Zwischen 1945 und 1950 verdoppelte sich die Einwohnerzahl von Pfaffenhofen – die Stadt will diese Zeit mit einem Projekt beleuchten, an dem sich die Bürger beteiligen können
(ty) Es ist ein Projekt, das sich mit der Nachkriegsgeschichte Pfaffenhofens auseinandersetzt: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte Deutschland eine Flüchtlingswelle aufgrund der Flucht und Vertreibung der Menschen aus den östlichen Gebieten. Unter dem Titel „70 Jahre Flucht und Vertreibung“ widmet sich die Stadt im Herbst nächsten Jahres diesem Thema und zeigt die damaligen Entwicklungen in der Stadt anlässlich des 70. Jahrestags der Ereignisse auf. Interessierte Bürger können sich an dem Projekt beteiligen.
In Pfaffenhofen hat sich die Einwohnerzahl zwischen 1945 und 1950 vorübergehend nahezu verdoppelt, auch aufgrund der vielen Flüchtlinge. Insgesamt nahm Deutschland in diesen Jahren mehr als zwölf Millionen Flüchtlinge auf. „Eine Entwicklung, hinter der zahlreiche Einzelschicksale stehen und die nachhaltige Veränderungen auch in Pfaffenhofen bedeutete“, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Die Spuren davon seien bis heute nachzuverfolgen.
Die Stadt widmet sich diesem wichtigen Thema mit einem weitreichenden Projekt im Herbst 2016, das die Geschichte von Flucht und Vertreibung in Pfaffenhofen und Umgebung erarbeitet und darstellt. Der Schwerpunkt soll dabei auf der Dokumentation der Schicksale der ankommenden Familien liegen. Ihre Ankunft und Unterbringung, die Integration vor dem schwierigen Hintergrund der Knappheit an Wohnraum, Nahrungsmitteln und Versorgungsgütern werden ebenso thematisiert, wie die Erinnerungen der betroffenen Familien an ihre alte und neue Heimat. „Die Selbstorganisation der Vertriebenen sowie ihre beginnende Mitwirkung am politischen und gesellschaftlichen Leben in Pfaffenhofen sind ebenfalls wichtige Fragestellungen“, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Zentraler Baustein des Projekts wird eine eigene Publikation des Historikers und Stadtarchiv-Leiters Andreas Sauer sein. Begleitend zur Erscheinung dieses Buches organisiert die Stadt eine Ausstellung im Rathaus, welche die Fakten der Publikation mit vielfältigen Exponaten – zum Beispiel Leihgaben der musealen Sammlung der Sudetendeutschen Stiftung, aber auch aus der Pfaffenhofener Bevölkerung – veranschaulicht und näher bringt.
„Zusätzlich ist eine Veranstaltungsreihe geplant, die verschiedenste Aspekte dieser spannungsreichen Nachkriegsgeschichte mit einigen verschiedenen Veranstaltungen beleuchtet“, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Im Raum stehen demnach unter anderem eine Ausstellung in der städtischen Galerie, die der Sachkultur und der Alltagsgeschichte dieser Jahre gewidmet ist. Aber auch Lesungen, Filmvorführungen und folkloristische Darbietungen soll es geben.
Ein Augenmerk wird zudem auf der Beteiligung der Bevölkerung liegen, beispielsweise in Form von dokumentierten Zeitzeugenberichten – um dem Projekt einerseits mehr Öffentlichkeit zu geben, aber auch um die Alltagsgeschichte von Flucht und Vertreibung fassbarer zu machen. Interessierte Pfaffenhofener, die sich an diesem Projekt beteiligen und ihre Erinnerungen aus dieser Zeit teilen möchten, werden gebeten, sich bei der Stadtverwaltung zu melden. Andreas Sauer ist telefonisch unter (0 84 41) 78 16 5 oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erreichbar.