Das Gedankenspiel, das Pfaffenhofener Volksfest im Gartenschau-Jahr 2017 zum gewohnten Termin mitten in der Innenstadt abzuhalten anstatt wegen des blockierten Festplatzes in den Oktober zu verschieben, wird kontrovers diskutiert
Von Tobias Zell
Die Idee ist ebenso reizvoll wie man ihr zugleich großes Potenzial zur kontroversen Debatte attestieren muss. Es geht um eine recht simple Frage, die es aber in sich hat: Soll das Pfaffenhofener Volksfest im Jahr 2017 mitten in der Innenstadt steigen? Mit Riesenrad auf dem Hauptplatz und Ständen und Buden auch in den Straßen drumherum? Diese Idee ist bekanntlich aufgekommen, weil im besagten Jahr wegen der Gartenschau der Volksfestplatz zum gewohnten Wiesn-Termin noch nicht frei ist. Deshalb gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Erstens: Das traditionelle Spektakel wird ausnahmsweise in den Oktober verschoben – so war es bislang geplant. Oder zweitens: Das Volksfest steigt dann eben woanders – und zwar in der City.
Nicht nur in politischen Kreisen wurde und wird über die Aufsehen erregende Idee vom Volksfest in der Innenstadt bereits diskutiert. Und zwar nicht nur abseits des Protokolls, sondern ganz offiziell. Wie Bürgermeister Thomas Herker (SPD) bereits gegenüber unserer Zeitung bestätigt hatte, befasste man sich im nicht-öffentlichen Teil der jüngsten Kulturausschuss-Sitzung ganz offiziell mit dem Thema. Zuvor hatte sich die Stadtverwaltung auch bereits konkrete Gedanken über die Umsetzbarkeit eines City-Volksfests gemacht.
Seit die Idee eines Volksfests im Herzen der Stadt öffentlich geworden ist, wird jedenfalls ebenso eifrig wie kontrovers diskutiert. Die Meinungen reichen dabei von purer Begeisterung bis blanker Ablehnung. Noch breiter gefächert sind die Argumente, die ins Feld geführt werden: Lärmbelästigung für die Anwohner, Sperrung der Innenstadt, Beeinträchtigung für die Geschäftsleute, Belebung der Gastronomie, Wildbiesler, Vandalen oder ein famoses Alleinstellungsmerkmal, das zusätzliche Menschen anlockt – was würde ein City-Volksfest bedeuten?
"Reizvolle Idee"
Es sei „sicher eine reizvolle Idee“, das Volksfest 2017 – zumal im Jahr der Gartenschau – mitten ins Herz von Pfaffenhofen zu verlegen, sagt Franz Böhm, der Vorsitzende des Pfaffenhofener Unternehmernetzwerks „ProWirtschaft“. Aber er weiß auch, dass dieses Gedankenspiel polarisiert und man über die verschiedenen Vor- und Nachteile trefflich diskutieren kann. „Ob das alles technisch und räumlich sowie unter dem Gesichtspunkt der öffentlichen Sicherheit und Ordnung überhaut machbar ist, müssen andere beurteilen“, sagt Böhm im Gespräch mit unserer Zeitung. Aus Sicht von „ProWirtschaft“ ist aber vor allen weiteren Überlegungen zunächst einmal eines zu klären: „Was diejenigen zu der Idee sagen, die von den Auswirkungen eines Volksfests in der Innenstadt am stärksten tangiert werden. Und das sind nun einmal die Geschäftsleute und Anwohner am Hauptplatz sowie im erweiterten Stadtzentrum.“
Ein breiter Konsens wäre nach Ansicht von Böhm nämlich die unbedingte Voraussetzung für ein Volksfest in der City. Für den Fall, dass die Idee also weiterverfolgt wird, empfiehlt „ProWirtschaft“, dass sich die Verantwortlichen der Stadt möglichst bald mit den Betroffenen und den Vertretern der wirtschaftlichen Organisationen in der Kreisstadt an einen Tisch setzen beziehungsweise ein Stimmungsbild einholen. „Bei Bedarf starten wir auch gerne eine Meinungsumfrage unter unseren Mitgliedern“, bietet Böhm an.
"Riesen-Bödsinn"
„Vom Platz her würde es gehen“, sagt Bürgermeister Herker zu den bereits angestellten Überlegungen. So könnte zum Beispiel auf dem Hauptplatz ein Riesenrad aufgestellt, auf dem Parkplatz zwischen Rathaus und Sparkasse ein großes Zelt platziert werden. Buden und Stände könnten am Hauptplatz verteilt werden. Am oberen Hauptplatz wäre Platz für die beiden kleineren Zelte. Und theoretisch könnte man ja auch die Nebenstraßen noch nutzen.
Hans Bergmeister hat sich auch schon seine Gedanken gemacht. Der CSU-Stadtrat wäre nicht nur selbst einer der betroffenen Geschäftsleute, sondern er ist als städtischer Referent auch für die Innenstadt zuständig sowie obendrein als Vorstands-Vize des Vereins „Lebendige Innenstadt“ nah dran an der hiesigen Geschäftswelt. Bergmeister jedenfalls zeigt sich „nicht sonderlich angetan von diesen Planspielen“, wie er unserer Zeitung erklärt. „Erscheint es im ersten Moment vielleicht noch charmant, ist es auf den zweiten Blick ein Riesen-Blödsinn.“
Sachlicher ausgedrückt: Aus der Warte von Bergmeister wiegen die Nachteile für die Gewerbetreibenden in der Innenstadt einfach zu schwer. Der Einzelhandel wäre seiner Ansicht nach durch die umfangreichen Sperrungen, die ein Volksfest auf und um den Hauptplatz mit sich brächte, faktisch abgeschnitten und die Dienstleister in den oberen Stockwerken würden durch die Lärmbelastung unzumutbar beeinträchtigt. Hinzu komme die nächtliche Lärmbelästigung für die Anwohner, sagt Bergmeister. Dass die Stadtbuslinien umgeleitet sowie die historischen Fassaden und Hauseingänge täglich sicher vor Vandalen und Wildbieslern gemacht werden müssten, seien weitere nachvollziehbare Gegenargumente.
"Große Bedenken"
Auch im Kulturausschuss gab es „große Bedenken“, berichtet Rathauschef Herker. Da ging es zum einen um die Auf- und Abbau-Arbeiten, den Lärm während der zwölftägigen Veranstaltung oder um Beeinträchtigungen für Anwohner und Geschäftsleute. Und offenbar wurden all diese potenziellen Nachteile deutlich stärker gewichtet als der Charme, den ein einmaliges Volksfest mitten in der Stadt zweifelsohne mit sich bringen würde. Die Überlegungen seien jedenfalls „erst einmal eingestellt worden“, sagt Herker. Will sagen: Die Idee werde von Seiten der Stadtverwaltung aktiv nicht weiterverfolgt. Anders sähe es freilich aus, wenn eine Fraktion sich des Themas annimmt und zum Beispiel einen Antrag stellt.
Das letzte Wort ist – so viel kann man jetzt schon sagen wohl noch nicht gesprochen über diese Aufsehen erregende Idee. „Das sollte man sich auf jeden Fall genauer anschauen“, erklärten SPD-Fraktionschef Markus Käser und Vize Julia Spitzenberger – selbst Festwirtin – bereits vor einigen Wochen. Schon alleine wegen des möglicherweise kühlen oder kalten Wetters im Oktober finden sie es lohnenswert, über ein September-Volksfest in der City nachzudenken. Ende Oktober hätten die Leute vermutlich mehr Lust auf Kürbissuppe oder Kirchweihnudeln als auf Hendl und Bier. Ein Volksfest im Herzen der Stadt ist für Käser und Spitzenberger „grundsätzlich vorstellbar“. Die Idee sei kurios und ihre Umsetzung sicher eine logistische Herausforderung. Aber durch die Gartenschau werde 2017 ohnehin ein Ausnahmejahr für Pfaffenhofen. Und wenn sich alle einig seien, warum solle dann nicht das Volksfest in der City steigen.
"Das wäre eine Schau"
Peter Heinzlmair, Fraktionssprecher der Freien Wähler, zeigt sich „voll begeistert“ von der Idee. „Das wäre eine Schau.“ Zum einen könne man auf diese Weise den gewohnten Termin beibehalten, zum anderen finde er die Location charmant. „Technisch müsste das möglich sein“, sagt er und nennt gleich noch ein weiteres Pro-Argument: Man könnte die Seitenstraßen mit einbeziehen und so noch mehr Leben in die Innenstadt bringen. Denn die ungewöhnliche Location würde seiner Meinung nach zusätzliche Besucher anlocken.
Doch Heinzlmair will auch betont wissen, dass man freilich erst einmal mit den Anwohnern, Geschäftsleuten und Gastronomen rede müsse. Vor allem letztere könnten sich aber sogar an dem Volksfest beteiligen, es dadurch zusätzlich aufwerten und selbst davon profitieren, sagt er. Eines ist für den FW-Fraktionschef jetzt schon klar: Über diese Idee müsse auf jeden Fall weiterhin gesprochen werden – denn sie sei einfach zu schön, um sie vorschnell zu begraben.
"Warum nicht?"
Auch Martin Rohrmann, der Chef der CSU-Fraktion, macht keinen Hehl daraus, dass ihm ein Volksfest in der Innenstadt gefallen würde und dass das für ihn auch grundsätzlich vorstellbar ist. „Neue Wege sind immer gut, vor allem wenn sie etwas so Besonderes eröffnen“, sagt er. Es lohne sich, über diesen Vorschlag weiter zu diskutieren, betont auch er – und zwar nicht nur, weil man sich im September besseres Wetter erhoffen könne als im Oktober. Auch Rohrmann schlägt vor, mit Anwohnern und Geschäftsleuten konkreter über die Idee zu sprechen. „Und wenn sich ein Konsens findet: Warum nicht?!“
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