Gustl Mollath diskutierte heute im Union-Kino in Ingolstadt über seinen unglaublichen Fall – Sieben Jahre saß er zu Unrecht in der Psychiatrie in Straubing
(ty) Prominenz der etwas anderen Art. Heute Nachmittag war Gustl Mollath im Ingolstädter Altstadtkino. Und seine Prominenz steht nicht für schauspielerische oder sportliche Bedeutung, sondern für die Willkür unseres Rechtsstaates. Heute war er nach Ingolstadt gekommen, um den Dokumentarfilm “Mollath – Und plötzlich bist du verrückt“ zu präsentieren. Einen Film über einen der größten Justizskandale der jüngeren deutschen Rechtsgeschichte. Und über ein bedrückendes menschliches Schicksal. Mollath saß sieben Jahre zu Unrecht im Bezirkskrankenhaus Straubing.
Das Interesse an ihm und dem Film war überraschen groß heute. Das Kino war gut besucht und selbst nach 90 Minuten Film bei herrlichstem Wetter blieben die Besucher im doch recht stickigen Kino sitzen, um mit Gustl Mollath und der Regisseurin des Films zu diskutieren. Über den Rechtsstaat, über Schuld und Unschuld, über ein System, das niemanden mag, der nicht bereit ist, sich zu arrangieren.
Mollath selbst präsentierte sich überaus eloquent, mitunter erfrischend zynisch. Und immer engagiert und kompromisslos. Deswegen akzeptiert er ja auch das Urteil nicht, das er als Freispruch zweiter Klasse empfindet. Er will weiter kämpfen. Bis zur endgültigen Rehabilitation. Denn auch wenn er auf freiem Fuß ist, hat ihm das letzte Urteil zwar eine Entschädigung von 60 000 Euro zugesprochen. Dennoch steht auch nach wie vor der Vorwurf im Raum, seine damalige Ehefrau geschlagen und gewürgt zu haben, dafür aber zum damaligen Zeitpunkt nicht schuldfähig gewesen zu sein. „Balla Balla“, wie Mollath selbst es bezeichnet. Das indes will er nicht auf sich sitzen lassen.
Sein Kampf also geht weiter. Ein Kampf, bei dem er beinahe schon alles verloren hat, Besitz, Ehre, Freunde. Eines indes möchte er unbedingt zurück: Seine Ehre. Und für die wird er weiter zu Felde ziehen. Für sie und gegen die Willkür der rechtsstaatlichen Methoden. Denn jeden Tag, so sagte er heute, gäbe es in Deutschland Fälle wie den seinen. Menschen, die mit einer „Betonspritze“ sediert, die für verrückt erklärt würden, nicht weil sie es sind, sondern weil das System das so will.