Der Pfaffenhofener Kreisverband sorgt sich um den Flächenverbrauch und regt für den sozialen Wohnungsbau die Gründung eines Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen an
(ty) Der Pfaffenhofener Kreisverband der Grünen sorgt sich um den Flächenverbrauch im Landkreis. Im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftsförderung und Raumplanung werde es immer schwerer, soziale, kulturelle und ökologische Belange gegenüber wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen oder diese in Einklang zu bringen, sagte die Vorsitzende Kerstin Schnapp bei der gestrigen Jahresversammlung. Zudem machen sich die Grünen für mehr sozialen Wohnungsbau stark und regen in diesem Zusammenhang die Gründung eines eigenen Bündnisses „für bezahlbares Wohnen und Bauen im Landkreis“ an.
Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen war die Versammlung in den Hof vor dem Partei-Büro im Pfaffenhofener Riederweg verlegt worden. Heiß her ging es aber bei dem Treffen nicht; denn vieles war Formsache. Co-Kreischef Norbert Ettenhuber und die Pfaffenhofener Ortsvorsitzende Eva Schratt wurden als Delegierte zur Landeskonferenz gewählt, Schnapp fährt zur Bundesdelegiertenkonferenz. Der Kassenbericht wurde zur Kenntnis genommen, der Vorstand entlastet.
Eine drängende Frage ist für die Grünen-Kreischefin und Kreisrätin Kerstin Schnapp: „Wie gehen wir grundsätzlich mit den Flächen im Landkreis um?“ Glücklicherweise formierten sich inzwischen Bürgerinitiativen gegen neue Gewerbegebiete, wenn deren Nutzen – wie Schaffung von Arbeitsplätze oder Steuereinnahmen für Kommunen – nicht im Verhältnis zum Schaden – wie Flächenversiegelung, Eingriff in den Wasserhaushalt, Verlust von Erholungsmöglichkeiten und steigendes Verkehrsaufkommen – stünden, betonte sie. Doch die räumliche Planung sei nicht nur hier in der Region grundsätzlich von einer Ökonomisierung gekennzeichnet, durch die andere gesellschaftliche Ziele in den Hintergrund gedrängt würden, sagte Schnapp und beklagte, dass dem so genannten Wachstumsziel häufig vieles untergeordnet werde.
Im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftsförderung und Raumplanung werde es immer schwerer, soziale, kulturelle und ökologische Belange gegenüber wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen beziehungsweise diese im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in Einklang zu bringen, so Schnapp. „Auch überregional sind Raumordnung und regionale Wirtschaftsförderung in der Theorie und in der Praxis noch weitgehend voneinander getrennt agierende Systeme“, sagte sie gegenüber unserer Zeitung. Vernetzung, Rücksicht auf die Umwelt und bürgerorientiertes Handeln seien hier gefragt.
Das zweite große Themenfeld, das die Landkreis-Grünen umtreibt, sind Antworten auf die Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Die Anspannung auf dem Wohnungsmarkt in der Region habe sich durch die Nähe zum Ballungsraum München verfestigt, so Schnapp. „Ich denke, es besteht parteiübergreifender Konsens, dass bezahlbarer und generationengerechter Wohnraum zu den wichtigsten Rahmenbedingungen gehört, um den Landkreis zukunftsfähig zu gestalten.“
Ein keinesfalls zu vernachlässigender Aspekt im Zusammenhang mit bezahlbarem Wohnraum ist für Schnapp & Co. der soziale Wohnungsbau. Allein die Warteliste der oberbayerischen Heimstätte, auf die der Landkreis Zugriff habe, umfasse 93 Gesuche. Das seien 93 Einzelpersonen, Alleinerziehende oder Familien, die berechtigt seien, staatliche Unterstützung zu erfahren – aber eben aktuell nicht zum Zuge kommen. Ein exakte Zahl, wie viele weitere Haushalte in den einzelnen Landkreis-Kommunen auf der Suche seien, gebe es auf Grund der bestehenden Struktur nicht, so Schnapp. Man wisse aber dass allein im vergangenen Jahr 245 neue Wohnberechtigungs-Scheine erteilt wurden.
Schon diese spärlich vorliegenden Daten zeigen nach Meinung von Schnapp unmissverständlich: „Der Bedarf nach sozialem Wohnungsbau ist vorhanden.“ Die Frage sei nun: Wie schaffe man im Landkreis bezahlbare Wohnungen? Man könne zum Beispiel ein Modell wie im Kreis Starnberg wählen und einen Zweckverband für sozialen Wohnungsbau gründen, der dann selbst im sozialen Wohnungsbau aktiv werde. Man könne eine Wohnungsbau-Genossenschaft gründen, wie im Kreis Ebersberg, oder eine kreiseigene GmbH aus der Taufe heben, wie im Kreis Traunstein. Man könne auch jeder Kommune für sich das Ruder überlassen, aber zumindest Synergien – wie bei der Erfassung der Wohnungssuchenden und bei der Koordination – nutzen. Oder man könne abwarten, „bis die Lösung aus Berlin kommt“, so Schnapp.
Doch auf ein „Wunder aus Berlin“ will sich die Grünen-Kreischefin nicht verlassen. Aus ihrer Sicht wäre es in einem ersten Schritt auf jeden Fall sinnvoll, dass der Landkreis Pfaffenhofen ein eigenes „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“ ins Leben ruft. Das könne sich neben sozialem Wohnungsbau dann auch mit weiteren Fragen des bezahlbaren Wohnens oder mit Generationengerechtigkeit befassen.