Die Stadt hat nun erstmals einen qualifizierten Mietspiegel – Mit dem ist allerdings nicht jeder einverstanden
(ty) Der erste Mietspiegel der Stadt Pfaffenhofen ist fertig. Vom Stadtrat wurde er in der Sitzung am Donnerstag mehrheitlich als „qualifizierter Mietspiegel“ anerkannt. In gedruckter Form liegt er ab der kommenden Woche im Rathaus und bei der Stadtverwaltung kostenlos zum Mitnehmen aus. Im Internet ist der Mietspiegel auf www.pfaffenhofen.de/mietspiegel zu finden. Hier wird auch ein Online-Rechner angeboten, mit dem jeder für „sein“ Objekt die ortsübliche Miete errechnen kann – und daraus erkennt, ob er überdurchschnittlich viel bezahlt oder günstig wegkommt.
Der nun vorliegende Mietspiegel stellt eine Übersicht der gezahlten Mieten in Pfaffenhofen für Wohnraum vergleichbarer Art, Größe, Ausstattung, Beschaffenheit und Lage dar. „Er bildet somit eine repräsentative und rechtssichere Grundlage für die Mietpreisgestaltung und dient verlässlich zur Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete“, heißt es aus der Stadtverwaltung. Diese liegt in Pfaffenhofen noch deutlich unterhalb den Werten in Städten des Münchner Umlands wie Dachau oder Garching – allerdings auch über Nürnberg, Fürth oder Landshut. Die durchschnittliche Nettomiete – unabhängig von allen Wohnwert-Merkmalen – betrug in der Stadt Pfaffenhofen zum Zeitpunkt der Datenerhebung: 7,51 Euro pro Quadratmeter.
Übergeordnetes Ziel für den Stadtrat ist die dauerhafte Sicherung von bezahlbarem Wohnraum in der Wachstumsregion Pfaffenhofen. Dazu dient auf der Stufe der Baulandentwicklung die im vergangenen Jahr erfolgte Ausweitung des Einheimischen-Modells. Darüber hinaus will die Stadt bekanntlich aktiv auf den örtlichen Wohnungsmarkt einwirken, indem sie in den nächsten Jahren insgesamt 30 Millionen Euro in den sozialen Wohnungsbau investiert.
Die im März vergangenen Jahres durch den Stadtrat auf den Weg gebrachte Erstellung des Mietspiegels wird als dritter Baustein gesehen, um den Pfaffenhofenern erschwinglichen Wohnraum zu sichern. Flankiert wird der qualifizierte Mietspiegel durch die Aufnahme der Stadt in den Geltungsbereich der Verordnungen zur Mietpreisbremse und zur Kappungsgrenze, welche die Möglichkeit von Mieterhöhungen zusätzlich begrenzen.
Mit der Erstellung des Mietspiegels war das EMA-Institut für empirische Marktanalysen aus Sinzing beauftragt worden. Mit einbezogen wurde ein Arbeitskreis aus Wohnungsmarktexperten, in dem neben der Stadtverwaltung auch der Mieterverein sowie der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein sowie das Amtsgericht vertreten waren.
EMA-Leiter Dr. Bernhard Schmidt stellte in der Stadtratssitzung den Mietspiegel und dessen Erstellung ausführlich vor. In einer umfassenden Datenerhebung waren Anfang des Jahres 7700 Haushalte in Pfaffenhofen angeschrieben worden. Mit 2000 ausgefüllten Fragebögen war die Rücklaufquote um ein Mehrfaches höher als erwartet. Nach Abzug der Sozialwohnungen und der Daten aus Mietverträgen außerhalb der Vier-Jahres-Frist, ergab sich ein relevanter Rücklauf von 1160 Bögen. Die erhobenen Daten wurden nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden erfasst und ausgewertet, sodass der Mietspiegel vom Stadtrat jetzt mehrheitlich als „qualifiziert“ anerkannt wurde.
Die CSU verweigerte dem Mietspiegel allerdings geschlossen die Anerkennung. Fraktionschef Martin Rohrmann bezeichnete die Daten als „nicht repräsentativ“, weil fünf Sechstel der Wohnungen in Pfaffenhofen eben nicht erfasst worden seien. Außerdem schaffe dieser Mietspiegel nun eine einfache Möglichkeit, die Mieten zu erhöhen, kritisierte er.
Rohrmann verwies auch darauf, dass der „Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein Pfaffenhofen & Umgebung e. V.“ (HWG) den Mietspiegel nicht anerkennt. Der HWG sei nach vorläufiger Prüfung derzeit nicht davon überzeugt, dass der Mietspiegel den anerkannten wissenschaftlichen Gesichtspunkten gerecht werde, hieß es in der Vorlage zur Sitzung. Der Stadtverwaltung liegt indes eine Stellungnahme des beauftragten EMA-Instituts zu dem Schreiben des HWG vor, wonach die anerkannten wissenschaftlichen Gesichtspunkte eingehalten seien. Außerdem sei dem HWG der 38-seitige Arbeitsbericht des EMA-Instituts, in dem die Vorgehensweise erläutert werde, zur Verfügung gestellt worden. Vom hiesigen Mieterverein wird der Mietspiegel übrigens anerkannt.
FW-Fraktionschef Peter Heinzlmair bezeichnete die vorgelegten Daten als „wissenschaftlich ausreichend“, weshalb die Freien Wähler dann auch der Anerkennung zum qualifizierten Mietspiegel zustimmten. Reinhard Haiplik (ÖDP) bezeichnete den Mietspiegel als notwendig. Es sollte zu denken geben, dass die Durchschnittsmieten in Pfaffenhofen höher lägen als etwa in Nürnberg, Fürth oder Landshut, sagte er.
Auch SPD-Fraktionschef Markus Käser warb für die Anerkennung der Daten: Wenn man eine Obergrenze einführen wolle, brauche es einen verbindlichen Maßstab, betonte er. Der Mietspiegel sei deshalb die „logische Konsequenz“. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) erklärte, der Mietspiegel solle zur Dämpfung einer sehr dynamischen Entwicklung bei den Mietpreisen beitragen. Man wolle „exzessive Entwicklungen“ ausbremsen.
Hier stellen wir den Mietspiegel näher vor und erklären, wie Sie anhand Ihrer Daten herausfinden können, ob sie vergleichsweise viel oder eher wenig Miete bezahlen: Zahlen Sie in Pfaffenhofen überdurchschnittlich viel Miete?
