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Eine an Shakespeare gemahnende Diskussion um die Sanierung des Stadttheaters Ingolstadt im Kulturausschuss 

(ty) Viel Lärm um nichts. Das hätte Shakespeare wohl zur Diskussion um die Generalsanierung des Stadttheaters Ingolstadt gesagt. Heute wurde zwar ausführlich über die Generalsanierung diskutiert. Mit dem Ergebnis allerdings, dass die ganze Aufregung eigentlich auf einem Missverständnis basiert. Das machte Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) heute im Kulturausschuss klar.

Missverständnis deswegen, weil es laut Wittmann nie zur Diskussion stand, ob die notwenigen Sanierungen des Theaters erledigt werden bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die viel zitierte Generalsanierung tatsächlich in Angriff genommen wird und werden kann. „Ich verstehe diese Aufregung eigentlich überhaupt nicht. Dass Reparaturen oder Sanierungsmaßnahmen nicht gemacht werden, davon war nie die Rede“, so Bürgermeister Wittmann, „in den letzten Jahren haben wir 16 Millionen Euro investiert in Brandschutz, Dachreparaturen und derartige Dinge.“ Auch im Haushalt 2016 seien zehn Millionen Euro für den Unterhalt städtischer Gebäude vorgesehen. Und dazu gehöre selbstredend auch das Theater.

Wittmann machte auch klar, warum die Generalsanierung vor 2020 gar nicht in Angriff genommen werden kann. Denn für ein oder zwei Jahre das Stadttheater zu schließen, sei erst möglich, wenn es entsprechende Ersatzspielstätten und Ausweichmöglichkeiten gebe. Und deswegen müsse man die Fertigstellung der Kammerspiele im Klenzepark ebenso abwarten wie die des Kongresszentrums als Ersatz für den Festsaal. Erst dann sei es überhaupt möglich, das jetzige Theater während der Sanierung zu schließen.

 

 

Kammerspiele im Klenzepark und Kongresszentrum seien, so der Zeitplan, 2019 bezugsfertig. Und erst dann sei es denkbar, die Generalsanierung anzugehen. Also mit Beginn der neuen Legislaturperiode. „Nicht mehr und nicht weniger habe ich im Finanzausschuss gesagt“, so Wittmann. Den Fragenkatalog, den verschiedene Stadträte aufgrund der aktuellen Diskussion in aller Eile zusammengestellt hatten, den arbeite Wittmann heute präzise ab.

Was blieb, war mitunter der Missmut, weil der Stadtrat schlecht informiert worden sei. Missmut, weil Zahlen wie 100 Millionen für die Generalsanierung durch den Raum geistern, von denen – auch das stellte sich heute heraus – wohl niemand so genau weiß, woher sie kommen. „Wir brauchen das hier mal präzise, damit wir wissen, worüber wir reden“, so Grünen-Stadträtin Barbara Leininger. Wittmann wehrte sich vehement gegen nebulöse Vorwürfe, er enthalte dem Stadtrat diesbezügliche Zahlen vor. „Ich habe dem Stadtrat noch nie etwas vorenthalten“, so Wittmann. Das gelte auch für die 40 Millionen, die die Kammerspiele im Klenzepark kosten sollen. „Diese Kosten sind erst belastbar, wenn eine echte Kostenberechnung vorliegt“, so Wittmann, „bisher haben wir eine Kostenschätzung.“

 

 

„Sie haben die ganze Kulturszene in Ingolstadt erschüttert, so ÖDP-Stadtrat Thomas Thöne, der ebenfalls eine verbesserte Kommunikation anmahnte. Er forderte ein regelmäßigen Sachstandbericht über die Sanierung des Stadttheaters im Kulturausschuss, um Missverständnisse künftig zu vermeiden: „Sie müssen sich bewusst sein, welche Wellen manche Aussagen schlagen.“ Er stellte zudem die berechtigte Frage: „Sind wir fianziell eigentlich in der Lage, das alles so zu machen?“

Eine nicht unberechtigte Frage. Denn sollte die Sanierung in der Tat 100 Millionen Euro kosten und die Kammerspiele samt Infrastruktur 40 Millionen Euro, dann muss man wohl schon ein wenig in Richtung Wolfsburg schielen. Denn die letzte „Entscheidung“, was man sich in Ingolstadt leisten kann und was nicht, das entscheidet bei allem gebotenen Respekt nicht ein städtischer Ausschuss, sondern der VW-Konzern.

Und da ist klare Sicht derzeit Mangelware. „Wenn man im Gefecht steht und alles vernebelt ist, sollte man erst mal abwarten, bis man wieder klar sieht“, so Albert Wittmann in soldatischer Manier.

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