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Bei einem exklusiven Shooting entstehen Werbefotos für das neue Trachtenuhren-Label von Julia Menzel (33) aus Tegernbach – Existenzgründung de luxe

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Von Tobias Zell

Die Fahrt nach Engelmannsberg entpuppt sich als Abenteuer. Irgendwo bei Göbelsbach, das ist hinter Tegernbach, soll es liegen. Im Navi sucht man den Weiler vergebens. Zwischendurch ist man nicht nur einmal kurz davor, einfach anzuhalten, auszusteigen und in den Wald zu rufen: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ Aus Sorge, dass man sich endgültig und sowas von verfahren hat und bestimmt nie mehr umkehren kann. Aus Angst um das Auto angesichts kraterhafter Schlaglöcher. Und ein bisschen schon auch angesichts zunehmend aufkommender Zweifel, ob die Erde nicht doch eine Scheibe ist und man hinter der nächsten Feldweg-Kurve einfach hinunterfällt.

Dann aber tut sich plötzlich ein Entkommen aus dem Wald auf, es wird wieder heller und aus dem Feldweg eine Teerstraße. Wenig später ist man da, in diesem Engelmannsberg, von dessen Existenz man nie zuvor gehört und das bestimmt vom Lauf der Zeit hin und wieder schlicht vergessen wurde. Ein alter Gutshof ist das Ziel. Und, da! Ja, genau! Da hinten sind Menschen. Es blitzt, da wird an Haaren gezupft und dauergegrinst. Der Fotograf gibt Kommandos, klick, klick, und man spürt richtig, wie sich die perfekt geschminkten Antlitze der drei bezaubernden Models auf seine Speicherkarte brennen.

 

Seraphine Chanel, Jasmin Kohlrausch und Michaela Lang heißen die drei attraktiven jungen Frauen. Welch Schönheit am Ende der Welt. Und Fotograf Frank Jagow aus Unterföhring, geboren in Australien, lässt die drei nach Herzenslust posieren. Sein Motto: „Faszination ist der Auslöser.“ Ein bisschen links, den Arm mehr hoch, den Kopf weiter nach unten, ja, gut so! Klick, klick. Wunderbar! Und was für Dirndln die drei tragen, von der Hip-Marke „Geweihda“. Auch da wird noch ein bisschen gezupft. Hier muss die Schürze noch ein bisschen anders fallen, und da ist ein Fältchen, das nicht hingehört.

Julia Menzel aus Tegernbach mittendrin. Wegen ihr sind alle da. Sie trägt Sonnenblumen hin und her für die Kulisse. Eine Hirsch-Figur noch dazu. Bindet die Model-Schürze dann doch noch mal neu. Wo gehört die Schleife jetzt bei Singles gleich wieder hin? Links oder rechts? Und vom wem aus gesehen? Auf jeden Fall nicht nach hinten, ruft einer dazwischen – sonst ist’s Bedienung. Die Stimmung ist bestens. 

Nächstes Set. Vor dem Scheunentor sind wir fertig, jetzt geht’s hinters Haus. Da ist eine Mauer, die seit gefühlten zweihundert Jahren keinen Maler mehr gesehen hat. Marode würde man sagen. Für den Fotografen aber ein Kleinod. Welch Hintergrund! Welch Gegensatz: junge, zarte Frauen vor altem, zernagten Gemäuer. Und immer schön schauen, dass man ja die Uhren sieht. Denn um die geht es bei diesem Shooting ja eigentlich – auch wenn man sich ernsthaft fragt, wer denn angesichts dieser Models dafür später ein Auge haben soll.

Aber das ist es ja gerade. Mode-Werbung  geht heutzutage viel subtiler. Reizende Frauen in engen und ausgefüllten Dirndln. Das ist nicht nur was für Rainer Brüderle. Dazu schwindelerregenden High Heels. Und ganz nebenbei tragen die Damen eben diese Uhren. Julia Menzel aus Tegernbach im Kreis Pfaffenhofen hat sie designed. Demnächst kommen sie auf den Markt. „Edelzeit“, heißt das Label, das die 33-Jährige aus der Taufe gehoben hat.

„Ich fand einfach, es ist an der Zeit für edle Trachtenuhren“, erzählt sie. Die ersten Ideen hatte sie schon vor Jahren im Kopf. Doch das alles braucht seine Zeit. Entwürfe erstellen, verwerfen und ändern, Stoffmuster prüfen, Lieferantenverträge aushandeln, eine Firma gründen, Produktionspartner finden, Patenfragen klären. Doch jetzt ist es soweit. „Man glaubt gar nicht, um was man sich alles kümmern muss“, sagt sie, während sie noch eine Sonnenblume holt. „Ich bin um die halbe Welt geflogen, um die passenden Applikationen für die Uhren zu finden.“

Als vor wenigen Tagen die erste Lieferung der im Ausland produzierten Edel-Zeitmesser eingetroffen war, konnte endlich das Foto-Shooting terminiert werden. Und so setzen die drei jungen Frauen nun auffällig beiläufig die neuen Trachten-Uhren ins Szene. Fünf Modelle gehen Mitte Juli in den Verkauf: Sie heißen Edeltraut, Edelwiese, Edelweiß, Edelkitz und Enzian, unterscheiden sich in Farbe und Material. Verarbeitet wurden Filz und Samt, aber auch Wildleder. Die Applikationen sind passend zum Trachten-Stil: Mit Perlen besetzte Stoffblüten, gestickte Lebkuchenherzen, Stoffschleifen, weiße Spitze oder Edelweiß- und Enzian-Anhänger im Charivari-Stil. Und jede Uhr trägt 90 glitzernde Steine auf der Lünette. „Die Uhren sollen ein Blickfang sein – das war von Angang an das Ziel“, sagt Julia Menzel. „Ich wollte die Trachten-Uhr erfinden. Und falls es irgendwo schon eine gibt, dann zumindest neu erfinden.“

Vorerst wird es nur Damen-Modelle von „Edelzeit“ geben. „Aber ich plane fürs kommende Jahr eine Männerkollektion und weitere Accessoires.“ Doch nun muss sie erst einmal sehen, dass der Verkauf anläuft – mit den Bildern vom Fotoshooting soll nicht nur ein Katalog entstehen, sondern auch Werbung gemacht werden. „Und dann hoffe ich, dass die Kunden genauso viel Spaß an meinem Design haben, wie ich selbst“, sagt sie und räumt ein, dass sie ein bisschen zum Erfolg verdammt ist. Denn mit der Edelzeit-Kollektion sei sie ein finanzielles Wagnis eingegangen. Sie musste viel Geld vorstrecken, um überhaupt erst einmal ein paar Hundert Uhren produzieren lassen zu können. „Aber ich bin überzeugt von dem, was ich tue“, sagt sie und bittet dann die drei Models zur nächsten Location. Die letzten Fotos werden in einer ehemaligen Kapelle gemacht.


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