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Nachdem beklemmende Fotos von Hakenkreuzen und Aufmärschen bereits die Runde machten, sah sich die Stadtverwaltung nun zur Aufklärung veranlasst: Es handelt sich um ein Theater- und Filmprojekt zum Denkmal für die Opfer und Täter des Nationalsozialismus

(ty/zel) 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigt sich ein Theater- und Filmprojekt mit der NS-Zeit in Pfaffenhofen und lässt  Einzelschicksale lebendig werden. Die Aufführungen finden im Oktober unter freiem Himmel in der Innenstadt statt und daher laufen auch die Proben derzeit und in den nächsten Wochen direkt vor Ort – zum Beispiel am Haus der Begegnung und auf dem Hauptplatz. Passanten sollten sich daher von Braunhemden, Hakenkreuzen oder ähnlich beklemmenden Motiven und Szenen in Zusammenhang mit diesem Kunstprojekt nicht irritieren lassen, heißt es heute aus dem Rathaus. 

Mit diesem aktuellen Hinweis reagiert die Stadtverwaltung – reichlich spät – wohl auch auf Fotos, die zuletzt bereits in den sozialen Netzwerken aufgetaucht waren und Szenen der Proben sowie damit auch Hakenkreuze zeigen. Aus dem Zusammenhang gerissen und unkommentiert kann durch diese Bilder schnell ein falscher Eindruck entstehen. Auch unsere Zeitung haben Motive erreicht, auf denen eine Hakenkreuz-Fahne zu sehen ist und die eine vermeintliche Nazi-Gruppe zeigen. Wer nicht weiß, was hier „gespielt“ wird, kann schnell einen ganz falschen Eindruck bekommen. Die Stadtverwaltung klärt nun auf.

Die dunkle Zeit, in der Pfaffenhofen bei den Reichstagswahlen mit den besten Ergebnissen für die Nationalsozialisten in ganz Oberbayern aufwartete, scheint zurückgekehrt zu sein. Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man Zeuge der Proben des 25-köpfigen Theater-Ensembles wird. Nur eine Kamera lässt erahnen, dass hier nicht Nazis ein böses Spiel treiben, sondern dass es sich um die Proben und Filmaufnahmen für ein Projekt rund um das Thema des Denkmals für die Opfer und Täter des Nationalsozialismus handelt.

Initiator des Projekts ist der Fernsehredakteur Markus Stampfl aus Hettenshausen. Sein  Anliegen ist es, 70 Jahre nach Kriegsende das Denkmal am Haus der Begegnung, in dem Opfer und Täter gleichermaßen Mahnmal für zukünftige Generationen sind, in Bildern lebendig werden zu lassen. Es soll erinnert werden an die historischen Ereignisse – auch weil es immer weniger Zeitzeugen gibt.

Die Inszenierung ist, wie das Denkmal selbst, auf der Grundlage des Buches mit dem Titel „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“ von Reinhard Haiplik – Gymnasiallehrer, Heimatforscher und ÖDP-Stadtrat – entstanden. Die einzelnen Szenen behandeln die 16 Tafeln des Denkmals sowie weitere ausgewählte Passagen aus dem Buch. Die Schauspieler kommen aus Pfaffenhofen und mehreren Theatervereinen der Umgebung.

Der Pfaffenhofener Künstler und Blogger Manfred Habl machte via Facebook schon vor einigen Tagen auf die "erschreckenden" Szenen aufmerksam. Heute nun sah sich die Stadtverwaltung zur Klarstellung veranlasst. Das Hakenkreuz-Motiv auf dem Foto hat unsere Redaktion unkenntlich gemacht.

Wichtig sei ihm auch Authentizität, erläutert Stampfl. Deshalb habe er beispielsweise echte Rollstuhlfahrer zum Thema Euthanasie, echte Geistliche beim Thema christlicher Widerstand sowie Menschen aus Polen für das Thema Zwangsarbeiter besetzt: „Laien, die noch nie Theater gespielt haben und meiner Inszenierung einen symbolischen Wert geben, den kein Schauspieler hätte leisten können.“

Am Ende des Stücks sollen die Pfaffenhofener in einer Art Richterszene auch erfahren können, welches Schicksal so manchen Funktionsträger der Stadt am Ende des Zweiten Weltkrieges ereilte. Die Inszenierung hat die Form eines szenischen Stadtrundgangs, bei dem auch Musik eine wesentliche Rolle spielt: Geigenklänge von Judith Spindler, die den Pfaffenhofenern bisher eher als Sopranistin bekannt ist, und eine eigene Komposition von Stadtkapellenleiter Manfred Leopold werden die Aufführung atmosphärisch begleiten.

Termine der Aufführungen sind an den Wochenenden 9. bis 11. Oktober und 16. bis 18. Oktober jeweils freitags um 20 Uhr, samstags um 18 Uhr sowie sonntags um 14 Uhr. Ausgangs- und Endpunkt der Vorstellungen mit Stadtrundgang ist das Denkmal am Haus der Begegnung. Karten gibt es jeweils an der Abendkasse für zehn Euro.


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