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Ein schwerer Sturz beendete im Jahr 2007 die Profi-Karriere des Pfaffenhofener Motocross-Fahrers Alexander Heu – jetzt startet er nur mehr aus Freude am Sport, ist aber kaum weniger erfolgreich. Kürzlich gewann der 29-Jährige in Mühlhausen die Cross-Finals auf beeindruckende Weise.

Von Tobias Zell 

Sein erstes Motorradrennen fährt der kleine Alex im Alter von gerade einmal fünf Jahren, der bayerische Meistertitel lässt nicht lange auf sich warten. Es folgen Titel auf Bundesebene und zahlreiche Erfolge bei Cross-Läufen in ganz Europa. 2005 wechselt Alexander Heu ins Profi-Lager, bestreitet seinen Lebensunterhalt fortan auf dem Zweirad. Doch eine schwere Oberschenkelverletzung bedeutet nur zwei Jahre später das jähe Aus. Bei einem Rennen in Dortmund missglückt ein Sprung, Heu wird von seiner eigenen Maschine böse getroffen. „Ich habe mir noch im Krankenhaus geschworen, dass ich nie wieder ein Rennen fahre“, sagt er. 

Dieses Versprechen hielt bis ins Jahr 2011. Eigentlich sollte Heu damals in Manching nur einmal als Jugendtrainer aushelfen. Vier Wochen später war er selbst wieder am Start. Erstes Rennen, gleich der erste Sieg. „Da war klar: Ich muss wieder fahren.“ Allerdings mit einem Unterschied: „Seitdem steht der Spaß im Mittelpunkt, ich muss mir nichts mehr beweisen.“ Doch offenbar wirkt diese Lockerheit beschleunigend. Kürzlich gewann der 29-Jährige in Mühlhausen das „Halfpro-American-Final“. Und zwar auf beeindruckende Art und Weise, denn auf dem Weg zum Titel überquerte er bei allen zehn Rennen als Erster die Ziellinie.

Alexander Heu nach dem Gewinn des Halfpro-American-Finals.

Vier Jahre alt war er seinerzeit, als ihn das Interesse am Motorrad-Sport erfasste. 1990 war es, er weiß es noch genau: Mit seinen Eltern war er in der Münchner Olympiahalle, um ein Rennen anzuschauen. Sein Blick fiel auf eine Kindermaschine. „Ich hab mich draufgesetzt und wusste gleich: So was will ich haben.“ Er nervte die Eltern so lange, bis der Osterhase im nächsten Jahr den Wunsch erfüllte. Viereinhalb Jahre war der Bub damals. Und ein paar Monate später sollte er mit einer 50-Kubikzentimeter-Maschine unterm Hintern sein erstes Cross-Rennen fahren. 

In den kommenden Jahren mischt er die Jugendklassen auf. Erst 50, dann 60 und schließlich 80 Kubik – der kleine Heu ist schnell bekannt. 1995 wird der zweite Platz bei der südbayerischen ADAC-Clubsportmeisterschaft gefeiert, im Jahr darauf folgen fünf erste Plätze bei süddeutschen Meisterschaften, 1998 und 1999 Siege bei der deutschen Hallenmeisterschaft. Ein dritter Rang beim internationalen ADAC-Junior-Cup, 2002 dann Zweiter beim deutschen Motocross-Pokal und 2004 gewinnt er den „Prinz von München“-Titel.

Vornweg: Alexander Heu, hier mit der Startnummer 111 – normalerweise fährt er mit der 66.

2005 dann der Wechsel zu den Profis. Es folgen weitere Siege, vor allem beim Supercross ist Alexander Heu sehr erfolgreich – bis ihn der Unfall im Jahr 2007 ins Krankenbett zwingt. Kein Rennen mehr, so lautet nun die Devise. Heu fährt Rennrad, spielt Golf. „Aber das hat mir alles nicht dieses Gefühl gegeben.“ Im April 2011 kommt der Anruf, der wieder alles verändert. „Ein guter Bekannter hat mich gefragt, ob ich am Wochenende Zeit hab“, erinnert sich Heu. Für ein Jugendtraining in Manching werde ein Coach gesucht, eine Cross-Maschine werde gestellt. Heu sagt zu und steigt wieder aufs Motorrad. „Ich hatte sofort ein gutes Gefühl.“ 

Vier Wochen später, ebenfalls in Manching, ist Heu dann schon wieder Rennfahrer. Er geht bei einem Cross-Lauf der Südbayern-Serie an den Start und gewinnt prompt. Nun war die Entscheidung gefallen. Seither fährt er also wieder, der Mann, der fast immer die Startnummer 66 trägt. Allerdings ohne Druck, wie er sagt: „Ich bin nur noch bei den Rennen am Start, auf die ich Lust habe. Ich brauche keinen Titel mehr unbedingt.“

Zickezacke, zickezacke: Heu, Heu, Heu!

Ab dem vierten Lebensjahr lebte Alexander Heu mit seinen Eltern in Reichertshausen, seit 2009 wohnt er in Pfaffenhofen. Seine Lehre hat er im Autohaus Stiglmayr gemacht. Dorthin kehrte er 2011 nach seiner kurzen Profi-Karriere auch zurück, arbeitet seither im Verkauf. Seinen Chef lobt er als „super“, nicht zuletzt, weil der „auch ziemlich motorradverrückt“ sei und ihn unterstütze.

Wichtig sei ihm auch zunehmend, sein Können und seine Erfahrungen an den Nachwuchs zu vermitteln. Seit zwei Jahren ist er Kadertrainer beim ADAC Südbayern, hält Sichtungslehrgänge ab und schult die fünf- bis 17-jährigen Talente. Auch früher hat er schon gecoacht. „Ich möchte mein Wissen weitergeben“, betont er, „denn ich habe seinerzeit auch zahlreiche Lehrgänge genossen.“

Spektakuläre Sprünge machen Motocross spannend für die Zuschauer, sind aber nicht ungefährlich: Ein Unfall im Jahr 2007 beendete die Profi-Karriere von Alexander Heu. Hier ein aktuelles Foto.

So mancher in der Motocross-Szene würde Alexander Heu aber gerne wieder öfter am Start sehen. „Viele, die mich von früher kennen, sagen, ich hätte im Vergleich zu meiner Profi-Zeit vom fahrerischen Können her noch einen Schub gemacht.“ Auch er selbst traut sich durchaus zu, in der nationalen Top-Ten mitzumischen. Trotzdem: „Für mich bleibt das jetzt ein Hobby.“

Seine Klasse hat er in diesem Jahr mehr als nur aufblitzen lassen. In der Südbayern-Serie bestritt er zum Saisonstart alle Läufe und stand zum Stichtag auf Platz eins der Gesamtwertung. Damit qualifizierte er sich automatisch für die von der Firma „Halfpro“ gesponserten „Cross-Finals“, die er 2012 schon einmal gewonnen hatte. Heuer gelang ihm das erneut, allerdings auf besonders beeindruckende Art und Weise: Er gewann nicht nur den Endlauf, in dem nur mehr zwei Fahrer übrig sind, sondern auch die neun Ausscheidungsläufe zuvor. „Und da waren wirklich schnelle Jungs dabei.“ Belohnt wurde dieser Sieg mit einer elftätigen All-Inklusive-Reise in die USA.

Am Tag nach diesem Solo-Triumph durfte dann schon wieder gefeiert werden. Denn mit dem Südbayern-Team belegte der 29-Jährige den dritten Platz in der Mannschaftswertung. Zudem sprang in der Einzelwertung für ihn, der auf dem zu diesem Zeitpunkt offiziell noch gar nicht erhältlichen 2016er Modell der KTM 450 startete, Rang zwei heraus. Trotz all dieser neuerlichen Erfolge betont Heu immer wieder: „Ich fahre wirklich nur mehr zum Spaß.“


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