen, dass die Ingolstädter nicht neuerdings ausgerechnet bei den Teams patzen, die ganz unten in der Tabelle stehen. Denn gegen den Vorletzten Aalen gab es ebenso nur ein Remis wie heute gegen die Löwen...