Rund 8000 Fans feierten auf dem Ingolstädter Rathausplatz ihre Kicker vom FC 04 für die Meisterschaft in der zweiten Liga, vor allem aber für den Aufstieg ins fußballerische Oberhaus – Mit großer Bildergalerie

(ty) Hätte er gewusst, was hier gleich abgeht, dann hätte er wohl nicht das Lied „Schau mich bitte nicht so an“ auf seiner Geige angestimmt. So aber fiedelte der Straßenmusikant genüsslich den melancholischen Song von Edith Piaf in der Fußgängerzone, während vom Paradeplatz die Autokolonne auf ihn zusteuerte. Der Corso, vollgepackt mit den Spielern des FC Ingolstadt 04, auf dem Weg zum größten Ereignis der Vereinsgeschichte: Der Meisterschaftsfeier der zweiten Liga. Vor allem aber, um den Aufstieg in fußballerische Oberhaus gebührend zu feiern.

Auf dem Rathausplatz, der zu einer riesigen Fanmeile umgebaut worden war, warteten zu dieser Zeit schon rund 8000 Fans auf ihre Idole, um sich für das zu bedanken, was Ingolstadt bislang noch nie erleben durfte: den Aufstieg in die erste Bundesliga.

Bevor die Fans auf dem Platz ihre Jungs aber so richtig feiern durften auf der großen Bühne neben dem Alten Rathaus, ging es erst einmal in den historischen Sitzungssaal. Und der erlebte wohl ebenfalls eine Premiere. Denn so ausgelassen ging es in diesen heiligen Hallen bislang sicher niemals zu. Die völlig überdrehten Kicker in ihren rot karierten Hemden und der dunkelbraunen Lederhose ließen Oberbürgermeister Christan Lösel beinahe keine Chance, seine vorbereitete Rede in Würde vorzutragen. Immer wieder gab es Zwischenrufe, tosenden Applaus, Gesänge wie „Zweitligameister“ oder Selfies mit dem OB am Rednerpult.

„Mit gehöriger Freude und einigem Stolz begrüße ich ganz herzlich die Meisterschaftsmannschaft mit ihrem Kapitän Marvin Martip“, sagte der OB und erntete sofort den Song „El Capitano“ der Mannschaft. So eine Stimmung würde sich Lösel wohl auch manchmal im Stadtrat wünschen. Er hatte es sichtlich schwer, sich gegen die immer wieder aufbrandende Sangeslust der bestens gelaunten FC-Kicker durchzusetzen.

„Mehr geht nicht“, würdigte Lösel die Leistung des FC Ingolstadt 04, „wer so lange und so konstant absolute Spitzenleistung zeigt wie der FC 04, der hat es sich zu recht verdient. Die Freude und der Jubel bei der Mannschaft und den Fans waren unbeschreiblich, als der Aufstieg nach dem Spiel gegen Leipzig endgültig feststand.“

Im Namen FC 04 sei ein Teil des Fußballwunders bereits enthalten. Denn nach nur elf Jahren habe es der Verein geschafft, die zweite Liga in Richtung Oberhaus zu verlassen. Das seien exakt 4119 Tage nach der Gründung des Vereins. „Und so wird der 17. Mai 2015 als eines der wichtigsten Daten in die Geschichte unserer Stadt eingehen.“

In erster Linie sei dieser Erfolg einem Mann zu verdanken, der einen Traum gehabt und hart dafür gearbeitet habe: Peter Jackwerth. „Peter-Gesänge“ der Mannschaft unterbrachen die Rede des Oberbürgermeisters abermals und mündeten in ein lauthals skandiertes „Rolex“. Denn beim Aufstieg in die zweite Liga hatte Peter Jackwerth allen Spielern bekannter Maßen eine Rolex geschenkt. Und diesen guten Brauch sähen die Spieler wohl gerne erneuert.

„Als Oberbürgermeister könnte ich mir kaum ein schöneres und sympathischeres Aushängeschild für unsere Stadt wünschen als den FC Ingolstadt 04. Der FC ist ein exzellenter Sportbotschafter, der den Namen Ingolstadt hinaus in die Republik trägt. Ihr seid der wahr gewordene Fußballtraum.“

Nach dem obligatorischen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt ging es dann endlich hinaus auf den Platz zu Verleihung der Goldenen Sportmedaille und zu den Fans, die zum großen Teil schon seit zwölf Uhr auf dem Rathausplatz ausgeharrt hatten, um einen Platz weit vorn an der Bühne zu ergattern.

Es war eine grandiose Feier für ein in der Tat grandioses Ereignis. Und sogar das Wetter war heute auf Seiten der Schanzer und zeigte sich von seiner besten Seite, als die Kicker dann nach manchen Späßen und Reden oder einer Tanzeinlage von Danny da Costa – der Mühe hatte, seine viel zu weite Lederhose am Leib zu behalten – sich zum Autogramme schreiben unter die Fans mischten. 

Lesen Sie auch: FC Ingolstadt 04 meets Wolfgang Fierek