Uwe Holzvoigt soll neuer Geschäftsführer der Pfaffenhofener Ilmtalklinik werden – der Landkreis muss mindestens 2,3 Millionen Euro für das Krankenhaus nachschießen
Von Tobias Zell
Uwe Holzvoigt soll neuer Geschäftsführer der wieder einmal in die Schlagzeilen geratenen Pfaffenhofener Ilmtalklinik GmbH werden. Das geht aus einer Pressemeldung aus dem Büro von Landrat Martin Wolf (CSU) hervor. Wolf ist zugleich der Vorsitzende des Klinik-Aufsichtsrats. Der bisherige Geschäftsführer hatte angekündigt, das Haus auf eigenen Wunsch verlassen zu wollen – und war daraufhin auf Beschluss des Kreistags hin umgehend abberufen worden.
Der Aufsichtsrat der Ilmtalklinik schlägt nun einstimmig Holzvoigt als neuen Geschäftsführer vor, wie mitgeteilt wird. Die endgültige Entscheidung über dessen Anstellung trifft aber der Kreistag, der über den Geschäftsführervertrag entscheidet. Dies soll Ende August, Anfang September geschehen, wenn auch der aktualisierte Finanzstatus der Klinik vorliegt.
Inzwischen musste Landrat Wolf zurückrudern. Zwei Tage nach Veröffentlichung der genannten teilte Wolf in seiner Funktion als Aufsichtsratschef der Ilmtalklinik am Freitag, 16. August, mit, dass die jüngste Presseerklärung der Korrektur bedürfe. Die Formulierung „Der Aufsichtsrat der Ilmtalklinik GmbH schlägt einstimmig Uwe Holzvoigt als neuen Geschäftsführer vor“ sei nicht korrekt, hieß es nun. Denn die tatsächliche Entscheidung über den Vorschlag des Aufsichtsrats an den Kreistag falle erst am 21. August nach Vorlage des Vertragsentwurfs. Wolf erklärt dazu wörtlich: „Nachdem ich einstimmig damit beauftragt wurde, mit Uwe Holzvoigt zu verhandeln, und am Wochenende beschlussfähige Rahmendaten erreicht hatte, habe ich wohl zu schnell getrommelt. Ich bedauere dies.“ Weiter teilt der Landrat mit: „In der Sache wird selbstverständlich exakt nach der Beschlusslage verfahren und am 21. August samt dem Vertragsentwurf abgestimmt. Bisher ist nichts unterschrieben.“
Der Aufsichtsrat will nach Worten von Wolf zudem noch klären, „ob neben der unbestrittenen Organisationskompetenz Holzvoigts noch Medizinkompetenz angeworben wird“.
Uwe Holzvoigt soll Geschäftsführer der Ilmtalklinik werden – der Kreistag muss noch zustimmen.
Wie Wolf mitteilt, entspricht Holzvoigt dem Anforderungsprofil des Gremiums. Mit ihm sei ein konsequenter Neuanfang möglich. „Wir wollten eine Persönlichkeit aus der ersten Reihe mit Organisations- und Krankenhauserfahrung“, formuliert Wolf die weiteren Zielvorstellungen. Holzvoigt habe in jüngster Zeit zwei Unternehmen in der Region aus schwierigen Gewässern wieder auf sicheren Kurs gebracht. Und das mit voller Einbindung des Personals. „Die Menschen sind das wertvollste in unseren Krankenhäusern, sie verdienen eine Führungspersönlichkeit, die sie optimal in die Zukunftsaufgaben einbindet“, so Wolf.
Holzvoigt lebt seit 14 Jahren im Landkreis Pfaffenhofen und ist derzeit geschäftsführender Gesellschafter bei der Schäch Haustechnik GmbH in Wolnzach. Im Rahmen seines beruflichen Werdeganges hat er für eine Krankenhausberatungsgesellschaft Ablauforganisationen in Kliniken geplant, unter anderem für die OP-Nutzung, Prozessverbesserungen in der Radiologie sowie in der Verwaltung und in den technischen Einrichtungen. Uwe Holzvoigt ist 46 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder.
Zur Frage, warum der Aufsichtsrat auf eine Ausschreibung verzichten will, sagt Landrat und Aufsichtsratschef Wolf: „Wir haben das abgewogen. Es besteht das Risiko, mehrere Monate ohne Leitungsperson zu sein und dann doch Kompromisse eingehen zu müssen.“ Am Ende zähle allein das Ergebnis, sowohl bei der Geschäftsführerperson wie bei der Klinik. „Bei Holzvoigt sind wir der festen Überzeugung, dass er der Klinik entscheidend helfen kann.“
Der bisherige Geschäftsführer der Ilmtalklinik, Marco Woedl, hatte Ende Juli für einen Paukenschlag gesorgt, als er mitgeteilt hatte, er wolle das Haus auf eigenen Wunsch verlassen, um sich einer neuen beruflichen Perspektive zu widmen. Ein Zusammenhang mit dem jüngsten Wirbel drängte sich auf, ist aber bis dato nicht offiziell thematisiert: Laut einem Medienbericht steht der Vorwurf im Raum, dass Woedl dem Klinik-Aufsichtsrat im Mai bei der Vorstellung eines von externen Beratern erarbeiteten Konzepts mehrere Seiten von bedeutendem Inhalt vorenthalten haben soll. Woedl selbst trat dem entgegen: Er wollte angeblich diese Punkte bei der nächsten Aufsichtsrat-Sitzung erörtern. Die fand nun Ende Juli statt. Danach wurde der Wunsch Woedls publik, die Ilmtalklinik zu verlassen.
Wollte weg: Marco Woedl.
Der Pfaffenhofener Kreistag hat daraufhin mit 49:3 Stimmen Landrat Martin Wolf beauftragt, die unverzügliche Beurlaubung und Abberufung von Marco Woedl als Geschäftsführer der Ilmtalklinik GmbH herbeizuführen. Ferner ermächtigte das Gremium Wolf, eine externe Prüfung zu veranlassen und außerdem beim Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband eine Sonderprüfung der Ilmtalklinik GmbH in Auftrag zu geben. Nach dem Vorliegen der Prüfungsergebnisse befasst sich der Kreistag dann erneut mit der weiteren Vorgehensweise zum Geschäftsführervertrag.
Im Verlauf der Kreistagssitzung informierte Wolf auch über die aktuelle Situation an der Ilmtalklinik und die finanzielle Lage, die er als „angespannt“ bezeichnete. Der Landkreis müsste mindestens 2,3 Millionen Euro nachschießen, eventuell auch mehr, so der Landrat.
Mit dem Abschied von Woedl sorgte die Ilmtalklinik binnen kurzer Zeit zum wiederholten Mal für Schlagzeilen. So musste der Landkreis Pfaffenhofen, wie berichtet, erst kürzlich mit einem Millionen-Darlehen einspringen, weil die Klinik sonst ihre Löhne wohl nicht mehr hätte bezahlen können. Außerdem war ein Brandbrief der Belegschaft an die Öffentlichkeit gelangt, in dem unter anderem von massiver Überlastung die Rede war. Zudem musste Woedl Probleme mit der Einhaltung des Arbeitsgesetzes in einer Abteilung einräumen. Und nicht zuletzt hatte Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) seinen Posten im Aufsichtsrat der Klinik niedergelegt, weil seiner Meinung nach die in dem Gremium gepflegte Informationspolitik „gewaltig zu wünschen übrig lässt“ und er zudem „den Glauben an die handelnden Personen verloren“ habe. Ende Juni nun wurde der Wunsch des Geschäftsführers publik, das Haus zu verlassen. Zunächst sah es so aus, als würde Woedl vorerst noch seine Arbeit weiter machen. Doch dann beschloss der Kreistag, dass er umgehend abzuberufen und freizustellen ist.
Nun sieht es so aus, als wäre mit Holzvoigt schnell ein Nachfolger gefunden worden. Vorbehaltlich der Zustimmung des Kreistags wird es seine vordringlichste Aufgabe sein, die Klinik in ruhigere Fahrwasser und vor allem aus den Negativ-Schlagzeilen zu bringen – und die finanzielle Situation zu entschärfen.
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