In seiner Jahresabschluss-Predigt schlug der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke auch selbstkritische Töne an
(ty) Die Herausforderungen der Politik und die daraus resultierende Verantwortung als Christen, sowie die nachhaltige Weitergabe des Glaubens und das päpstliche Schreiben „Amorits laetita“ thematisierte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke in seiner Predigt bei der Jahresschluss-Andacht im Eichstätter Dom.
Aus dem bröckelnden Traditionschristentum, das stark getragen worden sei von Gewohnheiten und Brauchtum, gelte es eine Brücke in die Zukunft zu schlagen. „Ergreifen wir unsere Berufung, Zeugen Jesu Christi zu sein, die durch ihr Leben Christus zum Ereignis werden lassen und in die Communio mit Gott in der Kirche einladen“, sagte Hanke in seiner Predigt. Ohne geistliche Vertiefung und der Bereitschaft, Zeugen Christi zu sein, wären sonst auch die in der Diözese Eichstätt neu umgesetzten pastoralen Räume ohne großen geistlichen Nutzen.
Dabei stellte Hanke die Frage, wie die Weitergabe des Glaubens an Kinder und Jugendliche gelingen kann. Dafür seien vor allem Räume von Nöten, die eine Glaubenserfahrung und Begegnung ermöglichen, welche die Freude des Glaubens und die geistliche Lebendigkeit spürbar machen, so wie es Hanke beim Weltjugendtag in diesem Sommer erlebt habe. „Jede Generation muss Christus neu entdecken, ihm begegnen und erkennen, dass die Gemeinschaft mit ihm das Leben bereichert und nicht beschneidet.“
Christsein dürfe nicht nur vom Pfarrer, Kaplan oder Hauptamtlichen abhängen. Durch die Taufe sei jeder Einzelne dazu aufgefordert, die Berufung in die Jüngerschaft Jesu weiterzugeben: „Menschen erfahren durch andere Menschen, dass die Person Jesu und seine Botschaft ein Bedürfnis, eine Sehnsucht ihres Herzens berührt und eine Antwort sein will. Begegnungen, in denen dies spürbar und vom Gegenüber angenommen wird, veranlassen die Menschen irgendwann, aufzubrechen und einen Weg zu gehen, um nach Jesus zu suchen.“
In seiner Predigt würdigte der Eichstätter Bischof das im Frühjahr 2016 veröffentlichte päpstliche Schreiben „Amoris laetita – über die Liebe in der Familie“. Es rufe neu den Wert von Ehe und Familie ins Bewusstsein und wolle den Gläubigen wieder deutlich machen: „Die sakramentale Eheschließung ermöglicht der menschlichen Liebe eine neue Qualität, in der das Ich dem Du durch Christus begegnet und die Liebe von Mann und Frau in Christi Liebe geborgen sein darf".
Wenn man „Amoris laetitia" ernst nehme, so Hanke, dann müsse man aber auch feststellen, dass es in der Pastoral viel zu tun gebe: „Wir in der katholischen Kirche Deutschlands können von der Praxis der Ehevorbereitung anderer Ortskirchen lernen, in denen Brautleute durch eine Art Ehekatechumenat bis zur Trauung begleitet werden." Eine intensivierte Form der Vorbereitung auf die Ehe sei dringend geboten, vor allem deshalb, weil die Bedeutung der Ehe als Sakrament vielfach nicht mehr verstanden werde. Menschen in gescheiterter Ehe bräuchten eine sensible Begleitung, die Barmherzigkeit spürbar mache, „ohne dass die Frage des Schuldigseins und der Zustand des Widerspruchs zum unauflöslichen Ehebund ausgeklammert werden".
Außerdem ging Hanke in seiner Predigt auf die Verantwortung von Christen in der säkularen Gesellschaft ein. Derzeit entstünden in der deutschen Gesellschaft Verunsicherung, wachsende Gereiztheit und sogar Aggression im öffentlichen Miteinander. Die deutsche, wie die europäische Politik erwiesen sich im Blick auf die zahlreichen Herausforderungen und Krisen als schwerfällig und kaum handlungsfähig. Dies führe in manchen Kreisen gar zu politischer Radikalisierung.
Um dem, aber auch den vorschnellen Anklagen und Verurteilungen vorzubeugen, müssten die Verantwortungsträger einen analytischen und therapeutischen Blick beweisen. „Wir Christen sind überzeugt, dass der Weg in eine gute Zukunft eines Tragegerüsts von Werten bedarf, die der Würde des Menschen sowie der Solidarität und Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Miteinander dienen. Durch unseren gelebten Glauben wollen wir dazu beitragen.“
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