Der Automarkt in China schwächelt deutlich – Audi ist im Premiumsegment am stärksten betroffen – Für Autopapst Ferdinand Dudenhöffer haben die Ingolstädter ihren Zenit überschritten
Von Michael Schmatloch
Auf China dürfte Audi derzeit wohl mit sorgenvoller Miene blicken. Ein Minus von 5,8 Prozent steht für den Monat Juni in den Büchern und ein mageres Plus von 1,9 Prozent für das erste Halbjahr. Der weltweit wichtigste Absatzmarkt schwächelt, das Lächeln im Land des Lächelns ist ein wenig ernster geworden.
Die Vereinigung der chinesischen Autohersteller hat die Prognose für den Absatz auf dem weltgrößten Fahrzeugmarkt von bisher sieben auf nur noch drei Prozent gesenkt. Die Wachstumsdelle auf Chinas Automarkt war sicherlich unerwartet und trifft die deutschen Premiumhersteller besonders hart. So massiv wie bei Audi scheinen BMW und vor allem Mercedes indes nicht oder noch nicht getroffen. Denn während bei Audi 1,9 Prozent Wachstum im ersten Halbjahr in den Büchern steht, hat beispielsweise BMW in China bis Juni 2,5 Prozent mehr Auto abgesetzt (im Gegensatz zu den Audizahlen sogar ohne Hongkong). Und satte 21,6 Prozent waren es bei Mercedes. Im Juni steigerten die Stuttgarter ihren Absatz in China sogar um 38,5 Prozent. Im Vergleich: Minus 5,8 Prozent bei Audi.
Auch beim weltweiten Absatz haben die Mitbewerber um den Thron im Premiumsegment die Nase vor. Während die Ingolstädter im ersten Halbjahr ihren Absatz um 3,8 Prozent steigern konnten, schaffte BMW mit der Kernmarke 5,1 Prozent. Und Mercedes hält mit 14,7 Prozent die absolute Spitzenposition, was die Dynamik betrifft.
Dass die Schlacht um die Spitzenposition im Premiumsegment am gelben Fluss ausgetragen wird, das ist eine Binsenweisheit. Und auch die Tatsache, dass der lange vergessene Rivale Mercedes zu einer imposanten Aufholjagd angesetzt hat, ist längst kein Geheimnis mehr. Die Frage ist, wie nachhaltig die Wachstumsdelle in China wirklich ist. Aus den Führungskreisen bei Audi in China jedenfalls sind sorgenvolle Kommentare zu hören.
Und die teilt auch Autopapst Ferdinand Dudenhöffer vom Center for Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen. Zwar werde China Wachstumsmarkt bleiben für die Autohersteller, so Dudenhöffer, aber das Eiltempo gehöre der Vergangenheit an. Und ob der Nachfrage in China nach preiswerteren Auto meint er: „Die Zeit der goldenen Gewinne und Margen geht zu Ende.“
„Bei Audi würde ich vermuten, dass es seinen Zenit überschritten hat“, so Dudenhöffer weiter, „Mercedes hingegen ist gut positioniert und wird seine Marktanteile weiter ausbauen.“ Audi, das stärker vom Behördengeschäft in China abhänge, dürfte es da eher schwerer haben. Zwar hat Audi in absoluten Zahlen die Nase vor in China, aber: „BMW und Mercedes werden den Abstand in den nächsten Jahren verkürzen.“ Und die Frage, wer im Jahr 2020 das Premiumsegment anführt, die ist für ihn längst beantwortet: „BMW oder Mercedes. Beides ist möglich. Aber mit Sicherheit nicht Audi.“