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Im Vorfeld der geplanten NPD-Grillfeier im Ingolstädter Ortsteil Niederfeld am kommenden Samstag formiert sich der Widerstand bei Bürgern und Politikern – Doch während die Niederfelder Bürger auf stillen Protest setzen, ruft ein Aktionsbündnis zu einer Gegenveranstaltung auf 

(ty) Wird Niederfeld zur rechten Keimzelle? Diese Sorge ist wohl etwas weit hergeholt, hat aber einen konkreten Hintergrund. Weil am kommenden Samstag knapp rund 80 NPD-Mitglieder in dem Ortsteil ihr „Familien-Grillfest“ auf dem Grund eines Sympathisanten abhalten, schlagen die Emotionen hoch, Befürchtungen werden wach, massiver Protest regt sich. Nicht nur viele Niederfelder Bürger haben bei einem spontanes Treffen ihren Unmut und ihre Besorgnis geäußert. Ein neues Bündnis „Ingolstadt ist bunt“ hat zu einer Gegenveranstaltung aufgerufen. Und der Stadtrat hat fraktionsübergreifend das geplante rechte Fest verurteilt. Den schwarzen Peter in dem ganzen Spiel, den aber hat ein anderer: Jürgen Gaspar, Chef des Ingolstädter Ordnungsamtes.

Denn die Bürger Niederfelds haben am Dienstag erst mit ihm vereinbart, dass sie der ungeliebten rechten Grillfete mit „stillem Protest“ begegnen wollen. Das bedeutet keine Protestaktionen, keine Gegendemonstration, sondern schlichte Missachtung des Ereignisses. „Was die Bürger von Niederfeld sich ausgedacht haben, alle Achtung“, sagt Jürgen Gaspar und hat jetzt natürlich die Sorge, dass die Gegenveranstaltung des  Bündnisses „Ingolstadt ist bunt“ aus Linken, Grünen und FC-Fangruppen die Bemühungen der Niederfelder um Deeskalation und stillen Protest torpediert. „Die Niederfelder brauchen keine Mutter Teresa“, meint Gaspar, „die tun den Niederfeldern in dem speziellen Fall nichts Gutes.“

Pikant am Rande: Während die NDP sich ihre Grillfeier ordnungsgemäß hat genehmigen lassen und auch alle Auflagen einhält, liegt vom Aktionsbündnis noch nicht einmal ein Antrag auf Genehmigung der Gegenveranstaltung vor. Natürlich wird Gaspar die Veranstaltung genehmigen, selbst wenn alle Fristen längst überschritten sind. Aber er will dennoch versuchen, die Veranstalter davon zu überzeugen, diese Gegenveranstaltung an einem anderen Ort als ausgerechnet auf dem Sportplatz von Niederfeld stattfinden zu lassen. Nicht zuletzt, um den Niederfelder Bürgern ihren demokratisch formulierten Willen zugestehen zu können.

Eine Gefahr sieht er von dem Grillfest der NDP nicht ausgehen. „Ich habe ein ausführliches Gespräch mit dem Landesgeschäftsführer der NPD in Anwesenheit der Polizei geführt“, sagt er unserer Zeitung. Und ist überzeugt, dass es sich wirklich nur um eine Feier des Ingolstädter und der umliegenden Ortsverbände handelt. Zumal die große NPD-Feier am Samstag in Thüringen stattfinde. Dort, so Gaspar, träfe sich alles, was Rang und Namen habe in der rechten Szene. Gaspar glaubt sogar, dass die Zahl 80 wohl eher unterschritten werde bei der Niederfelder NPD-Grillfeier.

Die Polizei wird sich jedenfalls um die Einhaltung von Recht du Ordnung kümmern. „Wir haben die Veranstaltung im Hinterkopf und werde auch ein Auge drauf haben“, so  Polizeisprecher Jürgen Weigert, „wir werden uns entsprechend aufstellen und vorbereiten, dass es weder im Bereich der Veranstaltung selbst noch anderswo zu Sicherheitsstörungen kommt.“ Feste Überwachungen oder Absperrmaßnahmen seien jedoch nicht geplant. Ebenso scheine eine Polizeipräsenz beispielsweise am Containerdorf an der Manchinger Straße nicht notwendig. „Es gibt keine Hinweise, dass etwas aus dem Ruder laufen würde.“

Derweil machen auch die Fraktionsvorsitzenden mobil gegen die Feuer der NPD. In einem gemeinsamen Brief haben sie ihre Ablehnung unmissverständlich formuliert.  „Unsere Welt ist vielfarbig. Und Ingolstadt ist Teil dieser bunten Welt. Nicht zuletzt weil unser Wohlstand wesentlich von globalisierten Unternehmen bestimmt wird, braucht Ingolstadt Weltoffenheit, Toleranz und gegenseitige Achtung der Würde der Menschen“, heißt es in dem Schreiben der Stadträte, das Joachim Genosko (CSU), Achim Werner (SPD), Petra Kleine (Grüne) und Peter Springl (FW) unterzeichnet haben. „In unserer Stadt ist daher kein Platz für Intoleranz, politische Engstirnigkeit und der Ausgrenzung von Menschen aus anderen Kulturen. Die Vorsitzenden der Fraktionen im Ingolstädter Stadtrat wenden sich deshalb gegen die Umtriebe von NPD-Veranstaltungen, in denen rassistisches und ewig gestriges Gedankengut verbreitet wird. Als verantwortliche und verantwortungsbewusste Stadtpolitiker sind wir der Meinung, dass in Ingolstadt kein Platz ist für Neonazismus und Rassismus. Wir fordern deshalb: Null-Toleranz für volksverhetzende Veranstaltungen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Gleichzeitig zollen die Unterzeichner den Niederfelder Bürgerinnen und Bürgern Respekt, spontan gegen die NPD-Veranstaltung in ihrem Ortsteil Stellung bezogen zu haben. „Nur wenn alle Demokraten zusammenstehen, können wir rechtem, undemokratischem Gedankengut, wie es die NPD verbreitet, den Garaus machen.“

Bleibt also abzuwarten, ob das neu gegründete Aktionsbündnis „Ingolstadt ist bunt“ nun auf der Gegenveranstaltung in Niederfeld pocht oder sich davon überzeugen lässt, doch an einem anderen Ort seinen Protest artikuliert. Bislang jedenfalls soll das „Fest gegen Rechts“ am kommenden Samstag von 17 bis 19 Uhr auf dem Sportgelände des FC Niederfeld mit einem buntem Programm und Musik stattfinden. Unter anderem sind Redebeiträge von der Grünen-Landtagsabgeordneten Katharina Schulze und Eva Bulling-Schröter, Bundestagsabgeordnete der Linken, vorgesehen.

 


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