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Die Kripo Ingolstadt will mit einem umfangreichen Bekämpfungsansatz gegen die steigende Zahl an Wohnungseinbrüchen vorgehen: Prävention, Fahndung, Ermittlungsgruppe

Audio-Podcast: Der Bürger ist unser bester Fahnder" – Interview mit Kripo-Chef Alfred Grob

Von Tobias Zell

Mit einem Drei-Säulen-Konzept will die Ingolstädter Kriminalpolizei gegen die steigende Zahl an Wohnungseinbrüchen vorgehen. Morgen ist der Tag des Einbruchsschutzes – und das kommt nicht von ungefähr. Denn in der Nacht auf Sonntag wird die Uhr auf Winterzeit umgestellt. Und das bedeutet auch: Jetzt beginnt wieder die Hochsaison der Dämmerungseinbrüche.

Statistisch gesehen wird in Deutschland alle vier Minuten ein Einbruch verübt. Allein in Bayern wurden im vergangenen Jahr rund 5700 Fälle registriert. Der Gesamtbeuteschaden belief sich dabei auf über 21 Millionen Euro. Die Fallzahlen im Bereich der Wohnungseinbruchs-Kriminalität bewegen sich seit Jahren auf „sehr hohem Niveau“, wie die Polizei mitteilt.

Dieser Trend sei ebenso in der Region 10 und nicht zuletzt auch in der Stadt Ingolstadt zu verzeichnen. In der Region 10 standen im vergangenen Jahr 241 Wohnungseinbrüche zu Buche – das waren 62 Fälle oder satte 34,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Ingolstadt gab es 132 Fälle (plus 30), im Stadtbereich Ingolstadt 108 (plus 19). 

Um dieser Entwicklung möglichst wirksam gegenzusteuern, legt die Kripo Ingolstadt nach eigenen Angaben seit Jahren einen Ermittlungsschwerpunkt auf den Bereich der Wohnungseinbruchs-Kriminalität. Und jetzt will die Polizei mit einem eigens entwickelten Drei-Säulen-Modell noch intensiver gegen Wohnungseinbrüche vorgehen, wie Kripo-Chef Alfred Grob darlegt.

Kripo-Chef Alfred Grob erläutert das Drei-Säulen-Konzept der Kripo Ingolstadt zur Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen.

Säule eins fußt auf Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. So soll die Bevölkerung in diesen Tagen wieder verstärkt über Schutzmaßnahmen informiert werden, Verhaltenstipps bekommen und sensibilisiert werden. Herbert Amler, der zuständige Fachberater im Polizeipräsidium Oberbayern-Nord,  berät zum Beispiel kostenlos und vor Ort. Unter der Telefonnummer (08 41) 93 41 – 37 30 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! kann man mit ihm einen Beratungstermin vereinbaren. Er kommt dann vorbei und gibt vor Ort Tipps, wie man sein Haus oder seine Wohnung einbruchssicherer machen kann.

Nach einer Studie gibt sich der klassische Einbrecher nur zwei, drei Minuten, um in ein Haus oder eine Wohnung zu gelangen. Schafft er es in der Zeit nicht, zieht er in der Regel ab, berichten Amler und Grob. Wer also entsprechend gesicherte Fenster und Türen hat, kann die Chance, Opfer eines Einbruchs zu werden, deutlich reduzieren. 

Zudem gibt die Polizei Verhaltenstipps. Derzeit sind bis zu 30 Bereitschaftspolizisten, die noch in der Ausbildung stehen, unterwegs, um die Bevölkerung aufzuklären. Sie klingeln an der Tür, suchen das Gespräch und übergeben den Leuten zwei Flyer. Darauf finden sich konkrete Tipps zum Schutz vor Einbrüchen, Verhaltenstipps und Kontaktinformationen. Mit diesen Besuchen  hat die Polizei in Ingolstadt und den Umlandgemeinden im vergangenen Jahr mehr als 11 000 Haushalte erreicht.

Der einfachste Tipp gegen Einbrecher, wie Fachberater Amler sagt: Das Haus oder die Wohnung sollten von außen so aussehen, als ob jemand zu Hause wäre. So sollte man in Abwesenheit den Briefkasten von Nachbarn leeren lassen, Licht brennen lassen. Keine gute Idee ist es zum Beispiel, während der Abwesenheit alle Rollos zu schließen. Da könne man auch gleich ein Schild aufstellen: Ich bin nicht da, weiß Amler.

Wichtig sei es auch, die Augen offen zu halten, betont Kripo-Chef Grob. Treiben sich immer wieder Leute in einem Wohngebiet herum, die hier nicht leben? Fahren immer wieder fremde Autos durch eine Siedlung? Die Kripo rät, hier wachsam zu sein und bei verdächtigen Wahrnehmungen schnellstmöglich die Polizei zu informieren. Keinesfalls solle man vor dem Griff zum Hörer Angst oder Scheu haben, betont Grob. Es sei die Aufgabe der Polizei, solchen Hinweisen nachzugehen. "Der Bürger ist unser bester Fahnder", sagt er. Im vergangenen Jahr konnten in Bayern zum Beispiel 87 Fälle von Wohnungseinbrüchen durch Hinweise der Bürger aufgeklärt werden.

Die zweite Säule des Wohnungseinbruchs-Bekämpfungsansatzes sind Fahndungsmaßnahmen. Gemeinsam mit benachbarten Dienststellen wurde ein Fahndungsleitfaden entwickelt. Schwerpunkte bilden Stadtteile und Gemeinden, die aufgrund der Auswertung als besonders von Wohnungseinbrüchen betroffen erkannt wurden.  Zudem gibt es mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei regelmäßige, großflächig angelegte Fahndungskontrollen mit uniformierten wie zivilen Kräften in Wohngebieten. „Wir werden bemerkbar auf die Straße gehen“, versichert Grob.

Säule drei umfasst die kriminalpolizeiliche Sachbearbeiten, die vor allem von einer speziellen Ermittlungsgruppe geprägt ist. Der langjährige Leiter der Gruppe, Robert Fitz, übernimmt mit vier, fünf Kollegen die Bearbeitung aller Einbruchsfälle im Dienstbereich der Polizeiinspektion Ingolstadt. Durch diese Bearbeitung „in einer Hand“ sollen Spuren und Erkenntnisse noch besser zusammengeführt und regionale wie überregionale Serienzusammenhänge noch schneller erkannt werden. Fitz & Co. kooperieren mit benachbarten Dienststellen und übernehmen die Sachbearbeitung bei Serienzusammenhängen, zudem analysieren sie Fahndungserkenntnisse und werten diese aus. 

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass im Bereich der Einbruchskriminalität zwischen zwei Tätertypen, nämlich dem regionalen und dem überörtlichen Täter, unterschieden werden muss. 
Beim regionalen Täter handelt es sich in der Regel um den an Geldnot leidenden Kleinkriminellen. Dieser versucht, sich unter anderem mit Einbrüchen finanziell über Wasser zu halten. Der überörtliche Täter dagegen ist häufig Mitglied organisierter Banden, die sich auf Einbrüche spezialisiert haben. Diese Banden sind erfahrungsgemäß nur für begrenzte Zeit zur Begehung von Einbrüchen in der betroffenen Gegend. Wurde die Gegend „abgearbeitet“, so wird die nächste Region aufgesucht. 


Hausbesuch: Junge Polizisten sind derzeit in Wohngebieten im Raum Ingolstadt unterwegs, um auf die Gefahr von Einbrüchen hinzuweisen und Tipps zu geben, wie man sich schützen kann und wo man weitere Informationen bekommt.

Detailliertere Aussagen über „den Einbrecher“ sind schwer möglich. Denn die Aufklärungsquote liegt im Raum Ingolstadt wie in Bayern um die zwölf Prozent. Das liegt daran, dass die Täter in der Regel kaum verwertbare Spuren hinterlassen. Und selbst, wenn es zur Sicherstellung von Spuren kommt, dann müssen die erst einmal jemandem zugeordnet werden können.

Im Zuständigkeitsbereich der PI Ingolstadt wurden im vergangenen Jahr, wie genannt, 132 Fälle von Wohnungseinbruch registriert. Rund 44 Prozent ereigneten sich in den Monaten November und Dezember. Analysiert man die Fälle nach Tageszeit, so ragen die Stunden von 16 bis 22 Uhr mit einem Anteil von rund 35 Prozent heraus.
Die Auswertung nach Tatzeit zeige also eindeutig, dass die Täter bevorzugt im Schutz der Dämmerung während der „dunklen Jahreszeit“ zuschlagen. 

Deshalb rät die Polizei nun, in der Hochsaison der Dämmerungseinbrüche, besonders zur Wachsamkeit. Die Beamten wollen die Bevölkerung verstärkt informieren und selbst Präsenz zeigen. Und die Bürger sollten die Tipps beherzigen. „Lassen Sie im Treppenhaus ein Licht brennen“, rät Fitz. Dann müsse der potenzielle Einbrecher schon davon ausgehen, dass jemand zu Hause ist. „Ingolstadt soll leuchten wie an Weihnachten“, lautet deshalb der überspitzte Rat des Ermittlungsgruppen-Chefs. „Und scheuen Sie sich nicht, die 110 zu wählen.“

Weitere Informationen der Polizei zum Thema Einbruchsschutz gibt es unter www.k-einbruch.de.

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