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Die hiesigen Stadtwerke und die Energie-Südbayern betreiben künftig das hiesige Gasnetz – Beim Stromnetz gibt es eine ähnliche Form der Rekommunalisierung

(ty) Das Gasnetz der Stadt Pfaffenhofen ist jetzt wieder in Bürgerhand. Im Rathaussaal unterzeichneten heute Vertreter der Stadt und der Gasversorgung Pfaffenhofen (GVP) einen entsprechenden Konzessionsvertrag. Für diesen weiteren Schritt in Richtung Rekommunalisierung wurde eigens die GVP gegründet, deren Gesellschafter sowohl die Energie-Südbayern (ESB) als auch die hiesigen Stadtwerke sind. Die Mehrheit der Anteile halten dabei die Stadtwerke. Im Vertrag vereinbart ist unter anderem, dass die Stadtwerke die Betreuung der Kunden und die kaufmännische Abrechnung übernehmen. Das 100-prozentige Tochterunternehmen der ESB, die Energienetze Bayern (ENB), gewährleistet indes den technischen Betrieb.

Eine ähnliche Entwicklung gibt es – wie berichtet – auch in Bezug auf das Strometz. Den Zuschlag hatte hier bei der Konzessionsvergabe die Bietergemeinschaft aus den Stadtwerken und der Bayernwerk-AG erhalten. Ab 1. November hat dieses Duo nun das Recht, das Stromnetz im Stadtgebiet zu betreiben. Das bedeutet, vereinfacht gesagt: Diese beiden Partner betreiben künftig zusammen das hiesige Stromnetz, bauen es gegebenenfalls aus und halten es instand. Von den jeweiligen Stromanbietern bekommen sie Geld dafür, dass diese ihren Strom durch das Netz schicken. Die Stadtwerke und die Bayernwerk-AG wiederum müssen an die Stadt Geld überweisen für diese Konzession – sprich: dafür, dass ihnen das Netz überlassen wird. Lesen Sie dazu: Elektrisierendes Engagement.  

Vom Prinzip her ähnlich läuft es bei der Gasversorgung: Die GVP hatte sich hier in einer öffentlichen Ausschreibung für die Gasnetzkonzession gegen einen Mitbewerber durchgesetzt. Zur fristgemäßen Neuvergabe wurde eigens ein „Vergabeausschuss Konzessionen“ eingerichtet. „Der Ausschuss hat großen Wert auf die Durchführung eines transparenten und diskriminierungsfreien Auswahlverfahrens gelegt“, erklärte Vize-Bürgermeister Albert Gürtner (FW), zugleich Vorsitzender des Ausschusses. 

Als Grundlage des Verfahrens wurden Auswahlkriterien mit deren Gewichtung sowie Mindestanforderungen im Rahmen der gesetzlichen Regelungen beschlossen. Im Zuge des Auswahlverfahrens gingen dann zwei verbindliche Angebote ein. Nach einer gründlichen Bewertung der Angebote hinsichtlich der vorab festgelegten Anforderungen, Kriterien und Gewichtungen erhielt das Angebot der Bietergemeinschaft aus Stadtwerke und ESB den Zuschlag im Gaskonzessionsverfahren – weil es die Anforderungen, so wurde mitgeteilt, am umfassendsten erfüllt. 

 "Wichtiger Schritt auf dem Weg zu nachhaltiger Stadtentwicklung"

Ab 1. Januar 2017 betreibt damit die GVP das Gasnetz im Stadtgebiet. Damit sollen die Bürger mehr Einfluss auf die lokale Netzinfrastruktur gewinnen. Die Stadtwerke übernehmen künftig die Koordination der Hausanschlüsse und wickeln die Angebote sowie Aufträge mit den Bürgern direkt ab. „Der Konzessionsgewinn ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg einer nachhaltigen Stadtentwicklung“, konstatiert Bürgermeister Thomas Herker (SPD). „Die Netze bilden das Rückgrat der Energieversorgung. Über das neue Unternehmen können wir nun mehr Einfluss auf die konkrete Entwicklung hier vor Ort nehmen und unsere gesteckten Klimaschutzziele umsetzen.“

Am 27. Oktober 1965 wurde die Gasversorgung der Stadt Pfaffenhofen offiziell in Betrieb genommen. Rund 3,5 Kilometer lang war das Rohrnetz damals. Daran angeschlossen waren die Dr.- Bergmeister-Straße, die Scheyerer Straße, die Straße „Draht“, die Schul-, die Auen- und die Sonnenstraße. Das Gas musste damals unter hohem Druck verflüssigt in Kesselwagen der Bundesbahn von Ingolstadt nach Pfaffenhofen transportiert werden. Hier wurde es dann in einen Behälter mit 28 000 Kubikmeter Fassungsvermögen umgefüllt; das dauerte fünf Stunden. 35 Tonnen Flüssiggas ergaben seinerzeit 17 000 Kubikmeter Gas.

Im Jahr 1975 war das Netz bereits 18,5 Kilometer lang und belieferte 400 Abnehmer. Ein Jahr später konnte Pfaffenhofen nach langwierigen Verhandlungen an das internationale Erdgasverbundsystem angeschlossen werden. Heute hat das Gasnetz eine Länge von 115 Kilometern und versorgt im Stadtgebiet 2300 Anschlüsse.

  

Gas spielt bei der Verwirklichung der Energiewende in Zukunft eine wesentliche Rolle, heißt es aus den Stadtwerken. „Das Medium und die dafür vorhandene Infrastruktur – ein deutschlandweites Gasnetz – eignen sich sehr gut, um momentan nicht benötigte Energie aus Wind- und Sonnenkraft von Strom in Gas umzuwandeln, zu speichern und bei Bedarf wieder in elektrische Energie zurück zu wandeln“, so Stadtwerke-Sprecher Heinz Hollenberger. Die technischen Abläufe und den Stand der Technik erläuterten heute im Zuge der Vertragsunterzeichnung im Rathaus-Festsaal der Technische Leiter der Stadtwerke Sebastian Brandmayr, und Michael Schneider von der Energienetze Bayern (ENB). 

Kunden werden auch zu Produzenten

Die Energiewende bestimmen verschiedene Faktoren – unter anderem Liberalisierung, Regulierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung. Saubere Wind- und Sonnenkraft drängen auf den Markt. „Viele Kunden wandeln sich und bleiben keine reinen Konsumenten mehr – sie produzieren und speichern selbst Energie“, verdeutlicht Hollenberger. Das führe auch zu völlig neuen Anforderungen an das Gasnetz. Dort solle es künftig auch lokale Einspeise von erneuerbarem Gas geben. Die so genannte Power-to-Gas-Technologie spiele eine zentrale Rolle für die Energiewende. Damit könne Strom aus sauberen Quellen über Wochen und Monate gespeichert werden.

 

500 000 Kilometer lang ist das Gasnetz in Deutschland, verzweigt in alle Himmelsrichtungen. Das entspricht 12,5 Erdumrundungen. Das unterirdische Gasnetz fasst bis zu 24 Milliarden Kubikmeter Gas – eine halbe Bodensee-Füllung. Dieses Potential gilt es nach Ansicht der Stadtwerke zu nutzen. Denn Power-to-Gas-Anlagen könnten kurzfristig an- und ausgeschaltet werden, um Bedarfsschwankungen auszugleichen. Außerdem eigne sich das dabei gewonnene synthetische Methan (CNG) auch als Kraftstoff für Erdgas-Fahrzeuge. Derzeit wird die Hälfte der Gebäude in Deutschland mit fossilem Erdgas beheizt. „Synthetisches Methan kann hier langfristig erhebliche Mengen klimaschädlicher CO2- Emissionen einsparen und stellt damit auch einen Schlüssel zum Erreichen der Wärmewende dar“, heißt es aus den Stadtwerken.

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