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Erhebliche Einkommensverluste prägen das Wirtschaftsjahr 2014/15 auf den Bauernhöfen – Bayerns Landwirte haben im Schnitt 22,5 Prozent weniger verdient als im Vorjahr

(ty) Die wirtschaftliche Situation auf den rund 110 000 Bauernhöfen in Bayern ist von erheblichen Verlusten beim landwirtschaftlichen Einkommen geprägt. „Gegenüber dem letzten Wirtschaftsjahr fehlt den bayerischen Bauern jeder vierte Euro“, sagt der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl anlässlich der Präsentation des Situationsberichts des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Der Bericht basiert auf den Ergebnissen der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe aus dem Wirtschaftsjahr 2014/15.

Laut Situationsbericht haben die bayerischen Familienbetriebe zwischen Juli 2014 und Juni 2015 durchschnittlich 22,5 Prozent weniger verdient als im Vorjahr. Im Freistaat lag der monatliche Durchschnittsverdienst einer selbstständigen Familienarbeitskraft damit bei 2342 Euro (brutto). „Davon müssen nicht nur die Kosten für die landwirtschaftliche Sozialversicherung (Krankenversicherung und Alterskasse) getragen werden, sondern auch Lebenshaltung, Altersversorge sowie Investitionen im Betrieb“, betont der Bayerische Bauernverband (BBV) in einer aktuellen Mitteilung.

Für diese negative Entwicklung sei ein massiver Rückgang bei den Erzeugerpreisen verantwortlich. Der sei wiederum die Folge des russischen Embargos für westliche Agrarprodukte, der Marktmacht des deutschen Lebensmittelhandels und der weltweit guten Ernte im vergangenen Jahr. „Bereits seit über einem Jahr leiden wir unter den massiven Auswirkungen des Russland-Embargos“, sagt Heidl. „Der EU-Binnenmarkt wurde komplett durcheinandergewirbelt und die großen Handelsketten nutzen diese Situation knallhart aus“, moniert er. „Damit zahlen die Landwirte die Zeche für diese rein politische Entscheidung.“

Zu beobachten ist das laut BBV in den Supermärkten: Mit immer neuen Rabattaktionen bei Lebensmitteln versuchten Aldi, Edeka & Co. neue Kunden in die Läden zu locken. „Die Politik darf diesem Preiskampf auf dem Rücken der Bauern nicht weiter tatenlos zusehen“, fordert Heidl. „Das Bundeskartellamt muss endlich einschreiten. Nur so kann die Versorgung mit hochwertigen, heimischen Lebensmitteln langfristig sichergestellt werden.“ Vor diesem Hintergrund dürfe Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auch keinesfalls grünes Licht für die Übernahme von „Kaiser’s Tengelmann“ durch Marktführer Edeka geben, appelliert Heidl.

Besonders betroffen seien Milchbauern, Ferkelerzeuger und Schweinehalter. Wegen der massiven Folgen der Trockenheit in diesem Sommer werden aber weitere Einkommenseinbußen in weiten Teilen der bayerischen Landwirtschaft befürchtet. „Im Moment ist die Lage teilweise existenzbedrohend“, sagt Heidl. Er fordert dringend politische Gegenmaßnahmen, um die betroffenen Betriebe zu unterstützen.

Um solchen Situationen künftig vorzubeugen, bittet Heidl um einfache Instrumente zum Risikomanagement auf den Bauernhöfen. „Landwirte sind den Unbillen von Witterung und Weltmarkt ausgesetzt“, betont er. Seine Forderung lautet deshalb: „Um in guten Zeiten für schlechtere Phasen vorzusorgen, muss den Bauern unbedingt eine steuerfreie Risikorücklage ermöglicht werden.“

Dem DBV-Situationsbericht liegen Daten von insgesamt 13 762 deutschen Betrieben zugrunde, darunter ein Drittel aus Bayern. Die Ergebnisse des Situationsberichts sind laut BBV repräsentativ, da sie nach der letzten Agrarstrukturerhebung hochgerechnet werden. Daten für einzelne Regierungsbezirke oder Landkreise in Bayern seien in diesem Zusammenhang nicht verfügbar, da der Stichprobenumfang hierfür zu gering ist.


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