Nach dem Einsturz des Dachs eines Modemarkts war stundenlang unklar, ob eine junge Frau von den Trümmern begraben wurde – Gegen 1.30 Uhr wurde die Suche abgebrochen – Rund 200 Einsatzkräfte vor Ort – Unglücksursache unklar, Kripo ermittelt.
Update: Schrobenhausen: Warum stürzte das Dach ein?
Von Tobias Zell
Dramatische Stunden haben sich in der vergangenen Nacht im Gewerbegebiet Mühlried bei Schrobenhausen abgespielt. Wie bereits kurz berichtet, war die Dachkonstruktion des Kik-Modemarkts am Donnerstagabend eingestürzt. Während sich nach Angaben der Polizei alle Angestellten unverletzt aus dem Gebäude retten konnten, war über Stunden hinweg völlig unklar, ob eine junge Kundin unter den Trümmern begraben wurde.
Das Dach krachte fast bis auf den Boden des Geschäfts.
Deshalb lief eine umfangreiche Such-Aktion am Unglücksort an. Rund 200 Leute von Polizei, Feuerwehren, THW, Rettungsdienst sowie Notärzte und ein Kriseninterventionsteam waren vor Ort. Drei Autokräne waren ebenso an dem Großeinsatz beteiligt wie Suchhunde – und auch ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera schwebte im Laufe der Nacht mehrfach über der Unglücksstelle.
Gegen 1.30 Uhr wurde die Personen-Suche abgebrochen, nachdem die Einsatzkräfte alle Register gezogen hatten. „Nach menschlichem Ermessen“ befinde sich niemand mehr in dem Gebäude, erklärte der Schrobenhausener Polizei-Chef Klaus Rewitzer gegenüber unserer Zeitung. Man habe alles unternommen, betonte er.
Nachdem der Integrierten Leitstelle gegen 18.45 Uhr der Dach-Einsturz gemeldet worden war, rückten die Polizei sowie Einsatzkräfte verschiedenster Organisationen an. Sie fanden ein Schreckens-Szenario vor. Aus bislang ungeklärter Ursache war ein Teil des Gebäude-Dachs – laut Kripo eine Holzkonstruktion – eingestürzt und in den Verkaufsraum des Modemarkts gekracht.
Drei Kräne waren im Einsatz.
Die Angestellten konnten das Gebäude unverletzt verlassen, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord mitteilte. Unklar war allerdings, ob sich zum Zeitpunkt des Unglücks noch eine weitere Person in dem Geschäft befand. Nach Angaben der Angestellten hielt sich nämlich vor dem Einsturz eine junge Kundin in dem Geschäft auf. Ob sie das Gebäude bereits verlassen hatte, als das Dach in sich zusammenkrachte, war nicht bekannt.
Eine sofortige Suche durch speziell ausgebildete Personen-Suchhunde der Rettungshundestaffel erbrachte keine Anzeichen auf die möglicherweise von den Trümmern begrabene Frau. Allerdings hatte die Besatzung eines Polizeihubschraubers mit Hilfe der Wärmebildkamera eine Wärmequelle in dem Gebäude registriert. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass es sich dabei um eine verschüttete Person handelt.
Feuerwehr und THW sicherten das einsturzgefährdete Gebäude so gut es ging ab und begannen zugleich mit dem Abtragen der Dachkonstruktion, um in das Gebäude vorzudringen und weitere Suchmaßnahmen zu ermöglichen. Unter anderem kamen drei Autokräne zum Einsatz, Rettungskräfte wurden abgeseilt. Die Bemühungen an der Unglücksstelle liefen auf Hochtouren, die Einsatzkräfte richteten sich auf eine lange Nacht ein.
Rund 200 Einsatzkräfte waren heute Nacht vor Ort.
Gegen 0 Uhr rückte erneut der Polizeihubschrauber an, schwebte mehrere Minuten über dem Areal. Die Wärmequelle sei nach wie vor vorhanden und befinde sich immer noch an derselben Stelle, berichtete Polizei-Chef Rewitzer über den aktuellen Stand. Allerdings lasse sich diese Wärmequelle nicht näher identifizieren. „Wir versuchen alles Menschenmögliche, um zu dieser Stelle vorzudringen“, versicherte Rewitzer – doch das war angesichts der Trümmer nicht einfach.
Die Einsatzkräfte zogen alle Register, um zu klären, ob noch eine Person in dem Gebäude ist.
Die Einsatzkräfte hatten vom benachbarten Getränkemarkt her ein Loch in die Wand geschnitten, um in das teilweise eingestürzte Gebäude vordringen zu können. Gegen 0.20 Uhr wurde erneut ein Suchhund in die Trümmer geschickt – ohne Ergebnis.
Wenig später kam noch einmal die Wärmebildkamera aus dem Hubschrauber zum Einsatz; die Bilder wurden live in den Wagen der Einsatzleitung am Boden übertragen. Nach der Auswertung der Aufnahmen und einer weiteren Besprechung wurde gegen 0.45 Uhr erklärt: Man könne nicht ausschließen, dass sich eine Person unter den Trümmern befindet. Offenbar liege Schutt über der registrierten Wärmequelle.
Letztlich gelang es laut Rewitzer den Einsatzkräften aber, bis zu der Stelle vorzudringen, wo die Wärmequelle registriert worden war. In diesem Bereich sei aber keine Person gefunden worden. Möglicherweise habe ein Lüftungsschacht oder ein ummanteltes Rohr die Wärme abgestrahlt; genau konnte man es nicht sagen. Die Personen-Suche wurde jedenfalls gegen 1.30 Uhr abgebrochen. Nach Angaben der Polizei hatte man bis zu diesem Zeitpunkt – fast sieben Stunden nach dem Unglück – auch keine Meldung über eine vermisste junge Frau vorliegen.
Das eingestürzte Dach von oben (Foto: Feuerwehr Schrobenhausen/Facebook)
Um das laut Polizei einsturzgefährdete Gebäude wurde schließlich ein Bauzaun errichtet. Am heutigen Freitag wird die Kripo die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks fortführen. Dazu wird vermutlich von Seiten der Staatsanwaltschaft auch ein Gutachter hinzugezogen. Bislang ist völlig unklar, warum die Dachkonstruktion in sich zusammengekracht war.
Der Kriminaldauerdienst der Ingolstädter Kripo hatte noch am Abend die Ermittlungen zur Klärung des Geschehens vor Ort aufgenommen. Der Sachschaden ist beträchtlich. Zur Höhe konnten bislang noch keine Angaben gemacht werden – sie dürfte allerdings im sechsstelligen Bereich liegen.
Großeinsatz mit unzähligen Helfern und schwerem Gerät.
Neuer Stand: Schrobenhausen: Warum stürzte das Dach ein?
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