Nach den Protesten von Flüchtlingen gegen ihre Unterkunft läuft nun laut Landratsamt alles ruhig und nach Plan – nächste Woche kommen weitere 26 Asylbewerber dort an
(zel) Nach den Protesten im Vohburger Ortsteil Rockolding, wo sich Flüchtlinge geweigert hatten, die ihnen angebotene Unterkunft zu beziehen, sowie mit Hunger- und Sitzstreik drohten, hat sich die Situation inzwischen offenbar beruhigt. Bis auf diejenigen Asylbewerber, die aus Unzufriedenheit auf eigene Faust wieder abgereist waren, haben alle die Nacht auf heute in den beheizten Messehallen verbracht. Das teilte ein Sprecher des Pfaffenhofener Landratsamts auf Anfrage unserer Zeitung mit. Demnach haben nun alle die Unterkunft bezogen und sich dort eingerichtet.
Allem Anschein nach haben die Flüchtlinge eingelenkt. „Es ist jetzt alles ruhig und läuft wie geplant“, heißt es aus dem Landratsamt. Den Angaben zufolge haben die Asylbewerber auch selbst mitgeholfen, den Müll zu beseitigen, den sie offenbar aus Verärgerung auf dem Areal hinterlassen hatten. Inzwischen seien auch alle mit Taschengeld versorgt; heute habe es einen zweiten Auszahlungstermin gegeben. Wie berichtet, hatten einige zunächst die Annahme des Geldes abgelehnt, weil sie nicht in Rockolding bleiben wollten. Außerdem verbrachten manche die Nacht zum Dienstag aus Protest lieber im Freien als in der beheizten Zelt-Hallen-Konstruktion.
Laut den Listen, die dem Landratsamt vorliegen, sind seit Montag insgesamt 77 Asylbewerber – hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan – in Rockolding angekommen. 13 von ihnen hatten zunächst die Annahme des Taschengelds abgelehnt beziehungsweise sich aus dem Staub gemacht. Zirka fünf Personen reisten aus Unmut über die ihnen zugedachte Unterbringung in Eigenregie ab, man vermutet in Richtung München. Über ihren Verbleib liegen dem Landratsamt keine Informationen vor.
Landrat Martin Wolf (CSU) vor den Hallen.
In der kommenden Woche sollen weitere 26 Flüchtlinge in Rockolding ankommen. Das Landratsamt wurde durch die Regierung von Oberbayern bereits über die Zuweisung informiert. Die nächsten Asylbewerber werden dann Anfang Januar im Landkreis erwartet. Bekanntlich hat der Kreis Pfaffenhofen bis auf Weiteres nun jede Woche 51 Flüchtlinge aufzunehmen. In den am vergangenen Wochenende in Rockolding eilends aufgebauten Messehallen ist Platz für insgesamt 150 Personen.
Landrat Martin Wolf (CSU) war – wie schon am Montag und Dienstag – auch heute noch einmal in Rockolding. Der Wolnzacher Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) war heute Nachmittag vor Ort, um sich ein Bild von der Situation zu verschaffen. „Ruhige Lage, ordentliche Verhältnisse“, berichtete er unserer Zeitung. Die Stimmung sei in keiner Weise aggressiv, sondern im Gegenteil: friedlich. Die Art der Unterbringung sei in Ordnung. „Solche Zelt- oder Hallen-Unterkünfte gibt es in Massen. Das ist menschenwürdig“, sagte Straub und betonte zugleich: „Wir hätten auch im Moment gar nichts anderes.“
SPD-Chef Käser: Keine Dauerlösung
"Die Unterkunft ist soweit in Ordnung und soll ja nur die Zeit überbücken, bis in Vohburg fester Wohnraum geschaffen wurde“, sagte SPD-Kreischef Markus Käser, der heute ebenfalls vor Ort war, gegenüber unserer Zeitung. Ein Dauerzustand kann das Camp in seinen Augen aber nicht sein – „schon alleine wegen der unglaublich hohen Energiekosten“, wie er betont. "Es muss ja bis ins späte Frühjahr 24 Stunden durchgeheizt werden."
Straub, der zugleich CSU-Kreischef ist, sitzt als Abgeordneter im Rechtsausschuss des Landtags; in dem Gremium hat er den Posten des Berichterstatters für Asyl- und Ausländerpolitik inne. Aus dieser Erfahrung heraus weiß er, dass es immer wieder zu Vorfällen kommt, wie am Montag und Dienstag in Rockolding. Der Hauptgrund dafür sei, dass den Flüchtlingen in deren Heimat – auch durch Flugblätter – „paradiesische Zustände“ in Deutschland versprochen würden. Für ihre Schleusung blättern die Flüchtlinge zwischen 5000 und 50 000 Euro hin, weiß Straub.
Entsprechend groß fallen dann mitunter Ernüchterung und Enttäuschung aus, wenn sich die Asylbewerber zum Beispiel in einem Messezelt wiederfinden. „Wer vor Krieg und Terror flieht, für den ist das aber allemal besser, als die Bomben in der Heimat“, betont Straub. Zudem stünde es jedem Flüchtling frei, in sein Heimatland zurückzukehren. „Wenn einer nicht bleiben will, organisiert das Innenministerium schnell die Heimreise“, sagt Straub – und will das in aller Sachlichkeit verstanden wissen. Die aktuellen Daten würden indes auch zeigen, dass die Zahl der freiwilligen Ausreisen stetig steigt.
Unterstützung für die Flüchtlinge in Rockolding wurde aus Pfaffenhofen zugesagt. "Wir beliefern das Camp für den Anfang mit Ware aus unseren Lagerbeständen“, erklärte Stephanie-Christiane Buck, die Vorsitzende des Vereins, der in der Kreisstadt die Kleiderkammer betreibt. Sie war heute in Rockolding, um Hilfe anzubieten.
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