Der große Umzug war einer der Höhepunkt bei der Jubiläumsfeier der Hettenshausener Feuerwehr – heute Abend gibt es noch einmal Bierzelt-Betrieb und Live-Musik. Bildergalerie am Ende dieses Artikels
Von Tobias Zell
Ein großer Umzug mit fast 30 Abordnungen von Feuerwehren und Vereinen aus Hettenshausen und Umgebung bildete heute Nachmittag einen Höhepunkt der Feierlichkeiten anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Hettenshausener Feuerwehr. Zuvor blickte der Vorsitzende Herbert Hauser in seiner Ansprache auf die Geschichte der Wehr zurück und mehrere Redner stellten in ihren Grußworten die Bedeutung des ehrenamtlichen Feuerwehr-Dienstes heraus. Ab 18 Uhr klingt das zweitätige Fest heute Abend bei Rock’n’Roll-Musik aus. Zum Finale spielt die Band „Red Cap Cats“ auf. Im Bierzelt auf der Wiese gegenüber dem Wertstoffhof sorgt der hiesige Festwirt Schrätzenstaller für die Bewirtung.
Der Vorsitzende der Hettenshausener Wehr, Herbert Hauser, dankte seinen Kameraden dafür, dass sie den Gedanken der einstigen Gründer mit großer Zuverlässigkeit weitertragen – und wünschte zugleich, dass es auch in Zukunft stets Menschen geben möge, „die – wie wir – in der Feuerwehr eine Freizeit-Beschäftigung sehen, die gleichermaßen sinnvoll wie einem selbst Freude bereitet“.
Begrüßen konnte Hauser im vollen Festzelt und bei bestem Wetter neben den Abordnungen und Vertretern der Vereine auch Pater Richard und Pfarrerin Doris Arlt, den stellvertretenden Landrat Anton Westner (CSU) sowie die Kreisbrandmeister Max Ressel, Roland Seemüller und Tobias Zull. Und natürlich den hiesigen Bürgermeister und Schirmherrn, Hans Wojta (UWG), sowie dessen Amtskollegen aus Ilmmünster, Anton Steinberger (CSU) – die Nachbar-Wehr hatte ja die Patenschaft für die Jubiläumsfeier übernommen. Eigens angereist war auch die Feuerwehr aus dem oberpfälzischen Niedermurach, zu der man freundschaftlichen Kontakt pflegt.
Die Feuerwehr Hettenshausen wurde auf den Tag genau vor 125 Jahren aus der Taufe gehoben. Auf eigene schriftliche Aufzeichnungen aus dieser Zeit könne man leider nicht zurückgreifen, erklärte Hauser. Aus der „Statistik der Freiwilligen Feuerwehren des Bezirksverbandes Pfaffenhofen“ gehe das Gründungsdatum aber eindeutig hervor. Und auch die „Zeitung des Feuerlöschwesens“ vermeldete seinerzeit den Zugang der Hettenshausener Wehr zum bayerischen Landes-Feuerwehr-Verband.
Schon der Jahresbericht von 1899 dokumentierte 30 Mitglieder. Auf der Inventarliste standen damals 80 Meter nicht-gummierte Schläuche, zehn Schlauchbinden, drei Laternen, eine Anstell-Leiter mit Unterstützungsstangen sowie weitere Gegenstände zum persönlichen Schutz der Wehrleute. Die erste Druckspritze wurde anno 1913 in Dienst gestellt. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg reduzierte sich die Mannschafts-Stärke in den Folgejahren auf etwa die Hälfte; schon 1922 sollte aber mit 41 aktiven Kameraden ein neuer Personal-Höchststand erreicht sein.
Weitere Meilensteine in der Geschichte der Hettenshausener Wehr waren 1957 die Anschaffung einer Spritze mit VW-Käfer-Motor, die immerhin bis 1988 ihren Dienst tat, sowie im Jahr 1971 der Bezug des jetzigen Feuerwehrhauses neben dem Rathaus. 1975 wurde das erste Tragkraftspritzenfahrzeug, ein Ford-Transit, in Empfang genommen; davor war man auf ein Zugfahrzeug für den Feuerwehr-Anhänger angewiesen. 1987 wurde dieses Fahrzeug durch einen Mercedes Benz 310 abgelöst. Beim Um- und Ausbau des Geräthauses erbrachten die Vereinsmitglieder viel Eigenleistung – und seit der Anschaffung des Mannschaftstransportwagens im Jahr 2003, steht der Wehr auch ein zweites Fahrzeug zur Verfügung. Das aktuelle Tragspritzenfahrzeug mit einem 600 Liter fassenden Wassertank wurde 2009 angeschafft.
Hauser verwies zum einen auf die stetige Weiterentwicklung der Feuerwehr-Technik und zum anderen auf die Kontinuität des Engagements der Mitglieder. Aus dem kulturellen Leben der Gemeinde sei der Feuerwehrverein nicht mehr wegzudenken. Aktuell zähle er 121 Mitglieder, davon 33 aktive Erwachsene und neun Nachwuchskräfte in der Jugendgruppe. Die früheren Kommandanten – Anton Hiereth, Josef Meyer, Josef Kainz und Hans Nischwitz – wurde von Hauser auf die Bühne gebeten und geehrt.
Vize-Landrat Anton Westner gratulierte im Namen des Landkreises Pfaffenhofen zum 125-jährigen Bestehen und zollte seine Hochachtung und Wertschätzung für den unermüdlichen Einsatz. Die 85 Feuerwehren gehörten zu den Selbsthilfe-Einrichtungen mit der längsten Tradition im Landkreis, betonte er. Sie „zeigen immer vorbildlichen Dienst für unsere Gemeinschaft – diesen Dienst am Nächsten können wir nicht hoch genug einschätzen“.
In kleineren Ortschaften übernähmen die Feuerwehren aber nicht nur Sicherungsaufgaben, sondern seien auch unverzichtbarer Bestandteil der örtlichen Gemeinschaft und oftmals Motor des öffentlichen Lebens, unterstrich Westner. „Tugenden wie Teamgeist, Verlässlichkeit, Kameradschaft und Pflichterfüllung stehen bei Euch ganz oben“, rief er den Feuerwehrleuten zu: „Ihr seid damit Vorbild und Ansporn für unsere Gemeinschaft und vor allem für unsere Jugend.“ Als Präsent überreichte Westner ein Glaswappen des Landkreises.
Bürgermeister Wojta stellte heraus, wie sich die Anforderungen an die Freiwilligen Feuerwehren über die Jahrzehnte grundlegend geändert haben. Die Alarmierung zur technischen Hilfeleistung überwiege heute die ursprüngliche Aufgabe der Brandbekämpfung bei Weitem. „Was die Frauen und Männer der Hettenshausener Feuerwehr für ihre Mitbürger leisten, verdient unsere ehrliche Anerkennung und volle Unterstützung.“ Es sei Aufgabe der Gemeinde, mit staatlicher Unterstützung dafür zu sorgen, dass den aktiven Feuerwehrleuten die notwendigen Voraussetzungen für ihren oft gefährlichen Dienst zur Verfügung stehen, so Wojta. Deshalb habe man im Gemeinderat immer ein offenes Ohr für die Belange der Wehr.
Die aktiven Feuerwehrleute seien weit mehr als die Mitglieder eines Vereins, betonte der Rathauschef. „Sie sind Sicherheitsspezialisten und Gefahrenbewältiger, die sich in jeder kritischen Situation auf ihre Kameraden verlassen können.“ Sie ordneten sich in eine feste Struktur ein, akzeptierten Regeln und Anweisungen und opferten ihre freie Zeit für den Dienst am Nächsten. „Sie sind bereit, im Notfall ihre eigene Gesundheit zu riskieren, um anderen zu retten und Schaden abzuwenden.“ Wer heute, in einer Gesellschaft zunehmender Vereinzelung und Anonymität, vorbildlichen Bürgersinn loben wolle, der komme an den Freiwilligen Feuerwehren nicht vorbei.
Auch Kommandant Stefan Krois betonte, dass die Feuerwehr heutzutage aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sei und wie sich ihr Aufgabengebiet stetig erweitert habe. Zugleich hob er die Bedeutung des Ehrenamts hervor – ebenso wie Kreisbrandmeister Max Ressel, der appellierte, man müsse auch in Zukunft immer wieder neue Leute gewinnen, um personell stark zu sein. Das gelte für die Feuerwehr ebenso wie für den Rettungsdienst und das THW.
Bildergalerie aus dem Bierzelt und vom Umzug:
Einen Bericht samt Bildergalerie vom gestrigen Tag der 125-Jahrfeier finden Sie hier: Feuer und Flamme für Hettenshausen