Pfaffenhofener BLSV-Kreistag segnete neuen Verteilungs-Schlüssel zwischen dem Dachverband und dem Fußballverband ab – Präsidium erhielt Arbeitsauftrag aus Jetzendorf
(rry) Die hiesigen Vereine des bayerischen Landessportverbands (BLSV) haben auf ihrem außerordentlichen Kreistag im Vereinsheim des SV Fahlenbach, zu dem der Pfaffenhofener BLSV-Kreischef Florian Weiß eingeladen hatte, der zwischen dem Sportdachverband und dem Bayerischen Fußballverband (BFV) ausgehandelten künftigen Verteilung der Finanzmittel geschlossen zugestimmt. In einem weiteren Punkt gaben sie dem auf der Versammlung anwesenden BLSV-Präsidenten Günther Lommer einen Arbeitsauftrag an das Präsidium mit auf den Weg, die Sportförderrichtlinien neu zu ordnen. Hintergrund war ein Antrag des TSV Jetzendorf, der wegen der so genannten Vier-Prozent-Regelung nicht die vollen Zuschüsse für seine Übungsleiter bekommt.
Es geht um Geld, viel Geld. Seit Jahren liegen BLSV und BFV im Clinch um die Verteilung der 5,4 Millionen Euro Eigenmittel. Die Fußballer mit ihren 1,5 Millionen Mitgliedern fühlen sich durch den seit mehr als 30 Jahren geltenden Verteilungsschlüssel gegenüber Mini-Fachverbänden wie zum Beispiel Skibob mit gerade einmal um die 250 Organisierten benachteiligt. In den vergangenen Wochen und Monaten gab es immer wieder harte Verhandlungsrunden zwischen den Verbandsspitzen. Zwischenzeitlich war sogar ein Gang vor die Gerichte nicht mehr auszuschließen. Eine Horror-Vorstellung für BLSV-Präsident Lommer, wie er vor den 60 Delegierten aus 31 Vereinen im Kreis Pfaffenhofen offen eingestand. „Für das Bild des Sports in der Öffentlichkeit wäre das eine Katastrophe gewesen“, sagte er.
Schwieriger Spagat
Doch die Sportfamilie konnte sich im Rahmen eines Vergleichs auf einen neuen, nicht unkomplizierten Verteilungsschlüssel einigen, den der für die Bereiche Recht und Personal zuständige BLSV-Vizepräsident Bernd Kränzle den Delegierten in allen Details erläuterte. Ziel ist es seinen Worten zufolge gewesen, in Solidarität mit den kleineren Fachverbänden deren Fortbestehen zu sichern, aber auch die Forderungen des BFV zu befriedigen. Die Eigenmittel des BLSV werden also in Zukunft nach einem auf bestimmten Kennzahlen basierenden Schlüssel verteilt, der unter wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule Koblenz entwickelt wurde. Im Gegenzug gewährt der BFV eine so genannte Solidarleistung.
Die Regelung gilt nach den Worten Kränzles bis 2026, also die nächsten zehn Jahre. Um nun eine rechtssichere und zukunftsfähige Lösung für alle Beteiligten herbeizuführen, muss aufgrund der beträchtlichen Mittelverteilung das oberste Verbandsgremium das neue System absegnen. Der demokratische Weg zu dem für 26. November terminierten außerordentlichen BLSV-Verbandstag führt von der Basis bis ganz nach oben. Deshalb fanden in ganz Bayern, so auch in Pfaffenhofen, außerordentliche Kreistage statt, um die jeweiligen Delegierten zum Verbandstag zu wählen.
Die Pfaffenhofener Sportler werden am Jahresende beim BLSV-Verbandstag durch Kreischef Florian Weiß und dessen Stellvertreter Albert Hiereth (Hettenshausen) sowie Wolfgang Jahre vertreten. Die Delegierten zum Bezirkstag, der im September zusammentritt, sind Florian Weiß, Albert Hiereth, Wolfgang Jahre, Karl-Heinz Binder (Baar-Ebenhausen), Michael Wallner (Jetzendorf), Manfred Esterl (Ilmmünster), Stefan Vachal (Fahlenbach) und Horst Pieper (Manching).
Jetzendorf und die Vier-Prozent-Klausel
Dass ein Kreistag dem anwesenden Präsidenten und seinem Vize einen Arbeitsauftrag für das Präsidium mit auf den Weg gibt, kommt nicht alle Tage vor. So aber jetzt geschehen. Dem TSV Jetzendorf, der um die 75 lizensierte Übungsleiter in seinen Reihen hat, entgehen durch die so genannte Vier-Prozent-Regelung einige tausend Euro. Zuletzt waren es für das vergangene Jahr exakt 3006 Euro, die nicht ausbezahlt wurden, weil eine Förderung laut den einschlägigen Richtlinien nur bis zu den besagten vier Prozent der Gesamtmitgliederzahl (nach dem Punkteschlüssel gerechnet) gewährt wird. Bis zu fünf Prozent können es sein, wenn mehr als die Hälfte der Mitglieder unter 26 Jahre alt ist.
Richard Schnell, BLSV-Ehrenvorsitzender, früherer Bürgermeister von Jetzendorf und einst auch TSV-Vorsitzender, unterstützte den Antrag ausdrücklich: „Es wäre schön, wenn man dem TSV Jetzendorf hier helfen könnte.“ Präsident Lommer bedauerte allerdings, den Vorschlag aus Jetzendorf sowie auch einen weiteren Antrag auf eine höhere Bezuschussung für ältere Mitglieder ab 60 Jahre ablehnen zu müssen. So ganz allerdings wollte der BLSV-Chef den Antragstellern die Hoffnung auch nicht nehmen. „Sie haben mir und uns hier die Augen für ein generelles Problem geöffnet.“
Vorstoß mit wenig Chance auf Erfolg?
Warum der Vorstoß nicht in die geltende Regelung passt, versuchte der BLSV-Präsident durch folgende Rechnung zu verdeutlichen. Derzeit gibt es in Bayern 90 700 lizensierte Übungsleiter. Bei der Erhöhung um ein Prozent kämen bis zu einem Viertel, also 23 000 neue Trainer dazu. Dies bedeutet Ausgaben von um die fünf Millionen Euro, die Lommer für utopisch hält. „Wir können nicht mehr Geld verteilen, als tatsächlich auch da ist“, bedauerte er. Den Antragstellern versprach er aber, die Thematik in der zuständigen Arbeitsgruppe an der Verbandsspitze noch einmal zu durchleuchten.
Bei der Versammlung hat der BLSV-Präsident auch die Neuausrichtung des Sports in Bayern skizziert. „Wir stellen den BLSV komplett neu auf“, sagte Lommer. Die Prozesse werden seinen Worten zufolge moderner, der Service für die rund 12 000 Vereine besser. Investiert werde in eine neue IT-Architektur und eine zentrale, interaktive Plattform, das so gennannte „Vereinscockpit“. Online haben dann alle Vereine jederzeit Zugang zu ihren eigenen Daten sowie zu aktuellen Infos des Verbands. Lommers ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen die Mitgliederzahl des BLSV auf fünf Millionen steigern.“ Derzeit sind in den 12 000 bayerischen Vereinen rund 4,48 Millionen Sportlerinnen und Sportler organisiert.