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Die filmreife Geschichte eines kriminellen 57-Jährigen aus dem Kreis Pfaffenhofen: Tankstellen-Betrügereien, Banküberfall mit Revolver, Nächte in der Hochzeits-Suite, Flucht in die USA

Von Tobias Zell

Die Geschichte liest sich wie das Drehbuch für einen Samstagabend-Film. Es geht um einen Cowboy mit Revolver, der in Fahrenzhausen eine Bank überfallen hat. Ein Mann, dessen Identität ans Licht kam, weil er sich obendrein als Tankstellen-Betrüger verdingte und die Polizei bemerkenswerte Ermittlungsarbeit leistete und die richtigen Schlüsse zog. Es geht um einen Mann, von dem man inzwischen weiß, dass er heute 57 Jahre alt ist und aus dem südwestlichen Landkreis Pfaffenhofen kommt. Aber auch um einen Mann, der sich inzwischen nach Amerika abgesetzt hat. Zuvor aber residierte er mit einer Freundin noch in der Hochzeits-Suite eines Pfaffenhofener Hotels sowie im historischen Flaschlturm. Am vergangenen Freitag nun hätten die Handschellen klicken sollen – doch der dringend Tatverdächtige saß nicht in dem Flieger, der in München schon erwartet worden war.

Am 16. Januar hatte ein cowboy-mäßig gekleideter – damals noch unbekannter – Mann die Sparkasse in Fahrenzhausen überfallen. Gegen 11.25 Uhr betrat er, wie damals berichtet, die Bank an der Hauptstraße und forderte unter Drohung mit einem Revolver die Herausgabe von Geld. Ihm wurden daraufhin mehrere tausend Euro ausgehändigt, die er in einer mitgebrachten Stofftasche verstaute. Anschließend flüchtete er zu Fuß. Eine sofort eingeleitete Nahbereichsfahndung verlief ergebnislos. Die Ermittlungsarbeit begann. 

Bild aus der Überwachungskamera der Bank: Der damals 56-Jährige in Cowboy-Montur mit Revolver in der Hand.

Was der Polizei nun zugute kam: Der Cowboy hatte äußerst verwertbare Hinweise auf seine Identität hinterlassen. Denn er hatte sich erst gar nicht die Mühe gemacht, sein Gesicht zu verbergen. Deshalb lieferte die Überwachungskamera sehr hilfreiche Bilder von dem Bankräuber, der nicht nur mit Cowboy-Stiefeln und einem karierten Holzfällerhemd bekleidet war, sondern auch einen Cowboy-Hut trug. Wäre der Überfall, untermauert durch den Revolver in der Hand des Täters, nicht bitterer Ernst gewesen, man hätte an eine Verkleidung denken können – es war ja Faschingszeit.

Auf die Identität des Mannes kam die Kripo Erding, weil sie „sehr klug ermittelt hat“, wie  die Landshuter Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl heute im Gespräch mit unserer Zeitung betonte. Zunächst einmal fiel den Polizisten auf: Die Beschreibung des Bankräubers und die Bilder aus der  Überwachungskamera passen „sehr gut“ auf einen Kriminellen, der wegen mehrerer Tankstellen-Betrüge bereits gesucht wurde. In zwei dieser Fälle hatte er sogar den Cowboy-Hut auf, berichtet Bäumler-Hösl. Durch die Überwachungskameras an den geprellten Tankstellen kamen die Ermittler an das Autokennzeichen des Mercedes, mit dem der Betrüger unterwegs war. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Nummernschilder an einem Pendler-Parkplatz geklaut worden waren. 

Weiteres Bild aus der Überwachungskamera der Bank in Fahrenzhausen.

Während diese Spur also im Sande verlief, erwies sich der nun folgende Ansatz als goldrichtig. Denn auf einer Internet-Plattform stießen die Ermittler laut Bäumler-Hösl auf einen zum Kauf angebotenen dunkelblauen Mercedes CLK, der die identischen Beschädigungen (zum Beispiel am Kofferraum) aufwies wie der Wagen des Tankstellen-Betrügers. Es stellte sich weiter heraus, dass der im Internet entdeckte Mercedes am 21. Januar zum Verkauf online gestellt worden war. Und über den Händler, der den Wagen nun feilbot, kamen die Ermittler letztlich auf die Spur des damals 56-Jährigen aus dem südwestlichen Landkreis Pfaffenhofen – der nun nicht mehr bloß als mutmaßlicher Tank-Betrüger gilt, sondern obendrein auch als mutmaßlicher Bankräuber gesucht wird. 

Eine im Rahmen der Ermittlungen befragte Person habe auf den Bildern aus der Bank sogar die Waffe wiedererkannt, so die Oberstaatsanwältin. Demnach soll es sich bei dem Revolver um eine echte Waffe handeln, die der Mann angeblich in den USA erworben hat. 

Jedenfalls wissen Polizei und Justiz nun, wen sie suchen. Geschnappt ist der Cowboy aber noch nicht. Der Mann war nämlich schon in die Vereinigten Staaten ausgeflogen, als man seine Identität herausgefunden hatte. Nach Erkenntnissen der Ermittler hätte er aber nun am vergangenen Freitag zurückkehren sollen. Doch in der in München schon erwarteten Maschine saß der 57-Jährige nicht. Und wie sich laut Oberstaatsanwältin Bäumler-Hösl dann herausstellte, kam der Gesuchte schon in Madrid nicht an, wo er hätte umsteigen müssen.

Im Pfaffenhofener Flaschlturm gönnte sich der mutmaßliche Bankräuber ein paar Nächte in historischem Ambiente, ehe er sich in die USA absetzte.

Rekonstruiert haben die Ermittler inzwischen übrigens auch die Tage vor und vor allem nach dem Banküberfall vom 16. Januar. Wie Bäumler-Hösl gegenüber unserer Zeitung erklärt, hatte der 57-Jährige am 15. Januar seine letzte Tank-Betrügerei begangen. Noch am selben Tag habe er in einem Pfaffenhofener Hotel die Hochzeits-Suite (165 Euro pro Nacht) reserviert, in der er sich dann mit einer Freundin getroffen habe. Die Nächte von 16. bis 19. Januar verbrachte er dort – Geld hatte er ja von dem Banküberfall. 

Auch von 23. bis 27. Januar hatte sich der Cowboy dann noch einmal in Pfaffenhofen prominent einquartiert: im historischen Flaschlturm. Und von 29. auf 30. Januar übernachtete er den Ermittlungen zufolge in einem Hotel am Münchner Airport, ehe er am 30. Januar in die USA flog. Und dort reist er nun offenbar umher. Nach dem letzten Stand wird er in Colorado vermutet. „Früher oder später wird man ihn schnappen“, sagt Bäumler-Hösl. Spätestens, wenn er beim Versuch einer Rückkehr tatsächlich im Flieger sitzt.

Erstmeldung zum Thema:

Bank-Überfall im Cowboy-Look  


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