Andreas Strixner (30), der Vorsitzende des Kreisverbands Oberbayern-Nord, zur Situation der AfD: "Ein Rechtsruck ist unrealistisch und mit mir nicht zu machen"
(ty) Die Alternative für Deutschland (AfD) sorgt seit ihrem jüngsten Bundesparteitag für Schlagzeilen. Die Parteibasis wählte den ehemaligen Sprecher Bernd Lucke ab. Enttäuscht trat der daraufhin mit einigen prominenten Anhängern aus der Partei aus, gründete eine eigene Partei und prophezeite der AfD einen baldigen Rechtsruck unter der neuen Vorsitzenden Frauke Petry. Andreas Strixner (30), der Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Oberbayern-Nord – zuständig für Ingolstadt sowie die Kreise Pfaffenhofen, Eichstätt, Neuburg Schrobenhausen und Freising – war bei dem „Schicksalsparteitag“, wie er ihn nennt, persönlich dabei. Der Ausflug nach Essen habe ihm Klarheit verschafft, sagt er: „Die AfD ist die richtige Partei für mich.“ Und er betont: „Wir als Kreisverband werden – wie bereits in den letzten zwei Jahren – beweisen, dass wir für dumpfe rechte Parolen nicht die richtige Anlaufstelle sein werden.“
Dass die AfD für ihn die Richtige Adresse sei, das hat der Jetzendorfer Strixner nach eigenen Worten auf dem Parteitag erkannt. „Jener Veranstaltung, auf der Bernd Lucke, immerhin AfD-Gründer, abgewatscht und seine Rivalin Frauke Petry mit knapp 60 Prozent der Stimmen als Parteivorsitzende gewählt wurde“, erinnert er. Lucke hat die Konsequenzen gezogen: Er ist aus seiner Partei ausgetreten – und mit ihm offenbar um die 3000 der insgesamt 22 000 Mitglieder, wie der hiesige AfD-Kreisverband heute in einer Pressemitteilung erklärt.
Eine solche Austrittswelle oder große Unruhe habe Strixner in seinem Kreisverband nicht erlebt, wie er sagt. Zehn der rund 151 Mitglieder und Förderer seien kurz vor beziehungsweise nach dem Parteitag ausgetreten, berichtet er. Zugleich aber würden sich momentan sechs Bürger für eine AfD-Mitgliedschaft interessieren. Und weitere Ehemalige könnten nun zurückkehren – denn sie hatten ihren Austritt laut Strixner mit Luckes Führungsstil begründet. „Der hat offenbar einigen nicht gefallen.“
Die meisten Mitglieder und Förderer, mit denen Strixner gesprochen hat, seien nicht einverstanden gewesen mit der „Verengung auf ein Thema“ unter Lucke – die Europolitik –, mit der sich die AfD zu Beginn klar positioniert hatte. Und mit der sie bei der Bundestagswahl 2013 für viele durchaus überraschend erfolgreich in die Politik gestartet war – „auch im Kreisverband“, wie Strixner findet.
Ob die AfD auf Kreisebene die Ergebnisse der jüngsten Bundestags- und Europawahl von 4,3 beziehungsweise 8,3 Prozent aktuell wieder erzielen würde? Strixner ist da skeptisch. „Natürlich haben die letzten Wochen Wähler gekostet“, räumt er ein und spricht von „Wochen, in denen die AfD mehr mit sich selbst beschäftigt war, gelähmt für Entscheidungen nach außen“. Die AfD müsse das Vertrauen der Wähler und auch der Nichtwähler wieder gewinnen. „Dies funktioniert nur, wenn wir die Themen und Probleme der Menschen klar ohne Denk- und Sprechverbote ansprechen und sachorientierte Lösungen anbieten können“, sagt Strixner.
In den vergangenen Monaten sei der 30-jährige Strixner für sich zu dem Schluss gekommen: „Bernd Lucke ist als erster Mann für die Partei nicht geeignet.“ Petry müsse sich erst beweisen. Strixner hofft aber, „dass die AfD mit ihr wieder auf die Erfolgsspur kommt“. Verläuft diese dann deutlich weiter rechts als unter Lucke? Nicht nur manche Petry-Gegner prophezeien der AfD einen Rechtsruck unter der Regie der 40-Jährigen. Strixner hält das indes für Unsinn.
„Hier hat die veröffentlichte Meinung mit der Realität nichts zu tun“, betont er. Das würde auch das Personaltableau des neuen Bundesvorstands belegen: „Mit Prof. Jörg Meuthen als Vertreter der ordoliberalen Linie in der Tradition Ludwig Erhards – Vertrauen in eine freie Marktordnung bei zurückhaltender Staatstätigkeit – hat die AfD sogar ein Alleinstellungsmerkmal unter den Parteien in Deutschland“, sagt Strixner über den zweiten Sprecher der AfD neben Frauke Petry.
„Wir als Kreisverband werden – wie bereits in den letzten zwei Jahren – beweisen, dass wir für dumpfe rechte Parolen nicht die richtige Anlaufstelle sein werden“, betont Strixner. Einen Rechtsruck unter Petry halte er jedenfalls für unrealistisch – "und der ist mit mir auch nicht zu machen".