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Lösungsansätze gesucht: IHK-Gremium Ingolstadt-Pfaffenhofen befasste sich heute mit Folgen des demographischen Wandels und steigenden Immobilienpreisen

Von Alfred Raths

Fachkräftemangel ist ein Dauerthema, das auch heute bei der jüngsten turnusmäßigen Sitzung des IHK-Gremium Ingolstadt-Pfaffenhofen in der Pfaffenhofener Kleiderbügelfabrik Mawa eine Rolle spielte.

Elfriede Kerschl, Referatsleiterin bei der IHK, präsentierte Zahlen, die in Hochrechnungen bis zum Jahr 2031 in der Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Pfaffenhofen eine Steigerung von 4,7 Prozent zeigen – für Ingolstadt sogar um 6,5 Prozent. Gleichzeitig werden die jüngeren Einwohner immer weniger, wobei von dieser Entwicklung der Kreis Pfaffenhofen eher betroffen ist als das kreisfreie Ingolstadt.

Konsequenzen dieses demographischen Wandels, so Kerschl, sei die immer schwieriger werdende Suche nach Fachkräften und veränderte Anforderungen einer alternden Belegschaft, auf die sich die Betriebe einstellen müssten. „Im Jahr 2030 fehlen der Region 10 etwa 12 000 Fachkräfte und jede zwölfte Stelle kann nicht besetzt werden“, warnte die IHK-Expertin. 

Vor der Sitzung gab es eine Führung durch die Pfaffenhofener Kleiderbügelfabrik Mawa.

Ein erster Schritt zur Gegensteuerung sei es, zunächst die Altersstruktur in den jeweiligen Unternehmen herauszufinden. Dafür stelle die IHK unter www.ihk-demografierechner-bayern.de einen Dienst zur Verfügung. Ein ähnliches, ergänzendes Instrument ist das Internet-Prognoseangebot für Angebot und Nachfrage von Fachkräften, das unter www.ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de zu finden ist.

Für die IHK, so Kerschl, sind Handlungsansätze zur Sicherung von Fachkräften für die Wirtschaft unter anderem Kooperationen mit Schulen und Hochschulen, Motivation zur Weiterbildung oder auch familienbewusste Personalpolitik die zukünftigen Aufgaben der Unternehmen. Die Politik sei dagegen gefordert, etwa das Lernen im Vorschulbereich zu fördern, eine Pflege-Infrastruktur aufzubauen oder auch die Zuwanderung zu erleichtern.

Die IHK ist ihrerseits auf vielen Feldern unterwegs. So berichtete Unternehmer und IHK-Gremiumsvorsitzender Fritz Peters über regionale Projekte. „Verantwortungspartner der Region 10“ ist eines davon; bekannt ist bereits das Teilprojekt  „Haus der kleinen Forscher“ und im kommenden September startet „Technik für Kinder“. Eine Projektdatenbank und die Förderung der Willkommenskultur seien weitere, so Peters.

Bewährt habe sich auch die im vergangenen Jahr ins Leben gerufene „Allianz für Fachkräfte im Landkreis Pfaffenhofen“, worüber Helga Hieblinger berichtete. Sie legte dar, dass im Rahmen dieses Projektes nach nur sechs Monaten von 44 interessierten Frauen 60 Prozent wieder in einem Arbeitsverhältnis  waren. Weitere Aktionen, insbesondere zum Thema Frauen-Beruf-Familie, würden nun folgen. „Kein Unternehmen wird es sich künftig leisten können, auf das Fachkräftepotential von Frauen und Müttern zu verzichten“, lautete ihr Credo.  

Über die Entwicklungsperspektiven im Raum München und Ingolstadt referierte die IHK-Referentin für Dienstleistungs- und Immobilienwirtschaft,  Susanne Kneißl-Heinevetter, die Oberbayern als attraktiven, langfristig mit hohen Zuwachsraten wachsenden Regierungsbezirk darstellte. Wachstum benötige aber neben Flächen zur Ansiedlung und Expansion von Gewerbe auch die Schaffung von für Menschen mit unterem und mittlerem Einkommen bezahlbarem Wohnraum, sagte sie.

Großer Tisch, große Themen, große Fragen: Wie können Firmen den Fachkräftemangel besiegen?

Am Beispiel von Ingolstadt machte die Immobilienfachfrau deutlich, dass seit 2009 auf Grund der regionalen Wirtschaftsstärke, dem Trend, in Großstädten zu wohnen und der Vermögensumschichtung die Preise von Neubauten und Bestandsimmobilien sich mehr als deutlich und mit weiter steigender Tendenz nach oben entwickeln. Politische Ansätze wie Mietpreisbremse oder eingeschränkte Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen führen ihrer Meinung nach nicht zu einem Erfolg, bremsen sie doch gleichzeitig die Investitionsbereitschaft in Immobilien.

Andererseits seien der Anstieg von Miet- und Immobilienkaufpreisen, ein sinkendes Angebot von bezahlbarem Wohnraum und ein Anstieg der Arbeitskosten eine Gefahr für das Wachstum der gesamten Region, so Kneißl-Heinevetter.  Lösungsansätze der IHK seien unter anderem die Gründung eines IHK-Arbeitskreises Immobilien, aktive Meinungsbildung in der Öffentlichkeit, die Erstellung einer Studie zum Thema Stadt-Umland-Kooperation oder auch die Erarbeitung von Lösungskonzepten für den Bereich Verkehr.

Der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) stellte in seiner Gastrede die wirtschaftliche Situation des Landkreises vor. Er sprach unter anderem von gut gefüllten Auftragsbüchern, doch oft werde ihm von den Unternehmen gesagt, dass es ihnen an Fachkräften mangle. Gegensteuern wolle man dieser Entwicklung auch mit IHK-Unterstützung durch familiengerechte Arbeitsplätze oder durch flexible Teilzeitarbeit, was Frauen die Rückkehr an den Arbeitsplatz erleichtere.

Die Schüler der Fachoberschule könnten ihre Praktika allesamt in den Betrieben absolvieren und müssten sie nicht wie anderswo in Lehrwerkstätten machen, so Wolf.  Eine Herausforderung für den Landkreis sei es, auch angesichts von 28 000 Auspendlern, hier Arbeitsplätze zu schaffen: „Wir schauen gezielt darauf, wo wir noch Gewerbegebiete ausweisen können und wo wir Betriebe ansiedeln können, die Arbeitsplätze in größerer Zahl ermöglichen.“ Der Landkreis solle dabei weiterhin attraktiv bleiben und nicht etwa zum Speckgürtel von Ingolstadt und München werden, betonte Wolf. Eine sorgfältige Planung sei deshalb geboten.

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