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Pfaffenhofener Stadtrat beschließt Schaffung einer Vollzeit-Stelle zur Koordinierung von Integrationsbemühungen und gibt neben den Personalkosten zusätzlich 30 000 Euro Budget frei

(ty) In Pfaffenhofen leben derzeit 2850 ausländische Staatsbürger aus über 90 verschiedenen Nationen. Elf Prozent der Kreisstadt-Bevölkerung sind Ausländer. Vor diesem Hintergrund und angesichts des nicht abreißenden Zustroms von Asylbewerbern hat der Stadtrat gestern Abend einstimmig beschlossen, eine Vollzeitstelle für Integration zu schaffen. Der zunächst auf zwei Jahre befristete Posten soll schnellstmöglich ausgeschrieben und besetzt werden. Zusätzlich zu den Personalkosten gab das Gremium ein Budget von jährlich 30 000 Euro frei. Die neue Stelle, die dem Sachgebiet „Familie und Soziales“ zugeordnet wird, soll die Integrationsbemühungen koordinieren. 

Im Stadtrat traf die Schaffung der Integrationsstelle auf breite und klare Zustimmung. Auch bei Max Hechinger (FW), der allerdings anmahnte, dass die Stadt hier aufgaben übernehme, die eigentlich von anderen zu tragen wären. „Es kann nicht sein, dass sich Land und Bund hier aus der Verantwortung stehlen“, monierte er. 

Reinhard Haiplik (ÖDP) bezeichnete die neue Stelle als „überfällige Entscheidung“, die „heftig zu begrüßen“ sei. Die Ehrenamtlichen alleine könnten die immense Arbeit nicht leisten, sagte er nicht nur mit Blick auf die Asylbewerber. „Wir müssen schon selbst Geld in die Hand nehmen.“ Er regte auch an, dass dem Stadtrat künftig einmal im Jahr ein Integrationsbericht vorgelegt werden soll. „Das Thema nicht mit dem nötigen Ernst zu betrachten, wäre fatal.“ 

„Es geht uns um das Zusammenwachsen in Pfaffenhofen und um schnelle Integration“, unterstrich SPD-Fraktionschef Markus Käser. Wichtig seien dabei unter anderem die Einzelfall-Betreuung und die Unterstützung der ehrenamtlichen Einrichtungen. Grundsätzlich stellte Käser klar: Jeder Euro, der in die Prävention fließe, sei sinnvoller, als das Geld, dass man später notgedrungen ausgeben müsse.

Auch Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) hob die Präventions-Arbeit hervor, die man mit der Schaffung dieser neuen Stelle leiste. Man dürfe Ängste gar nicht entstehen lassen. In 15 Jahren werde man sagen: „Gut, dass wir damals jemanden eingestellt haben.“ Er regte an, den Posten so schnell wie möglich auszuschreiben und zu besetzen. 

CSU-Fraktionschef Martin Rohrmann bezeichnete die zahlreichen Flüchtlinge als „politisches und gesellschaftliches Problem“ und sagte ein „klares Ja“ zur Schaffung dieser neuen Stelle, die seine Partei auch gefordert habe. „Die Stelle ist notwendig“, betonte auch Franz Schmuttermayr (CSU), der aber weiß, dass es auch weiterhin ohne ehrenamtliches Engagement nicht gehen werde. 

Manfred „Mensch“ Mayer (GfG) sprach mit Verweis auf die zunehmende Zahl von Asylbewerbern von einem „Notstand“, der mit herkömmlichen Mitteln nicht zu bewältigen sei. Die Schaffung dieser Integrationsstelle sei deshalb gut und wichtig, damit die Stadt weiterhin Gestalter bleibe und sich nicht treiben lasse.

Breite Zustimmung herrschte im Stadtrat für die Schaffung der neuen Stelle.

Aus Sicht der Stadtverwaltung sprechen unter anderem folgende Gründe für eine Intensivierung der Integrationsarbeit:

  • Sprachliche Probleme und kulturelle Unterschiede bei Zugewanderten
  • Bildungsdefizit und hohe Arbeitslosenquote unter Einwanderern
  • Schwierigkeiten, sich am gesellschaftlichen und politischen Leben zu beteiligen
  • Prekäre Wohnsituation bedingt Parallelgesellschaften
  • Erhöhte Kriminalitätsrate von Menschen mit Migrationshintergrund
  • Gefährdung des sozialen Friedens in einer Kommune

Um die Partizipation der Menschen mit Migrationshintergrund zu fördern, wurde in Pfaffenhofen in den vergangenen Jahren ein breites Feld an Unterstützungs-Angeboten geschaffen, betont die Stadtverwaltung. Gleichzeitig entstanden zahlreiche Migranten-Organisationen, die sich mit ihren kulturellen, sportlichen, sozialen und religiösen Angeboten zu wichtigen Ansprechpartnern entwickelt hätten. Im Rathaus wurde zudem ein Konzept zur kommunalen Integrationsarbeit erarbeitet. Es sollte einen ersten Überblick geben, die aktuelle Situation darstellen, Handlungsfelder aufzeigen sowie erste Ziele, Aufgaben und Maßnahmen definieren.

„Menschen mit Migrationshintergrund sollen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können“, heißt es weiter. Die Integrationsstelle soll sich in ihrer Arbeit darum bemühen, Beteiligungsmöglichkeiten für alle Menschen in der Stadt zu schaffen – unabhängig von nationaler, ethnischer, kultureller oder religiöser Zugehörigkeit. Dabei soll sich die Stelle als „Lotse zum Thema Integration“ verstehen. „Sie hat den Überblick über die Angebote der Vereine und Institutionen in der Stadt und vernetzt die regionalen Akteurinnen und Akteure.“ Die Integrationsstelle solle das Verständnis für eine vielfältige Gesellschaft stärken. Der Ausbau von interkulturellen Kompetenzen der Menschen sei dabei ein wichtiger Schritt. 

Unter anderem soll die Integrationsstelle laut dem gestrigen Beschluss folgende Tätigkeiten übernehmen:

  • Netzwerkarbeit
  • Schwerpunkt Asylbewerber mit Aufenthaltsstatus und Migranten
  • Hilfe beim Aufbau neuer Angebote für Migranten und Flüchtlinge (Vereine, Verbände und bürgerschaftliches Engagement in konkrete Aktionen miteinbeziehen)
  • Initiierung einer Arbeitsgruppe Integration (Partizipation)
  • Behördenhilfe bzw. Zusammenarbeit mit Ämterlotsen
  • Vermittlung zu Sprachkursen
  • Ausbildungsplatz- bzw. Arbeitsplatzsuche, Vermittlung von Ein-Euro-Jobs
  • Bereitschaft von Arbeitgebern Flüchtlinge zu beschäftigen (z.B. durch Info-Veranstaltungen über die Beschäftigung von Flüchtlingen)
  • Ansprechpartner für Vereine in Pfaffenhofen bezüglich Integration und Migration
  • mehrsprachige Broschüre über Anlauf- und Beratungsstellen, Behörden etc.

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