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Wechsel an der Spitze des Staatlichen Schulamts Pfaffenhofen: Regierungspräsident Christoph Hillenbrand verabschiedet Vitus Schwärzer und führt Nachfolgerin Karin Olesch ins Amt ein 

Von Tobias Zell

Als man ihn einst in München als „Bauernschulrat“ bezeichnete, habe er das als Lob empfunden, sagt Vitus Schwärzer (63). Als Lob für seine Heimatverbundenheit. Gut zwei Jahrzehnte lang war er Chef des Pfaffenhofener Schulamts; nahezu vier Jahrzehnte hat er als Lehrer, Seminarrektor, Schulrat und fachlicher Leiter im Landkreis Pfaffenhofen die Grund- und Mittelschulen mitgeprägt. Jetzt wurde er, der bereits seit November im Ruhestand ist, offiziell verabschiedet. Zugleich wurde Karin Olesch (60) als neue Schulamtsdirektorin ins Amt eingeführt. „Die Neue aus München“, wie sie sich selbst nannte, hat eine beeindruckende Vita aufzuweisen und wurde am 16. März zu Schwärzers Nachfolgerin ernannt. Seit dessen Ausscheiden hatte Schulrat Josef Steinberger die Geschicke übergangsweise geleitet.

Es war eine beeindruckende Riege von Gästen, die Schwärzer zum Abschied sowie zugleich Olesch zur Begrüßung die Aufwartung machte. Neben zahlreichen Bürgermeistern aus dem Landkreis, Landrat Martin Wolf (CSU) sowie vielen weiteren Verantwortlichen in Sachen Schule und Bildung war auch Regierungspräsident Christoph Hillenbrand zu der Feierstunde am Donnerstagnachmittag ins Pfaffenhofener Sparkassen-Casino gekommen. Auch Norbert Lienhardt, der Vorstandschef des Geldinstituts, war da – nicht nur als Hausherr, sondern als Vorsitzender des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft.

Zahlreiche Bürgermeister begrüßten die neue Schulamts-Chefin Karin Olesch; hier Martin Schmid (Vohburg), Andreas Meyer (Münchmünster), Martin Seitz (Gerolsbach), Reinhard Heinrich (Reichertshausen) und Manfred Sterz (Scheyern). 

Landrat Wolf griff den Begriff des „Bauernschulrats“ auf und würdigte Schwärzer als einen, der seine Heimat kenne und schätze. Er sei in all den Jahren ganz nah bei den Schulen, Schülern, Bürgermeistern und Landräten gewesen. Schwärzer, der auch seit 30 Jahren kommunalpolitisch engagiert ist, habe stets ein sehr gutes Verhältnis zur Politik gehabt; die Grund- und Mittelschulen seien ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, sagte Wolf über seinen „Kollegen“. Denn während der Schulamtsdirektor der fachliche Chef der Behörde ist, hat der Landrat die rechtliche Leitung.

Drei Eigenschaften von Schwärzer stellte Wolf besonders heraus: Er habe nie über Entscheidungen des Ministeriums geklagt, sondern immer lösungsorientiert gehandelt. Es gebe kaum einen Menschen, der Schule so gut erklären könne. Und Schwärzer sei trotz manch schwieriger Diskussion immer loyal gewesen. An die Adresse von Karin Olesch sagte der Landrat, er sei froh, dass die Führungsriege des Schulamts nun wieder voll besetzt sei. Denn es gebe spannende Themen zu behandeln – und Olesch bringe dazu viele Erfahrungen aus dem Münchner Raum mit.

Regierungspräsident Hillenbrand sprach angesichts des über 20-jährigen Wirkens von Schwärzer als Schulamtsdirektor von „vatikanischen Verhältnissen in Pfaffenhofen“ und spielte damit auf die Amtszeit von Päpsten an. Er blickte auf die Laufbahn des frischgebackenen Ruheständlers zurück und dankte ihm im Namen des Freistaats und der Regierung von Oberbayern für sein pädagogisches und organisatorisches Engagement, bei dem ihm das Wohl der anvertrauten Kinder, Lehrer und Schulleiter besonders am Herzen gelegen habe.

„Ihre Vorgesetzten bestätigten Ihnen in den dienstlichen Beurteilungen hohe Kompetenzen“, wandte sich Hillenbrand direkt an Schwärzer und führte aus: „Sorgfältige und gründliche Arbeitsergebnisse, die Bewältigung eines großen Arbeitspensums, den Ausblick über das eigene Aufgabengebiet hinaus und das frühzeitige Erkennen neuer Aufgaben sowie ein klares und überlegtes Urteilsvermögen und Entscheidungsfreude.“

Zahlreiche namhafte Gäste waren gekommen. Josef Steinberger (links) hatte zuletzt übergangsweise das Schulamt geleitet.

Vitus Schwärzer startete seine Ausbildung zum Lehrer als Lehramtsanwärter in Münchsmünster. Nahezu vier Jahrzehnte hat er als Lehrer, Seminarrektor, Schulrat und fachlicher Leiter im Landkreis Pfaffenhofen die Grund- und Mittelschulen mitgeprägt. „Dank seiner zielgerichteten Arbeit gelang es ihm stets, Verbesserungen für die Lehrkräfte und Schulen in Oberbayern zu erreichen“, heißt es von der Regierung von Oberbayern. Schwärzer beendete seinen Dienst im Schulamt Pfaffenhofen im November vergangenen Jahres.

Karin Olesch wurde am 16. März zur neuen fachlichen Leiterin des Staatlichen Schulamts im Landkreis und damit zur Nachfolgerin von Schwärzer ernannt. Sie begann ihre Laufbahn als Lehramtsanwärterin im Kreis München-Land, war lange Zeit am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung als Institutsrektorin tätig, wo sie federführend den Grundschul-Lehrplan 2000 entwickelte. Sie wirkte anschließend als Leiterin einer großen Grund- und Teilhauptschule in München. Seit 2007 war sie die neue fachliche Leiterin, Schulrätin und Schulamtsdirektorin in der Landeshauptstadt München.

Mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen sagte Hillenbrand, der Olesch offiziell in ihr Amt einführte, es sei volle Tatkraft gefragt: „Wenn es einfacher wäre, könnten wir ja jeden nehmen – wir brauchen aber Sie.“ Als zentrale Punkte nannte er die Ganztagsschule, jahrgangsgemischte Klassen – und die Integrationsleistung der Schulen, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Zahl von Asylbewerber-Kindern.

Über 55 Jahre seines bisherigen Lebens seien von Schule geprägt gewesen, blickte Schwärzer zurück. Es sei ein Gewinn gewesen, dass er so viele Menschen kennenlernen durfte. Er dankte Kollegen, Wegbereitern und Unterstützern für Loyalität und Zusammenarbeit. Und er dankte seiner Familie: Sein Lebensmittelpunkt sei in den vergangenen 20 Jahren nicht die Familie gewesen, sondern das Schulamt, räumte er selbstkritisch mit Tränen in den Augen ein und entschuldigte sich bei seiner Tochter. Seine Frau konnte krankheitsbedingt nicht an der Feierstunde teilnehmen.

Die Feierstunde wurde musikalisch umrahmt vom Grundschul-Chor der Joseph-Maria Lutz-Schule Pfaffenhofen (hier im Bild), vom Chor der Mittelschule Scheyern und vom Duo Gerhard Neubauer/Maximilian Kastl.

Der Schulamtsdirektor a. D. hatte aber auch noch einige fachliche Anmerkungen zu machen. „Bitte unternehmen Sie alles, damit im Landkreis in jeder Gemeinde eine Grundschule bestehen bleibt“, schrieb er den Kommunalpolitikern und Entscheidungsträgern in die Agenda. Der dadurch entstehende Heimatbezug sei gerade in den jungen Jahren von großer Bedeutung.

Außerdem warb Schwärzer dafür, dass der Unterricht weiterhin die zentrale Aufgabe der Schulen bleiben möge. „Geben wir den Lehrkräften auch genügend Zeit, ihn vor- und nachzubereiten und beschäftigen wir sie nicht mit Nebensächlichem.“ Und er appellierte, dass sich die Schulen und Lehrer nicht von einer pluralistischen Gesellschaft verführen lassen dürften. „Wir brauchen eine Haltung, Vorstellungen, Wertvorstellungen.“ Seiner Nachfolgerin wünschte Schwärzer Gesundheit, viel Kraft und ein offenes Ohr. 

„Da bin ich nun. Die Neue aus München“, sagte Olesch in ihrer Ansprache. Die Tätigkeit im Landkreis Pfaffenhofen sieht sie als neue Herausforderung, „es warten vielfältige Aufgaben auf uns“. Es gelte zum Beispiel, mit den vorhandenen Ressourcen ein Konzept für Asylantenkinder zu entwickeln und dafür passgenaue Möglichkeiten zu finden. Weitere Aufgabenfelder sieht sie im bedarfsorientierten weiteren Ausbau von Ganztags-Angeboten und im Bereich der Inklusion.

Am Herzen liegen Olesch nach eigenen Worten nicht zuletzt die Stabilisierung der bestehenden Schulverbünde und die Bewahrung der Schulen vor Ort. Sie bezeichnete sich als „Verfechterin von jahrgangsgemischten Klassen“ – aus pädagogischen Gründen und auch an Standorten, die nicht gefährdet seien. Versuche hätten gezeigt, dass es lohnenswert sei, sich näher mit diesem Konzept zu befassen.


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