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Bagger rammte Bauwerk über die Staatsstraße bei Uttenhofen – THW über Nacht mit Abstütz-Maßnahmen beschäftigt – Durchfahrt bis auf Weiteres für Bahn- und Straßenverkehr gesperrt

Von Tobias Zell

Nach dem Aufsehen erregenden Crash am heutigen Donnerstagvormittag auf der Staatsstraße 2232 zwischen Pfaffenhofen und Geisenfeld, bei dem nahe Uttenhofen ein auf einem Tieflader transportierter Bagger gegen eine Brücke krachte, besteht für das Bauwerk akute Einsturzgefahr. Das erklärte Arne Schönbrodt vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt am Abend vor Ort im Gespräch mit unserer Zeitung. Er verwies auf entsprechende Untersuchungen von Statikern. Für die Verkehrsteilnehmer heißt das: Sie werden in den nächsten Tagen Umleitungen in Kauf nehmen müssen.

Während die Durchfahrt der Brücke bis auf Weiteres für den Straßen- wie auch für den Bahnverkehr gesperrt bleibt, ist das THW angerückt, um die Brücke mit Hilfe eines speziellen Schwerlast-Systems zu stützen. Der Einsatz ist am Abend gegen 20 Uhr angelaufen und wird sich wohl bis in die Morgenstunden hinziehen, wie ein THW-Sprecher sagte. Das Ziel der Mission: Spätestens am Freitagfrüh soll die Brücke zumindest vom Bahnverkehr wieder durchfahren werden können – so ist zumindest der Plan. Ob das gelingt, wird man wohl erst in den Morgenstunden wissen.

Für den Straßenverkehr werde die Durchfahrung der Brücke vermutlich noch mehrere Tage lang gesperrt bleiben, sagt Schönbrodt. Er ist der beim Staatlichen Bauamt zuständige Abteilungsleiter für den Landkreis Pfaffenhofen und zudem der im gesamten Behördenbereich verantwortliche Mann für sämtliche rund 500 Ingenieursbauwerke wie eben Brücken und Lärmschutzwände. 

Schönbrodt bezeichnet die Schäden an dem direkt von dem Crash betroffenen Teil der Brücke als massiv. Momentan sei noch völlig offen, ob der Brücken-Überbau überhaupt saniert werden könne. Schönbrodt hält es sogar für sehr wahrscheinlich, dass der komplette Überbau erneuert werden muss. Weil die Fahrbahn auf der Brücke derzeit zufällig gerade saniert wird und deshalb die Asphaltschicht abgetragen ist, habe man auf den ersten Blick gesehen, dass sich die durch den Aufprall des Baggers entstandenen Risse bis oben durchziehen.

Die Brücke stammt laut Schönbrodt aus dem Jahr 1978; solche Bauwerke hätten normalerweise eine durchschnittliche Lebensdauer von 80 Jahren. Regelmäßige Prüfungen hätten der Brücke zuletzt stets besten Zustand attestiert. Das hat sich durch den Crash indes im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig geändert. Nach dem Unfall bot sich ein Bild, das fast schon an einen Granaten-Einschlag erinnerte: Betonbrocken lagen herum, Metallteile hingen heraus. 

Das THW ist mit rund 30 Leuten seit dem Abend an der Unfallstelle im Einsatz. Zunächst galt es erst einmal, den Schutt wegzuräumen. Denn im Straßenbereich unter der Brücke sollten Stahlplatten verlegt werden. Auf denen wird dann ein spezielles Schwerlast-System aufgebaut, das die einsturzgefährdete Brücke stützen soll. Eine dieser Stützen trägt etwa 20 Tonnen, wie ein Sprecher des THW erklärte. Neben den Pfaffenhofener THW-Kräften sind auch ein Baufachberater des THW Neuburg sowie ein kleines Unterstützungsteam von den Kameraden aus Hilpoltstein vor Ort. Auch mehrere Statiker sind angerückt. Im Namen des Staatlichen Bauamts lobt Schönbrodt ausdrücklich den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer, die sich unentgeltlich die Nacht um die Ohren schlagen, um hier anzupacken. 

Gegen 11.30 Uhr war nach Angaben der Polizei ein 39-jähriger Lkw-Fahrer mit seinem Tieflader, auf dem sich der Bagger befand, auf der Staatstraße von Pfaffenhofen in Richtung Rohrbach unterwegs, als es zu dem spektakulären Crash kam. Kurz nach der Abzweigung in Richtung Walkersbach führt die Brücke über die Staatstraße und die parallel verlaufende Bahnstrecke München–Ingolstadt. Da der Bagger nach ersten Ermittlungen der Inspektion Pfaffenhofen falsch auf den Tieflader geladen war, ragte der Baggerarm zu hoch hinaus und riss beim Durchfahren der Brücke tragende Teile aus dem Betonwerk.

Direkt hinter dem Tieflader fuhr ein Ehepaar mit seinem Pkw, der von herabfallenden Betonteilen getroffen und völlig zerstört wurde. Wie durch ein Wunder erlitt das Ehepaar im Alter von 60 und 66 Jahren aber nur leichte Verletzungen, wie ein Polizeisprecher berichtete. Beide wurden dennoch mit Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. 

 

Seit dem Unfall ist die Staatstraße zwischen der Abzweigung nach Walkersbach und Rohrbach komplett gesperrt; auch der Bahnverkehr ruht seither in diesem Abschnitt. Die Deutsche Bahn leitet die Züge um oder setzt ersatzweise Busse ein. "Eine Prognose, wann der Zugverkehr wieder aufgenommen werden kann, ist aktuell noch nicht möglich", sagte ein Bahn-Sprecher am Nachmittag. Bis mindestens Freitag Mittag geht in jedem Fall nichts. Ab 8.20 Uhr verkehrt am Freitag ein Schienenersatzverkehr mit Bus mit Beginn in beide Richtungen.

Die Bahn informiert über die Betriebseinschränkungen im Regionalverkehr per Streckenagent; dieser kostenlose Newsletter kann über www.bahn.de/streckenagent bezogen werden. Alternativ können sich die Fahrgäste unter der Service-Nummer (0 89) 20 35 50 00 informieren.

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