Logo
Anzeige
Anzeige

"In schwierigem Umfeld haben wir im vergangenen Jahr ein überdurchschnittliches Ergebnis erreicht", heißt es aus der Vorstands-Etage der Hallertauer Volksbank – Im Gespräch mit Andreas Streb und Thomas Lange.

Von Tobias Zell

In der Chef-Etage einer Bank zu sitzen, war vermutlich schon mal einfacher. Die anhaltende Niedrig-Zins-Phase erschüttert das Kerngeschäft der Geldinstitute. Die Differenz zwischen dem Zinssatz, den sie für Kredite verlangen, und dem, den sie Sparern bezahlen können, ist verschwindend gering geworden. Doch genau diese Differenz ist die Haupteinnahmequelle einer Bank. Hinzu kommen immer strengere und diffizilere Vorgaben, die es zu erfüllen gilt – Regulatorik, so lautet das böse Wort. Und als ob das nicht schon reichen würde, ändert sich das Kundenverhalten in Zeiten des Internets mitunter rasant sowie nachhaltig. Auf all das gilt es nicht nur die richtigen Antworten zu finden, sondern zugleich in einem harten Wettbewerb zu bestehen. 

Vor diesem Hintergrund ist es der Hallertauer Volksbank im vergangenen Geschäftsjahr gelungen, nach Steuern sowie nach Zahlung der Dividende an die rund 32 000 Mitglieder unterm Strich sieben Millionen Euro zu verdienen. Damit steigt das Eigenkapital auf 116 Millionen Euro, wie Vorstandsmitglied Andreas Streb im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. „Ein ordentliches Ergebnis“ nennt er das und unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass das Verhältnis der Betriebskosten zum betreuten Kundenvolumen sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert habe. Und das trotz der Lohnsteigerungen. „Kostenbewusstsein“, sagt Streb, „Kostenbewusstsein zahlt sich aus.“

 

Doch manchmal ist man auch machtlos. Die Regulatorik verursacht nämlich schon wieder neue Kosten. Zwei zusätzliche Vollzeit-Stellen mussten laut Streb zum Januar geschaffen werden, um die Vorgaben umzusetzen. Die Zahl der Mitarbeiter ist bei der Hallertauer Volksbank im vergangenen Jahr um drei auf 289 gesunken. Und sie werde weiter sinken, kündigt Streb an – aber nicht durch Kündigungen, sondern über natürliche Fluktuation. Firmenkunden-Berater zum Beispiel werden derzeit gesucht. 

An den 17 Standorten, die die Hallertauer Volksbank unterhält, wolle man festhalten, versichert Vorstandskollege Thomas Lange. Kurz- bis mittelfristig sei jedenfalls an keine Schließung gedacht. „Wir wollen nicht die Bezugspunkte verlieren“, betont er. Und ist sich mit Streb einig darüber, dass die Umwandlung des Standorts Langenbruck keine negativen Effekte hatte. Dort wurde zwar die persönliche Beratung eingestellt, doch firmen-intern erfuhr die Dependance eine Aufwertung. Acht Baufinanzierungs-Experten sind dort nun angesiedelt, die bei Bedarf von der jeweiligen Filiale angefordert werden oder auch direkt zu den Kunden ausrücken. Außerdem ist die EDV-Abteilung jetzt ebenso in Langenbruck niedergelassen wie das Telefon-Service-Center der Bank. Diese Umstrukturierung „war ein großes Projekt im vergangenen Jahr“, sagt Lange, „und wir sind sehr zufrieden damit, wie es anläuft“.

 

Das Kreditgeschäft boomt, heißt es von den beiden Bank-Bossen. Das Kunden-Kreditvolumen ist um stolze 5,6 Prozent auf 944 Millionen Euro gewachsen. Allein im vergangenen Jahr seien Kredite im Umfang von insgesamt 193 Millionen Euro neu vergeben worden – zirka 60 Prozent davon an Privatleute, der Rest an Geschäftskunden. Durchaus selbstbewusst und nicht ohne Stolz präsentieren Streb und Lange diese Zahlen. Denn Kredit-Wachstum sei in den heutigen Zeiten nicht mehr so einfach zu erreichen. 

Die Bilanzsumme ist im vergangenen Jahr um 4,1 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro geklettert, das Kunden-Anlagevolumen um 2,8 Prozent auf 1,06 Milliarden. Angesichts dieser Daten und mit Blick auf das genannte Kredit-Wachstums betont Streb: „Wir haben unsere Bilanz-Struktur weiter verbessert.“ Eine durchschnittliche Genossenschaftsbank habe um die 60 Prozent ihrer Bilanzsumme an Krediten ausgegeben – die Hallertauer Volksbank bringe es auf 69 Prozent. Das klingt nicht nur gut, sondern komme dem Haus zugute. Gerade in der jetzigen Niedrig-Zins-Phase sei der Ertrag durch Kredite besser, als wenn die Bank das Geld selbst auf dem Kapitalmarkt anlegen müsste.

 

Insgesamt hat die Hallertauer Volksbank im vergangenen Jahr 2,82 Milliarden Euro an Kunden-Geldern betreut –  das sind 4,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gut 39 500 Girokonten vermeldet man. Wobei, und da sind wir schon beim nächsten zentralen Thema, auch hier das Internet zunehmend seine Spuren hinterlässt. Hatten im Jahr 2010 gerade mal 14 100 Konten einen Online-Zugang, sind es jetzt fast 21 000. Noch gravierender ist die Entwicklung bei den Konten mit elektronischem Auszug: Hier schnellte die Zahl im genannten Zeitraum von 1000 auf über 12 000. 

Mit der Online-Strategie ihres Hauses zeigen sich Lange und Streb zufrieden. Die neuen Konto-Modelle kommen ihrer Einschätzung nach an. Ab März wolle man in den Filialen Abend-Veranstaltungen unter dem Motto „Online-Banking leicht gemacht“ anbieten. Denn das Angebot sei hier mittlerweile auch sehr vielfältig. Rund 3000 Kunden nutzen inzwischen zum Beispiel das Tagesgeld-Konto übers Internet – und einen Kredit könne man inzwischen bis zu einer Höhe von 25 000 Euro, mit Ausnahme der finalen Unterschrift, online regeln. Das große Ziel, das die beiden Chefs im Blick haben, lautet: „Jedes Bank-Produkt soll auch online möglich sein.“ Dabei solle gelten: „Die einfachen Dinge müssen für den Kunden auch einfach sein.“ 

Das Online-Geschäft wird forciert, keine Frage. Zugleich stellt Streb jedoch klar: „Wir wollen keine Online-Bank werden.“ Man rechne, ergänzt Lange, für die Zukunft mit einer noch deutlicheren Ausdifferenzierung beim Kundenverhalten: „Alltägliche Geschäfte verlagern sich mehr und mehr ins Internet. Aber wenn es dann wirklich um was geht, dann will man sich in die Augen schauen und persönlich beraten werden.“ 

Ein weiterer Beleg für die Entwicklung in Sachen Online-Banking: Die Zahl der klassischen Papier-Überweisungen hat sich bei der Hallertauer Volksbank in den vergangenen drei Jahren von monatlich 30 000 auf zuletzt 20 000 reduziert. Das bedeutet auch, dass die Kunden nicht mehr so oft persönlich in der Filiale auftauchen. Darauf hat man reagiert: Die Schalter-Zeiten wurden zum neuen Jahr reduziert. Die Devise lautet: Moderate Anpassungen anstatt massive Einschnitte. Oder wie Lange es formuliert: „Evolution statt Revolution.“

Die beiden Kapitäne sind jedenfalls zufrieden mit dem in rauer See eingeschlagenen Kurs. „In schwierigem Umfeld haben wir im vergangenen Jahr ein überdurchschnittliches Ergebnis erreicht“, fasst Lange zusammen. Und, ergänzt Streb, „wir werden uns auch weiterhin laufend Gedanken darüber machen, wie und wo wir uns verbessern können“. Eine Fusion sei derzeit für die Hallertauer Volksbank aber kein Thema. „Wir führen diesbezüglich keine Gespräche, unser Haus ist solide und gesund. Wir haben eine Größe, mit der wir zukunftsfähig sind.“


Anzeige
RSS feed