Marie-Alice Schultz aus Hamburg ist die neue Lutz-Stipendiatin – Schriftstellerin und Bildende Künstlerin
(ty) Mitte November endete die Bewerbungsfrist für das nächste Lutz-Stipendium in Pfaffenhofen, seitdem war die Jury damit beschäftigt, den nächsten Kandidaten auszuwählen. Knapp 60 Bewerbungen waren bei der städtischen Kulturabteilung eingegangen, es galt ihre eingereichten Texte zu sichten und zu (be)werten. Das Stipendium ist bekanntlich dazu bestimmt, Schriftstellern während ihres Aufenthalts in Pfaffenhofen die Möglichkeit zu bieten, literarische Arbeiten zu beginnen, zu realisieren oder fertigzustellen.
Über die Vergabe des Stipendiums für dieses Jahr hat wieder die dreiköpfige Fachjury entschieden. Dabei war es für den Schriftsteller und Kulturreferenten Steffen Kopetzky (SPD), die Journalistin Barbara Fröhlich sowie den Theaterwissenschaftler, Dramaturgen und Philosophen Dr. Lenz Prütting keine schnelle Entscheidung. „Die Jury machte es sich nicht leicht bei der Findung des diesjährigen Stipendiaten – allerdings setzte sich Marie-Alice Schultz aus Hamburg letztendlich klar und deutlich durch“, wurde heute in einer Mitteilung aus dem Rathaus erklärt.
Damit fiel die Entscheidung auf eine Schriftstellerin, die auch in der Bildenden Kunst zuhause ist und diese doppelte Ausrichtung für ihre Arbeit nutzt. „Grund dafür, dass die Wahl auf sie fiel, ist allerdings ihr eingereichter Text“, teilte die Stadtverwaltung mit. Es handelte sich demnach um den Auszug eines Romans, „der aus verschiedensten Perspektiven die Geschichte einer Familie schildert und dabei auch die innerdeutsche Grenze und deren Einfluss auf die Biographien thematisiert“.
Dieses besondere Interesse spiegelt sich auch in der Aussage von Marie-Alice Schultz: „Mein besonderes Interesse gilt Hindernissen, Zäunen und Schwellen. Sie finden mich unterwegs oder in ein Gespräch verwickelt.“ Es sei gerade die Technik des Schreibens, das Verweben von Einzelschicksalen in ihren spezifischen Übergangssituationen über Generationen hinweg, von der die Jury überzeugt sei, dass sie gut für Pfaffenhofen und den zu formulierenden Text geeignet ist. Die Stipendiaten müssen während ihres Aufenthalts in der Stadt einen Text über Pfaffenhofen verfassen – in Anlehnung an den Namensgeber des Stipendiums sozusagen ihren „Zwischenfall“.
Marie-Alice Schultz wurde 1980 in Hamburg geboren. Sie studierte von 2000 bis 2005 Theaterwissenschaft und Germanistik an der Freien Universität in Berlin und begann im Jahr 2010 ihr Studium der Bildenden Kunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Seit ihrem Diplom, das sie 2010 erlangte, arbeitet sie als freie Künstlerin – an der Schnittstelle zwischen Text und Zeichnung, wie sie es selbst formuliert,
2011 erhielt Schultz für ihr Projekt „Stationen, unter anderem. Mögliche Ansagen für den Untergrund“ – eine Sammlung von Texten über die Wiener U-Bahn – das Autoren-Stipendium der österreichischen Hauptstadt. Noch im selben Jahr wurde ihr ein Atelier-Stipendium des österreichischen Bildungsministeriums für die Cité des Arts in Paris zugesprochen.
Mit ihrem Performance-Duo „Harder&Schultz“ gründete sie unter anderem das Künstlerische Bedarfsbüro, ein Kunstfürsorge-Projekt mit eigener Hotline, das erstmals im Wiener „brut“ im Rahmen des Imagetanz-Festivals für Choreografie, Performance und Care zum Einsatz kam. Ihre Texte erschienen unter anderem im „Ziegel: Hamburger Jahrbuch für Literatur“ und in der Anthologie „Federlesen“ der 11. Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung. Im vergangenen Jahr war Marie-Alice Schultz darüber hinaus Stipendiatin der Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und Teilnehmerin des 20. Klagenfurter Literaturkurses.
Die Autorin wird nach Angaben der Stadtverwaltung voraussichtlich Anfang Mai – als vierter Lutz-Stipendiat – in den Pfaffenhofener Flaschlturm ziehen und die Sommermonate in der Stadt verbringen. Sie residiert dann kostenlos in dem historischen Gebäude und erhält auch ein Taschengeld. Am Samstag, 29. Juli, soll sie ihren Text über Pfaffenhofen, ihren „Zwischenfall“, dem Publikum vorstellen.