Am Freitag startet die Pfaffenhofener Lesebühne in ihre dritte Saison – und bietet ein spannendes Programm, das über die reine Lesung hinausgeht
(ty) Literatur für Pfaffenhofen, und das nun schon im dritten Jahr. Als kleine Lesereihe wurde die „Pfaffenhofener Lesebühne“ 2014 von der städtischen Kulturabteilung ins Leben gerufen, um dem hiesigen Publikum verschiedenste Literaturveranstaltungen zu bieten. Jetzt startet die Lesebühne in ihre dritte Saison.
Im Mittelpunkt stand und steht immer der Live-Vortrag: „Die Lesebühne soll auch Veranstaltungen eine Bühne bieten, die Literatur nicht nur als reine Wasserglaslesung präsentieren, sondern auch Lesungen ins Kulturprogramm holen, die das Element der Bühne hervorkehren“, heißt es aus dem Rathaus. Ziel seien eine lebendige Atmosphäre, eine Symbiose zwischen Wort und Ton oder einfach nur ausgiebige Hintergrundinformationen zu den vorgestellten literarischen Texten. „Was allerdings nicht bedeutet, dass die klassische Form der Autorenlesung in Pfaffenhofen zukünftig zu kurz kommt.“
Das Frühjahrsprogramm auf der Lesebühne bietet einiges: Es gibt herausragende Lyriklesungen und musikalische Lese-Veranstaltungen, fundierte Einführungen in die Bücher und junge, leseerprobte Autoren auf Landpartie. Immer ist es der spezielle Live-Moment, der die Lesungen im ersten Halbjahr zu einem besonderen Literaturerlebnis machen soll. Im Programm zu finden sind dabei nicht nur bekannte Autoren, sondern auf der Lesebühne erwartet das Publikum auch Aktuelles von regionalen Autoren. Neu ist in diesem Jahr, dass das Programm in zwei Jahreshälften unterteilt ist.
Auf Napoleons Spuren
Die erste Veranstaltung ist Literatur mit historischem Hintergrund gewidmet: Thomas Schuler, einer der führenden Napoleon-Experten Deutschlands, geht in seinem Buch „Wir sind auf einem Vulkan“ der Verbindung zwischen Napoleon und Bayern nach. Ohne Napoleon würde der Freistaat demnach heute anders aussehen. In seine Zeit fallen die Erhebung zum Königreich, enorme territoriale Zugewinne und innere Reformen. Schuler begibt sich auf Spurensuche und erzählt anhand der heute noch erhaltenen Zeugnisse die Geschichte Bayerns in der Zeit der Französischen Revolution.
Die Lesung, die von Schriftsteller Steffen Kopetzky moderiert wird, findet am kommenden Freitag, 26. Februar, ab 19.30 Uhr im Festsaal des Rathauses statt. Veranstalter ist in diesem Fall die Buchhandlung Osiander. Karten gibt es auch nur bei der Buchhandlung Osiander und an der Abendkasse (sechs beziehungsweise acht Euro, Studierende: zwei Euro).
Tief Bayerisch: Sigi Haiplik & Sepp Raith
Am Samstag, 2. April, suchen zwei Heimatdichter der besonderen Art nach ihrer individuellen Heimat in Texten zwischen Musik und Literatur, zwischen finster-hintersinnigen Geschichten, pointierten Liedern und kurzweiligen Gedichten. Zwei, deren Namen man zumindest in Pfaffenhofen kaum noch erklären muss: Sigi Haiplik, literarischer Geheimtipp in der Pfaffenhofener Kulturszene, und Sepp Raith, bayernweit bekannter Liedermacher, treten an diesem Abend in der Bierwirtschaft „Alte Eiche“ auf.
„Heart of Gold“
Auch die dritte Lesung am Sonntag, 10. April, ab 19 Uhr auf der Lesebühne im Festsaal ist als Mischung aus Literatur und Musik angelegt: Die literarisch-musikalische Hommage „Heart of Gold“ feiert den 70. Geburtstag von Neil Young, seines Zeichens Enfant terrible der Rockmusik. Thomas Kraft (Texte), Steven Lichtenwimmer (Gitarre, Gesang) und Laura Wachter (Gesang) haben hierfür ein Programm verfasst, das die umfassende und weitreichende Wirkung des Rockstars literarisch, aber selbstverständlich auch musikalisch nachzeichnet und feiert.
Lyrik von Neal Hall
Das Highlight des literarischen Frühjahrs dürfte die Lesung des amerikanischen Lyrikers Neal Hall sein, der am Freitag, 6. Mai, Lyrik mit einem umwerfenden Auftritt auf die Bühne des Theaterspielkreises bringt. Die Lesungen des aus Ohio stammenden Lyrikers sind ein Erlebnis – Auftritte und Gastaufenthalte führen ihn durch die ganze Welt. Hall ist ausgebildeter Augenarzt, als Lyriker für seinen gesellschaftskritischen Ansatz berühmt und für seine Sprache gefeiert. Seine bisher veröffentlichten Lyrikbände „Nigger For Life“ „Winter’s A‘ Coming Still“ und „Appalling Silence“ haben international Aufmerksamkeit erregt und wurden mit zahlreichen Preisen bedacht.
Junge Literatur beim „Auswärtsspiel“
Zum Abschluss des ersten Halbjahrs reisen junge Münchener Autoren zum „Auswärtsspiel“ an: Markus Ostermair, Ricarda Kiel und Tristan Marquardt laden zur literarischen Landpartie im Kreativquartier am Samstag, 21. Mai, und bieten dabei die kulturelle Alternative für alle Fußballmuffel an diesem Abend des DFB-Pokalfinales. Musikalisch umrahmt wird die Lesung durch den „Chinesischen Geschäftsmann“, seines Zeichens Mieter des Kreativquartiers.
Lutz-Stipendiat und Lerchenberg
Auch ein kleiner Ausblick auf zwei der Lesungen, die ab Juli auf dem Programm der zweiten Jahreshälfte der Lesebühne stehen, soll erlaubt sein: Mit Spannung wird erwartet, wenn der Pfaffenhofener Lutz-Stipendiat sich mit einer großen Lesung verabschiedet, inklusive Vorstellung seines exklusiven Pfaffenhofen-Textes: Am Freitag, 22. Juli, um 20 Uhr präsentiert der diesjährige Stipendiat Dr. Johann Reißer zum Abschluss seines dreimonatigen Aufenthalts im Flaschlturm den Zuhörern einen Text, der hier am Ort entstanden ist – quasi den literarischen Entwurf seiner Außenansicht auf das Leben in Pfaffenhofen, einen „Zwischenfall“.
Der Abschluss der diesjährigen Lesebühne am Freitag, 11. November, im Festsaal des Rathauses ist einem großen bayerischen Literaten gewidmet, der gleichwohl als schwierig bezeichnet werden kann. Der bekannte Schauspieler Michael Lerchenberg präsentiert bei dieser Lesung den wohl größten Literaten Bayerns zwischen Königreich und Weimarer Republik: Ludwig Thoma. In Hochsprache und Dialekt hat der brillante Satiriker den Mächtigen seiner Zeit heimgeleuchtet. Seinen zuweilen derben Bajuwarismus hat er bewusst als Waffe eingesetzt und ist gegen Spießertum, bürgerliche Doppelmoral, preußischen Militarismus, Zentrumspartei und Sozialdemokratie, Pfarrer – ja gegen fast alles – ins Feld gezogen. Ausschnitte seiner Prosa, Lyrik und Satiren, seiner Komödien wie Tragödien und nicht zuletzt seine Briefwechsel dokumentieren sein Leben, aber auch seine immer wieder veränderte Gemütslage und die sich wechselnden Einstellungen zum politischen Leben seiner Zeit. Begleitet wird Lerchenberg mit Musik von Eberwein, Grenzgängern in farbigen Crossover-Klangwelten aus Polka, Klezmer, Tango oder Jazz.
Karten für die Lesungen (außer der ersten) gibt es ab 1. März bei Elektro Steib, beim Intakt-Musikinstitut, beim PK sowie online unter www.okticket.de. Weitere Infos unter www.pfaffenhofen.de/lesebuehne.