Oktoberfest hält Bundespolizei rund um die Bahn-Anlagen auf Trab: Einsätze reichen von einem toten Mexikaner über einen per Haftbefehl gesuchten Polen bis hin zu einer verletzte Fledermaus
(ty) Wie erwartet bescherten der gestrige Freitag und die ersten Stunden des heutigen Samstags vor dem legendären Italiener-Wochenende auf dem Münchner Oktoberfest auch der Bundespolizei rund um die Bahn-Anlagen einsatzreiche Stunden. Dass die Beamten wahrlich alle Hände voll zu tun hatten, zeigt eine erste Einsatz-Bilanz, in der aber nicht einmal alle Fälle aufgelistet sind. Die Bundespolizei spricht von den bisher stressigsten 24 Stunden der diesjährigen Oktoberfest-Zeit. Hier eine Übersicht:
Gegen 11.45 Uhr gab es gestern den ersten ernsten Einsatz. Bei einer Fahrscheinkontrolle rastete eine 24-jährige Frau aus Sierra Leone am S-Bahn-Halt St.-Martin-Straße aus. Sie verletzte sich selbst und zwei Mitarbeiter des S-Bahnprüfdienstes leicht. Anlass waren Streitigkeiten wegen des Fahrscheins. Die Frau aus Westafrika wurde in der S3 Richtung Mammendorf kontrolliert, wollte aber ihr Gespräch wegen der Fahrscheinkontrolle nicht unterbrechen. Im Verlauf des Streits riss die Frau, die in Unterhaching, wohnt einem Kontrolleur das elektronische Gerät aus der Hand und kratzte einen 32-jährigen und eine 33-jährige Mitarbeiterin des S-Bahn-Prüfdienstes. Gegen die Frau wird nun wegen Körperverletzung ermittelt.
Um 15 Uhr fand eine Reisende am Mittelbahnsteig des Münchner Hauptbahnhofes eine verletzte Fledermaus und übergab sie den Einsatzkräften der Bundespolizei, die den verletzten Flattermann der Tiernotrettung München übergaben.
Eine 15-Jährige vom Starnberger See, die gegen 18 auf dem Heimweg von der Wiesn war, fanden Beamte der Bundespolizei weinend am Bahnsteig der Hackerbrücke sitzend. Sie wurde Fachkollegen des Polizeipräsidiums München übergeben, nachdem sie berichtet hatte, dass sie von einem Unbekannten verfolgt und möglicherweise auch sexuell belästigt worden war.
Gegen 18.15 Uhr sprang eine 35-Jährige aus Bogenhausen am Münchner Ostbahnhof ins Gleis 1. Nach eigenen Angaben wollte sie ihre Tasche, die aus Unachtsamkeit ins Gleis gefallen war, wiederholen. Eine einfahrende S8, die auf dem Weg nach Herrsching war, musste eine Schnellbremsung einleiten – sie kam glücklicherweise rechtzeitig zum Stehen. Die Frau erklomm eigenständig den Bahnsteig. Gegen die 35-Jährige wurden Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet.
Um 18.45 Uhr stürzte an der Hackerbrücke ein 26-jähriger volltrunkener Tscheche. Er konnte seine Reise nicht mehr selbstständig fortsetzten, drohte wiederholt in die Gleise zu stürzen. Der mit 1,99 Promille Atemalkohol getestete Wiesngast wurde in Schutzgewahrsam genommen und wenig später vom Arzt in eine Klinik eingewiesen.
Gegen 21.15 Uhr beleidigte ein 20-Jähriger aus Thalkirchen lautstark mehrere Einsatzkräfte der Bundespolizei an der Hackerbrücke. Als er zur Wache am Hauptbahnhof gebracht wurde, leistete er Widerstand. Die Bundespolizei leitete strafrechtliche Ermittlungen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung ein.
Um 23.35 Uhr schlug ein 53-Jähriger aus Erding bei der Abfertigung einer S-Bahn an der Hackerbrücke gegen einen Bahn-Mitarbeiter. Ursache des vorangegangenen Streits waren Differenzen, weil der 53-Jährige die Tür blockierte und die Abfertigung des Zugs verzögerte. Beim Fahrtausschluss sollen Bahn-Mitarbeiter körperlich gegen den 53-Jährigen und weitere Begleiter des Mannes eingewirkt haben. Gegen wen in welcher Form ermittelt wird, müssen die Vernehmungen erst noch zeigen.
Gegen 23.45 Uhr gerieten an einem Dönerstand am Hauptbahnhof mehrere Personen aneinander. Während des Anstehens und Wartens kam es zwischen zwei 26 und 27 Jahre alten Deutschen sowie zwei 34- und 45-jährigen Italienern zu verbalen Auseinandersetzungen. Die Situation eskalierte. Es kam zu wechselseitigen Faustschlägen. Die Italiener sollen auf den 26-Jährigen aus Freising eingetreten haben, als dieser am Boden lag. Bundespolizeibeamte trennten die Streithähne und leiteten Ermittlungen wegen des Verdachts der Gefährlichen Körperverletzung ein.
Kurz nach Mitternacht soll es in einem Zug, der nach Augsburg fahren sollte, zwischen mehreren Personen, darunter DB-Sicherheitsmitarbeiter, zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sein. Dabei soll es zu Faustschlägen und Bespucken gekommen sein. Die Bundespolizei hat auch hier Ermittlungen zur Aufklärung des Sachverhalts aufgenommen.
Gegen 1.20 Uhr kam es an einem Kiosk am Ostbahnhof zu einem Diebstahl. Ein 29-jähriger Pole hatte eine Flasche Bier im Wert von 1,79 Euro entwendet. Im Rahmen der Anzeigenaufnahme beleidigte er einen Bundespolizisten.
Um 2.45 Uhr konnten zivile Fahnder am Hauptbahnhof zwei bulgarische Taschendiebe auf frischer Tat festnehmen. Die Spezialkräfte beobachteten die beiden, als sie einem auf einer Bank schlafenden 23-jährigen Briten dessen Mobiltelefon aus den Händen nahmen und sich entfernten. Ein 38-Jähriger war dabei der Dieb. Er übergab das Smartphone an seinen neben ihm sitzenden 43-jährigen Landsmann. Die beiden Bulgaren werden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wegen eines besonders schweren Falls des Diebstahls dem Haftrichter vorgeführt. Der mit 1,08 Promille alkoholisierte Brite hatte von dem Diebstahl nichts bemerkt. Er wurde von den Fahndern geweckt und staunte, als die ihm sein Handy zurückgaben und ihn darüber aufklärten, was er sozusagen verschlafen hatte.
Heute früh gegen 6.15 Uhr kamen Bahn-Sicherheitsmitarbeiter mit einem 50-jährigen Polen zur Wache der Bundespolizei am Hauptbahnhof. Der Pole hielt sich ohne Reiseabsichten am Hauptbahnhof auf, er sollte ein Hausverbot erhalten. Bei der Überprüfung der Personalien wurde festgestellt, dass der Mann vom Amtsgericht München wegen Diebstahls zu einer Geldstrafe von 670 Euro verurteilt worden war. Da er die bislang nicht beglichen hatte, wurde er am 11. September von der Staatanwaltschaft zur Festnahme ausgeschrieben. Da er heute die Geldstrafe nicht begleichen konnte, wurde er der Justiz übergeben. Weil die Justizvollzugsanstalt Stadelheim derzeit keine freien Haftplätze hat, mussten Bundespolizisten den Polen ins Gefängnis nach Landsberg/Lech bringen.
Ebenfalls gegen 6.15 Uhr kletterte am Südbahnhof aus noch ungeklärter Ursache ein 32-jähriger Mexikaner auf einen abgestellten Kesselwagen. Ein Lichtbogen, ausgehend von der Oberleitung, erfasste den Mann, der nach dem Stromschlag auf dem Güterwaggon zusammenbrach und starb.
Gegen 8 Uhr wandte sich ein 34-jähriger Syrier am Hauptbahnhof an Beamte der Bundespolizei. Bei ihm waren zwei Männer, ein 24-jähriger Somalier und ein 24-jähriger Iraker. Der Somalier gab an, die beiden Männer hätten ihm 142 Euro geklaut, als er ihre Hilfe beim Fahrscheinkauf in Anspruch nahm. Bei der Durchsuchung wurde bei den beiden Verdächtigen die Geldsumme aber nicht gefunden. Stattdessen fanden Bundespolizisten bei dem Somalier gut zwei Gramm Cannabis und 477 Euro Bargeld. Eine Fachdienststelle des Polizeipräsidiums nahm sich des Vorfalls an. Der Somalier wird nun wegen Vortäuschens einer Straftat angezeigt. Es ist nicht auszuschließen, dass die drei Männer sich ihm Rahmen von Drogengeschäften uneins geworden waren.
Um 10.30 Uhr entwendete ein besoffener 46-jähriger Pole aus der Auslage vor einem im Hauptbahnhof untergebrachten Geschäft einen Filzhut. Er konnte vom Eigentümer beobachtet und gestellt werden. Die Polizei wurde gerufen; beim Dieb wurden 2,01 Promille gemessen. Der Hut hätte 6,99 Euro gekostet.