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Die Sängerin Biba Bauch aus Geisenfeld ist im Alter von nur 38 Jahren gestorben 

Von Michael Schmatloch 

Ein Todesfall, der mitten ins Herz trifft. Nicht nur ihre Freunde und Angehörigen, sondern alle, die ihre Musik geliebt haben, ihre sinnlich rauchige Stimme, ihre Balladen, ihre bezwingend sympathische Art, ihre Lebenslust. Im Alter von nur 38 Jahren ist die Geisenfelder Sängerin Biba Bauch am 23. Mai nach schwerer Krankheit gestorben. „Wenn der letzte Sonnenschein verblasst, leuchten die Sterne der Erinnerung und Deine Musik klingt in uns bis in die Ewigkeit.“ So heißt es in ihrer Todesanzeige. Und man kann ihren Namen in der Tat nicht denken, ohne in Wehmut ihre geniale Stimme zu hören.

„Ich war noch niemals in New York.“ Auch wenn sie Udo Jürgens und seine Lieder durchaus geschätzt hat, diesen Song, den hätte Biba Bauch nun wirklich nicht glaubhaft singen können. Dazu hat sie einfach zu lang dort gelebt, in der Stadt, die niemals schläft und die für sie lange das Tor zu ihren musikalischen Träumen war. Es war ein weiter Weg vom weißrussischen Mogiljow, wo sie im Januar 1977 geboren wurde, ins Eldorado des Musicals. Und ein weiter Weg zurück in das beschauliche Geisenfeld, wo Biba Bauch bis zum 23. Mai lebte und jetzt nach schwerer Krankheit starb.

„Eigentlich war ich in Deutschland geplant“, erzählte sie mir vor gut einem Jahr. Aber das habe mit dem Ausreisevisum, das man damals in Russland noch brauchte, nicht mehr rechtzeitig geklappt. Auch wenn ihr zweiter Vorname Natascha das hätte vermuten lassen: Russische Wurzeln hatte Biba Bauch nicht. Ihr Vater war ein waschechter Schanzer und für eine Tocherfirma von Höchst samt der Familie in Russland. Bis sie neun Jahre alt war, lebte die kleine Natascha in Mogiljow, ging dort zur Schule, lernte Klavier spielen, als sie gerade einmal drei Jahre alt war. „Mein Vater ist total auf Mahalia Jackson abgefahren. Das mussten wir uns zu Weihnachten immer anhören“, sagte Biba Bauch, „irgendwie habe ich das dann am Klavier nachgespielt. Ohne dass ich großartig Englisch verstanden hätte.“

Nach Stationen in Bulgarien und Rumänien zog die Familie dann wieder nach Ingolstadt, in die Paul-Klee-Straße. „Als erstes musste ich mein Klavier gegen eine Hammondorgel tauschen, weil die Nachbarn Stress gemacht haben wegen meiner Klavierspielerei. Das war ganz schrecklich.“

Und die Schule war für die kleine Natascha, die natürlich das russische Schulsystem gewohnt war, auch nicht eben die Erfüllung. Irgendwann, als ihr das Gymnasium „too much“ geworden war und sie auch noch eine Fremdsprachenausbildung absolviert hatte, wies ihr ihre kreative Begabung den Weg. Zunächst nach Stuttgart auf die Schauspielschule, dann nach New York.

„Mir war klar, dass ich Musik und Musical machen wollte.“ Und so ging sie mit 24 Jahren auf gut Glück nach New York, mit ein paar Träumen im Gepäck und ihrem Mischlingshund „Tyson“. Und Glück hatte sie in der Tat. „Ich lernte Ravi Coltrane kennen, den Jazz-Saxophonisten und Sohn von John Coltrane. Ich war völlig grün hinter den Ohren und wusste gar nicht, wen ich vor mir habe.“ Coltrane jedenfalls hat sie stark gefördert, hat ihr viele Auftritte in Shows und auf den Bühnen von New York besorgt.

Nach vier Jahren zog es Biba dann aber doch wieder nach Deutschland, nach Berlin. „Da habe ich viel Jazz gesungen, in Bigbands. Aber nachdem ich zum 780. Mal ,Route 66’ gesungen hatte, wurde mir irgendwann klar: Das kann es auch nicht sein.“

Sie hatte in New York bereits damit angefangen, eigene Songs zu schreiben, hat sogar zusammen mit Ravi Coltrane ein Album produziert, das dann aber nie veröffentlicht wurde.

Songs zu schreiben hatte sie dann auch als das erkannt, was ihr wirklich liegt, was sie glücklich werden ließ. Und weil sie aus familiären Gründen ohnehin zurück nach Bayern musste, landete die Musikerin, schließlich in Geisenfeld. 2009 war das, als sie sich dort ihre erste eigene Band zusammenstellte, „Bibalicious“. Mit der tourte sie durch die Lande, hat zwei Alben eingespielt und zwei Singles. Mit vielen eigenen Songs, aber auch mit gecoverten Titeln. Mal bluesig, mal funkig oder auch balladenhaft. Und trug stets die Hoffnung in sich auf den großen Durchbruch, aus dem nun nichts mehr geworden ist.

Die Stimme dafür, die hatte sie allemal.  Auch wenn Biba Bauch selbst meinte: „Egal was ich mache, es klingt immer nach Blues“, war ihre rauchige Stimme sehr extravagant, faszinierend sinnlich und immer gut für Gänsehaut-Feeling. Vor allem, wenn sie Balladen sang. „Wenn ich schreibe, werden es immer Balladen“, sagte sie und wusste wohl selbst sehr gut, dass ihr erotisches Timbre genau da zu Hause war.

50 Auftritte hat sie mit ihrer Band hinter sich gebracht, vom Königsplatz in München bis zum Cotton Club in Hamburg. Das große Geld aber, das hatte Biba Bauch mit ihrer Musik nie gemacht. Sie gab Klavierunterricht, brachte in ihrem kleinen Pferdehof, den sie nebenbei betrieb, Kindern das Reiten bei. „Ich muss auch im Dreck wühlen, das hält die Seele gesund“, sagte sie einmal mit ihrem so ungemein ansteckenden Lachen. „Meine Mutter hätte mich gerne in einem Einfamilienhaus mit zwei Kindern und einem Mann gesehen. Aber ich kann mir kein anderes Leben vorstellen. Wenn ich meine Idole so anschaue, muss ich zwar sagen, denen ist es nicht gut ergangen, obwohl sie großartige Musiker waren. Aber ich bin eben nur so glücklich.“


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