Logo
Anzeige
Anzeige

Der Kirchenmaler und Restaurator Markus Ullrich arbeitet mit seinem Team akribisch daran, die Basilika von Scheyern wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen

  • s1
  • s2
  • s3
  • s4
  • s5
  • s6
  • s7
  • s8
  • s9

Von Alfred Raths 

Einen "großen Brocken" nennt Pater Lukas Wirth, der Cellerar des Klosters Scheyern, die kommende Restaurierung des Hauptschiffes in der Basilika, die einhergeht mit einer Gesamtrenovierung der mit exakt 2526 Pfeifen bestückten Orgel . Bereits seit dem Jahr 2010 sind die Fachleute des Klosters mit den erhaltenden Arbeiten beschäftigt. Derzeit ist Kirchenmalermeister und Restaurator Markus Ullrich damit beschäftigt, das rechte Seitenschiff wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Ihm zur Seite stehen dabei neben dem Maler und Lackierer Lorenz Grünberger auch Frater Wunibald und vorübergehend die italienische Praktikantin Silvia Buzzacarin.

Das größte Problem stelle der Stuck dar, denn er droht nach Jahrzehnten von der Decke zu fallen. Zunächst sind die Kunstwerke deshalb zu festigen, danach werden die alten Anstriche aus den 1970er Jahren entfernt und alsdann auf die ursprüngliche Fassung aus dem Jahr 1770 zurückgegriffen und an den entsprechenden Stellen ein neuer 23,25-Karat-Blattgoldbelag aufgetragen. Die kleinen Kartons mit den hauchdünnen Blättern kosten jeweils bis zu 400 Euro – je nach aktuellem Goldpreis. Einschießen nennt der Fachmann das Auftragen des Blattgoldes auf einem vorher aufwändig vorbereiteten Untergrund. Nach der Trocknung muss das Meisterwerk dann nur noch mit einem Achatstift poliert werden. Eine Geduldsarbeit. 

Bei seiner Arbeit nötigen Ullrich die Künstler Respekt ab "vor dem, was sie damals geschaffen haben". Besondere Höhepunkte im Leben eines Restaurators seine freilich jene, wie es sie bei der Restaurierung der Martinskapelle 2011 gab. "Da kamen plötzlich drei Fresken zum Vorschein", uralt und vielfach überputzt und übermalt. Ullrich musste da mit dem Skalpell arbeiten, um an die interessanten Stellen heranzukommen. "Da steigt das Adrenalin", sagt Ullrich, als er sich wieder an die Arbeit um teilweise 1973 bis 1976 auch noch überstrichenen Stuckteile macht. "Damals wollte man nicht so viel investieren", weiß er.

 

Fehlende Teile kann der Restaurator mit der Hand modellieren. Sind es viele gleichartige, fertigt er einen Abdruck an und stellt sie gleich mehrfach her. Schon aus Sicherheitsgründen müssten diese Ornamente vernünftig befestigt werden, erzählt Ullrich. Bei der Messe in der Basilika sollte ja den Gläubigen nicht der Kalk aufs Haupt rieseln. "Viel Geduld braucht ein Restaurator", betont Ullrich, der pro Apsis ein halbes Monat an Arbeitszeit rechnet. Sechs Apsiden hat ein Seitenflügel in der Basilika. Zwei sind bereits fertig. Da ist also noch viel zu tun.

Der schönste Moment sei, sagt Ullrich, wenn man mit einem Objekt fertig geworden ist. "Dann stelle ich mich fünf Minuten davor und lasse das Ganze innerlich setzen." Niemals aber vergesse er dabei, dass das Kunstwerk eigentlich ja einen anderen Urheber aus längst vergangener Zeit habe.

In der päpstlichen Basilika von Scheyern werden die Restaurierungsarbeiten bald unterbrochen, um im kommenden Jahr mit der Renovierung des Klostergebäudes zu beginnen. Erst 2015 wird am Hauptschiff begonnen, den alten Goldglanz wieder herzustellen. Insgesamt mehrere hunderttausend Euro sind dazu vom Kloster zu investieren.  


Anzeige
RSS feed