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Im Sommer-Camp bereiten sich derzeit 33 Achtklässler aus der Region auf ihr letztes Schuljahr vor 

(ty) Baden, chillen, ausschlafen? Weit gefehlt! In der zwar sehr idyllisch, aber auch sehr abgelegenen Jugendsiedlung Hochland im Kreis Bad Tölz–Wolfratshausen bereiten sich knapp 150 Kilometer fern der Heimat 33 Achtklässler aus Mittelschulen der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt in den großen Ferien auf die für sie hohe Hürde „Qualifizierender Hauptschulabschluss“ vor. Seit 13. August und noch bis 4. September ist Pauken angesagt. Kooperationspartner für dieses in der vierten Auflage stattfindende Projekt sind die Agentur für Arbeit Ingolstadt und die IHK für München und Oberbayern.

 

Pauken statt mit den Eltern in den Urlaub fliegen? Eigentlich undenkbar! Doch in der großzügig angelegten, von viel Wald umgebenen Anlage nahe der Isar, herrscht kein typisches Schulklima. Die Buben und Mädchen sind während der Unterrichtszeiten in vier Gruppen zu acht oder neunt zusammen. Ausschlaggebend für die Einteilung ist ihr Mathematik-Talent. Die jungen Lehrkräfte, „Teamer“ genannt, unterrichten im Duo oder Trio – dies ermöglicht bei Bedarf eine sehr individuelle, falls notwendig auch sehr persönliche Betreuung.

Der Umgang ist freundschaftlich und vertrauensvoll. Es herrscht eine ruhige, positive und förderliche Lernatmosphäre. Jeder der 16 Teamer ist zugleich als „Zimmerritter“ eingeteilt, was bedeutet, dass er sich auch außerhalb der offiziellen Zeiten um die zwei bis drei Schülerinnen oder Schüler einer Schlafstube kümmert.

 

„Die Jugendlichen sind von Elternhaus und Schule gut vorbereitet angekommen. Nun stehen sie drei Wochen im Mittelpunkt – mit ihren Fähigkeiten und den Themen, die ihnen auch außerhalb der Schule Schwierigkeiten machen. Sie erfahren viel über sich selbst und lernen, langfristig zum Erfolg zu kommen“, sagt Projektleiter Benjamin Rüger von der Leuphana-Sommerakademie der Universität Lüneburg .

Jeweils „nur“ eine Einheit Mathematik, das im Camp „CheckX“ heißt, sowie Deutsch („Lesefit“), ein PC-Kurs und Bewerbungstraining („Auftreten“) stehen von Montag bis Freitag auf dem Programm. Nach der Mittagspause treffen sich die Camp-Teilnehmer zum gemeinsamen Lesen, Sport, Berufsorientierung oder Coaching, ehe die Projekte Musical („Die große Suche“), Holzwerkstatt („Bühnenbild“) und Promotion auf dem Programm stehen. Den Tagesabschluss bilden das Schülerparlament und gemeinsame Freizeit-Aktivitäten, bei denen vor allem das Erleben eigener, bislang meist unbekannter Talente in den Fokus rückt.

Der offene Umgang in kleinen Gruppen fördert die gute Lernatmosphäre 

„Motivation und Verhalten der Teilnehmer entwickeln sich unter gezielter Anleitung stark eigendynamisch. Die Kleingruppen und das Betreuungsverhältnis von 1:2 fördern nicht nur die Lern- und Aufnahmefähigkeit, sondern auch soziale Kompetenzen“, erläutert Camp-Leiter Walther Bruckschen.

Tobias (14) von der Mittelschule in Scheyern, der nach eigenem Bekunden gerne Maler oder Maurer lernen möchte, ist nach einer Woche Camp total begeistert: „Das Camp ist echt der Hammer und ein tolles Erlebnis. Ich habe so eine Gemeinschaft noch nie erlebt“, sagt er. Auch die 15-jährige Ayse von der Gebrüder-Asam-Schule in Ingolstadt schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich finde es hier total cool. Endlich mal weg von zu Hause! Hier findet man schnell Kontakt zu allen und neue Freunde.“ Kinderpflegerin möchte sie gerne werden.

 

Und was ist der Unterschied zum gewohnten Unterricht in der Schule? „Es ist einfach lockerer und entspannter. In meiner Klasse waren wir zuletzt 26, hier nur acht. Die Teamer haben viel mehr Zeit für einen als die Lehrer in der Schule“, erklärt Johannes (15) von der Mittelschule in Neuburg. Und seine Motivation? „Ich möchte etwas für meine Noten tun – besonders Mathe“, erzählt er. Kfz-Mechatroniker, Dachdecker oder Zimmerer würde er gerne werden.

Sophie (15) besuchte im vergangenen Schuljahr die Klasse 8c in der Mittelschule Schottenau Eichstätt. Sie hatte ein wenig Anlaufprobleme im Camp, da „alles etwas ungewohnt war“, wie sie offen zugibt. Doch mittlerweile findet sie es „echt cool“. Insbesondere in Mathe möchte sie sich verbessern: „Hier verstehe ich den Unterrichtsstoff wesentlich besser, da einfacher und verständlicher erklärt wird. Ich habe schon viel gelernt.“

 

Noch bis 4. September läuft das Feriencamp. An diesem Tag findet dann zusammen mit den Eltern eine große Abschluss-Veranstaltung statt, bei der unter anderem auch das Musical und gemeinsames Grillen die Höhepunkte bilden. Mit Beginn des neuen, letzten Schuljahrs werden die jungen Leute von der Leuphana-Sommerakademie aktiv und regelmäßig bis zum Schulabschluss begleitet.

Die Teilnehmer am diesjährigen Commer-Camp kommen aus folgenden Mittelschulen: Gebrüder-Asam-Mittelschule Ingolstadt, Karlskron, Neuburg, Schottenau, Eichstätt, Schrobenhausen, Scheyern, Pfaffenhofen, Manching, Reichertshausen, Sir-William-Herschel-Mittelschule Ingolstadt, Lessing-Mittelschule Ingolstadt.

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