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Heute soll Ingolstadts Alt-OB Alfred Lehmann (CSU) in den endgültigen politischen Ruhestand verabschiedet werden

(ty) So einen Abgang eines ehemaligen Oberbürgermeisters hat Ingolstadt auch noch nicht erlebt. Und er täuscht auch ein wenig über die große politische Leistung Alfred Lehmanns hinweg. Wegen seiner gleichzeitigen Tätigkeit im Aufsichtsrat des Klinikums, als Stadtrat und als Berater einer Headhunter-Agentur, über die Ingolstadt sich unter anderem den neuen ärztlichen Direktor und auch den neuen Baureferent besorgt hat, wurde Lehmann von der eigenen Partei aufgefordert, seine Ämter niederzulegen.

Und in der heutigen Stadtratssitzung, die ob der zu erwartenden Länge bereits um 12 Uhr beginnt, werden Lehmann und die übrigen Stadträte diesen Schritt offiziell vollziehen. Dass er für seinen nicht ganz so ehrenvollen Abgang die Mehrheit der Stadträte bekommt, steht außer Frage. Zumal ihn die SPD ja lange vor dem „freiwilligen“ Verzicht zum Rücktritt aufgefordert hatte, ebenso die Bürgergemeinschaft. Heute also gilt es nur noch, den Verzicht auf sein Stadtratsmandat und den Rest der öffentlichen Ämter auch offiziell anzunehmen.

Lehmann, der Erfinder des Begriffs vom Bürgerkonzern, der seinen Führungsstil und die Priorisierung seiner Stadtpolitik prägte, ihm aber auch viel Kritik eingebracht hat, hat die Stadt mit seinen Entscheidungen gerade wirtschaftlich enorm vorangebracht. An seinen politischen Leistungen ist er am Ende des Tages sicher nicht gescheitert. Und die waren sicher auch nicht Schuld daran, dass er vor der jüngsten Kommunalwahl als OB-Kandidat zugunsten von Christian Lösel sozusagen zurückgetreten wurde. Auch sein zweiter und ebenso nicht freiwilliger Abgang hat nichts zu tun mit seiner politischen Leistung, sondern mit den doch etwas anrüchigen Paralleltätigkeiten, zu denen er selbst noch gesagt hatte, er sehe nicht, was daran nicht in Ordnung gewesen sein sollte.

Die CSU sah das indes am Ende doch ein wenig anders, gerade im Kielwasser des Klinikums-Skandals, in den Lehmann als Aufsichtsrat selbstredend involviert ist. Eine Welle anonymer Briefe überzog die Stadt. Briefe, die eigentlich nicht besonders übel waren, die indes eine Reihe von Fakten und Behauptungen aufzählten, die zu erklären ihn und die Partei in Erklärungsnot hätten bringen können. Und den Verdacht genährt haben, dass dort, wo viel Rauch ist, auch ein wenig Feuer sein müsste. Ob Lehmanns Abgang nun dazu beiträgt, dieses Feuer zu löschen, bleibt abzuwarten.

Bei allem, was Alfred Lehmann für diese Stadt bewegt hat, hat er mit diesem Abgang von der politischen Bühne seine Anwärterschaft auf den Ehrenbürger-Titel wohl verwirkt. Und zudem einen seiner größten Fehler offenbart. Den, dass er nach seinem Verzicht auf das Amt des Oberbürgermeisters als Stadtrat zurück ins Glied wollte. Vom Chef zum Hausmeister. Und das kann nicht funktionieren.

Hätte er das nicht getan, hätte es diese missliche CSU-interne Äffäre vermutlich nie gegeben. Die aus dem antiken Sparta übernommene Moral seiner Partei, die kannte kaum einer besser als er: Man darf alles machen, sich nur nicht dabei erwischen lassen. Darüber sind in jüngster Zeit bei der CSU schon einige gestolpert. Ob und wie groß der Kollateralschaden ist, das wird sich bei der nächsten Kommunalwahl zeigen.


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