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Ortstermin im Feilenmoos: Population in Bayern ist binnen vier Jahrzehnten von 120 auf über 20 000 Tiere explodiert – Schäden nehmen stetig zu – Bauernverband fordert nachhaltige Regulierung der Bestände

(ty) Der Biber ist in weiten Teilen Bayerns angekommen. Innerhalb von vier Jahrzehnten ist die Population von etwa 120 auf mittlerweile weit über 20 000 Tiere so stark angewachsen, ja regelrecht explodiert, dass es mit Kommunen und Landnutzern immer mehr Konflikte durch Biberschäden gibt. Ein Bild davon machte sich die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) heute Vormittag im Feilenmoos in der Nähe von Geisenfeld. Walter Heidl, der Präsident des bayerischen Bauernverbands (BBV), erläuterte zusammen mit dem BBV-Obmann des Kreises Pfaffenhofen, Max Weichenrieder, sowie betroffenen Landwirten die Situation. 

Der Biber hinterlässt Fraßschäden in Mais- und Getreidebeständen, er sorgt für überschwemmte Acker- und Wiesenflächen. Schlepper brechen ein, weil Wiesen, Äcker und Wege unterhöhlt werden. Die Schäden nehmen zu: Allein im vergangenen Jahr wurden über 700 000 Euro an Schäden in der bayerischen Land-, Forst- und Teichwirtschaft von den Naturschutzbehörden bestätigt, wie heute erklärt wurde. Hier eine Übersicht des Bayerischen Bauernverbands zu den offiziell anerkannten Schäden, die durch Biber im Freistaat beziehungsweise in den Regierungsbezirken in den vergangenen Jahren angerichtet wurden.

 

„Der Biber wurde erfolgreich wieder angesiedelt. Die Landwirtschaft steht zur Biodiversität und will sie auch erhalten“, betonte Bauernpräsident Heidl. „Wo aber Bestände zu groß werden, muss regulierend eingegriffen werden.“ Daher sei die konsequente Umsetzung des bayerischen Bibermanagements dringend notwendig. „Mit der artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung sowie dem Biberfonds wurden 2008 zwei wichtige Instrumente geschaffen, um Konflikten mit dem Biber besser begegnen zu können“, so Heidl. Dennoch steigen die Schadensmeldungen.

Nach Ansicht der Bauern muss der strenge Schutzstatus des Bibers überdacht werden. In problembehafteten Gebieten, insbesondere an kleineren Gewässern, müsse der Biberbestand besser und unbürokratischer reguliert werden können. Zudem sollten die Möglichkeiten des Bibermanagements auch für Schutzgebiete erweitert werden.

Besichtigung von Biberschäden im Feilenmoos: Landwirt Martin Braun (von links), Anton Kreitmair (BBV-Präsident von Oberbayern), Umweltministerin Ulrike Scharf, BBV-Kreisobmann Max Weichenrieder und BBV-Chef Walter Heidl. Foto: BBV 

„Auch der Naturschutz sollte ein Interesse daran haben“, so Heidl. Denn wo der Biberbestand überhand nehme, könne auch der übrige Artenschutz unter den Nagern leiden. Können zum Beispiel Vertragsnaturschutzflächen nicht gemäß den Vorgaben gemäht werden, weil sie zu nass oder unterhöhlt seien, könne dies auch den Lebensraum anderer geschützter Arten – wie zum Beispiel Brachvogel oder Kiebitz – gefährden.

Um betroffene Grundeigentümer und Landwirte nicht mit den Schäden alleine zu lassen, plädiert Heidl zudem für eine Aufstockung des derzeit regelmäßig überzeichneten Biberfonds. Für eine nachhaltige Regulierung der Biberbestände, sollten die örtlich zuständigen Revierinhaber und Jäger besser eingebunden werden, schlug der Bauernpräsident vor. „Hier liegt die Kompetenz in der Hege und Bewirtschaftung von Wildbeständen.“ Letztlich müsse auch über eine Lockerung des Vermarktungsverbots nachgedacht werden, sagte er. „Dies würde dem Leitsatz der bayerischen Biodiversitätsstrategie, nämlich Schützen durch Nützen, entsprechen.“

Biber-Schäden in Bayern im vergangenen Jahr. Quelle: BBV


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