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Im Pfaffenhofener Werkstatt-Café bringen engagierte Rentner defekte Geräte wieder auf Trab – kostenlos. Morgen Nachmittag ist wieder geöffnet. 

(ty) „So, jetzt müssen wir Nummern verteilen, sonst bricht hier das Chaos aus!“ Annemarie Föderl weiß sich zu helfen. Kurzerhand nimmt sie einen alten Abrisskalender und geht auf den Mann zu, der als erster hier im Pfaffenhofener Werkstatt-Café aufgetaucht ist. Er reißt das Blatt vom 1. Januar 2015 ab. Der Wochentag spielt hier keine Rolle, nur die rote Ziffer 1, die ihn als ersten Kunden des Tages ausweist. Immer mehr Leute kommen in den lichtdurchfluteten Raum, vorwiegend ältere. „Nummern mussten wir bisher noch nie vergeben,“ sagt Föderl und freut sich über den Andrang.

Einer der Kunden hält einen alten Radiorekorder mit einem Tragebügel in der rechten Hand. Geschätztes Baujahr: 1973. Das Lautsprechergehäuse ist braun, die Tasten mattsilbern. Auch dieses Gerät soll hier repariert werden. Genauso wie ein Bügeleisen, ein Staubsauger, ein Computerdrucker und vieles mehr. Kostenlos! Ihre Arbeitszeit verschenken die rüstigen ehrenamtlichen Rentner. Ersatzteile müssen die Kunden natürlich selbst bezahlen. Das ist das Konzept.

 

Routiniert schrauben die Bastler die Gehäuse der Geräte in der improvisierten Werkstatt auf.  Insgesamt 20 Leute sitzen abwechselnd alle zwei Wochen am Samstag von 14 bis 18 Uhr im Amberger Weg 3 bei der Caritas und versuchen zu retten, was zu retten ist. Oft erstaunlich viel. „Die meisten unsere Mitarbeiter sind Meister oder Ingenieure. Wir haben auch Asylbewerber, gelernte Schneider. Und eine Musiklehrerin. Die kann schneidern, aber auch Fahrräder reparieren“, sagt Manfred Spachinger. Er ist der Mann, der das Werkstatt-Café in Pfaffenhofen aus der Taufe gehoben hat. 

Ein Fernsehbericht hat ihn dazu inspiriert, diese Idee dem Leiter der Pfaffenhofener Caritas vorzuschlagen. Norbert Saam war einverstanden – und Angela Grill vom Mehrgenerationen-Haus ist begeistert: „Es ist nicht so, dass die Leute hier ihre Dinge zur Reparatur abgeben und dann wieder abholen“, erzählt sie. „Sondern die bleiben dabei und versuchen bei der Reparatur mitzuhelfen.“ Es gibt übrigens auch Kaffee und Kuchen. Der familiäre Charakter ist der Diplom-Sozialpädagogin wichtig – der Austausch, auch zwischen den Generationen. Spachinger erklärt, dass man den Leuten hier auch Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln wolle.

 

Vor allem ältere Geräte seien noch so konstruiert, dass man sie reparieren kann. Doch viele neuere elektronische Apparate seien so gebaut, dass man sie wegwerfen muss, wenn eine Kleinigkeit kaputtgeht. „Die gehen kaum auf. Falls doch, findet man da drin exotische Ersatzteile, die längst nicht mehr im Handel erhältlich sind.“ Vor allem CD-Player, Videorekorder und DVD-Player seien oft so konstruiert, dass Reparaturen unmöglich sind. Gegen diese Wegwerf-Mentalität will das Werkstatt-Café ein Zeichen setzen. 

„Immerhin haben wir von etwa 380 Geräten 70 Prozent wieder flott gekriegt,“ berichtet Spachinger stolz über die Bilanz der bisherigen zwei Jahre. „Das Ungewöhnlichste war eine Küchenmaschine einer Bäuerin. Baujahr 54“, erzählt er. „Überraschenderweise war da fast gar nix kaputt. Wir mussten die nur reinigen. Und a bisserl schweißen und feilen. Die Maschine läuft wahrscheinlich noch länger als die Dame lebt.“ Humor ist Spachinger in die Wiege gelegt. Mit seinem Wiener Akzent sorgt er für gute Laune und manches Schmunzeln.

Gerührt war der rüstige Rentner über einen Kunden, der ein altes Tonbandgerät zur Reparatur brachte. Auch das wurde im Werkstatt-Café wieder flott gemacht. Danach konnte der Mann das Band wieder abspielen, auf dem seine verstorbene Mutter beim Singen zu hören ist.

Am morgigen Samstag, 12. März, zwischen 14 und 18 Uhr hat das Werkstatt-Café im Mehrgenerationen-Haus Pfaffenhofen (Ambergerweg 3) wieder geöffnet.

 

Hier die weiteren Termine: 26. März, 9. und 23. April, 14. Mai, 11. Juni, 9. Juli, 10. September, 8. und 22. Oktober, 12. und 26. November, 10. Dezember – immer von 14 bis 18 Uhr. Wer Reparaturen oder Wünsche vorher besprechen oder ankündigen will, kann sich unter Telefon (0 84 41) 80 83 66 0 melden oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Kontakt aufnehmen. Weitere Infos gibts auch unter: http://werkstattcafe.bn-paf.de


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